Tests bei Mäusen und Minischweinen erfolgreich

Der Clou dabei: Das Schleusermolekül OP lässt sich mit Insulin beladen und nimmt dieses dann auf seiner Reise durch die Haut mit. Wie gut das funktioniert, testeten Wei und seine Kollegen mit Mäusen und Minischweinen, die an Diabetes Typ-1 litten. Sie trugen die Insulin-OP-Kombination auf die Haut der Tiere auf und verfolgten dann mithilfe eines Fluoreszenzmarkers, ob und wie schnell die Molekülkombination die Haut durchdringen konnte.

Insulin in der HautDas grüne Fluoreszieren zeigt an, dass das an OP gekoppelte Insulin die Mäusehaut passiert hat. © Wei et al/ Nature, CC-by 4.0

Das Ergebnis: Tatsächlich durchquerte das an OP gebundene Insulin problemlos die Hautbarriere der Tiere und verteilte sich in ihrer Blutbahn. „Die Fluoreszenz des OP-Insulins verteilte sich innerhalb von 30 Minuten in der gesamten Haut“, berichten die Wissenschaftler. Als Folge sank der Blutzuckerspiegel der behandelten Mäuse und Schweine innerhalb von ein bis zwei Stunden in den Normalbereich – ähnlich schnell wie bei gespritztem Insulin.

Wirkt länger als die Insulinspritze

Im Vergleich zu gespritztem Insulin bot das über die Haut aufgenommene OP-Insulin sogar einen Vorteil. Seine Wirkung hielt länger an als bei gespritztem Insulin. Zudem reicherte sich das OP-Insulin vermehrt in Geweben wie der Leber, dem Fettgewebe und den Muskeln an, die alle eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielen, wie Wei und sein Team feststellten.

Unerwünschte Nebeneffekte zeigten sich hingegen nicht. „Das OP-Insulin durchdrang die Haut völlig nicht-invasiv und ohne Irritationen auszulösen“, berichtet das Forschungsteam. Die Haut der Tiere blieb unbeschädigt und wurde nicht gereizt. „Auch wiederholte Anwendungen verursachten keine strukturellen Veränderungen, keine Vergrößerung der Spalten zwischen den Zellen und keine Anzeichen von Entzündungen oder Zelltod“, so Wie und sein Team.

Nutzbar auch für andere Wirkstoffe

Aus Sicht der Forschenden stellt ihre Entdeckung einen aussichtsreichen Weg dar, Insulin nichtinvasiv über die Haut zu verabreichen. „Das könnte Patienten mit Diabetes von subkutanen Injektionen befreien“, schreiben sie. Bevor die Technik allerdings beim Menschen zum Einsatz kommen kann, sind weitere Studien erforderlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit sicherzustellen und eine präzise, auf die Patienten abgestimmte Dosierung zu ermöglichen.

Sollte sich dieses Verfahren bei Insulin aber als erfolgreich erweisen, könnte es auch für andere protein- und peptidbasierte Therapeutika in Frage kommen, die bislang als zu groß gelten, um die Haut zu durchdringen. (Nature, 2025; doi: 10.1038/s41586-025-09729-x)

Quelle: Nature







20. November 2025

– Elena Bernard/ NPO