Michal Sedláček ist Ballettdirektor an der Oper in Halle und lässt offensichtlich gerne mal die Puppen tanzen. Immer wieder kann man in seinen Choreografien und Inszenierungen auch Kollegen vom Puppentheater der Stadt erleben. Das war in „Alice im Wunderland“ oder in seinem „Nussknacker“ schon auf der Opernbühne zu erleben. „Ich bin ganz verliebt in die Arbeit der Puppenspieler und begeistert davon, was die alles können“, schwärmt der Choreograf.

Ich bin ganz verliebt in die Arbeit der Puppenspieler und begeistert davon, was die alles können.

Michal Sedláček
Ballettdirektor der Oper Halle

Von tschechoslowakischem TV-Klassiker inspiriert

Und diese Liebe wurde nun offenbar erwidert. Christoph Werner, der Chef des Puppentheaters, fragte an, ob sich Sedláček vorstellen könne, mal etwas bei ihm zu inszenieren. Der musste offensichtlich nicht lange überlegen und bringt nun einen Stoff auf die kleine Bühne des Puppentheaters Halle, der ihn schon begeisterte, als er ihn vor vielen Jahren, 1971, im damals noch tschechoslowakischen Fernsehen seiner Heimat sah.

„Romeo a Julie na konci listopadu“ heißt der noch in Schwarz-Weiß gedrehte Film von Jaroslav Balík im Original. Was man mit „Romeo und Julia Ende November“ übersetzen könnte. Im Film, wie auch jetzt auf der Bühne des Puppentheaters, geht es dabei um Karel und Marie, zwei ältere Menschen, die sich ineinander verlieben und dabei auf den Widerstand ihrer Familien stoßen.

Der Chef des Balletts Halle tanzt höchstpersönlich

„Die Aufgabe, die Welt der ewig quatschenden Puppen mit der der stummen Tänzer zu verbinden, hat mich sehr gereizt“, gibt Ralf Meyer zu Protokoll. Der Chefdramaturg des Puppentheaters hat das neue Stück für zwei Tänzer und sehr viele Puppen geschrieben. Hier in Halle heißt es etwas poetischer als im Film „Romeo und Julia im Herbst des Lebens“. Und mit viel Sinn für Poesie hat Michal Sedláček diesen Stoff nun auch inszeniert und sich dabei gleich doppelt mit ins Spiel gebracht.

„Da ich keinen passenden alten Tänzer gefunden habe und es mir wirklich fehlt, auf der Bühne zu stehen, habe ich mich eben selbst besetzt“, sagt Sedláček herzlich lachend. Und macht seiner Tanzpartnerin Yuliya Gerbyna, der 1. Solistin in seiner Tanzcompagnie, ein Kompliment: „Sie ist natürlich nicht alt, wir haben sie nur auf wunderschöne Art alt gemacht – und sie ist einfach fantastisch“, sagt Sedláček.

Momente voll poetischer Magie

Voller fantastischer Momente ist auch das Zusammenspiel von tanzenden Menschen und spielenden Puppen. Letztere übernehmen, von ihren anonymisiert und fast durchweg gesichtslos agierenden Spielern geführt, den sprechenden Part des Abends. Die beiden Liebenden Karel und Marie bleiben stumm, lassen ihre Körper sprechen.

Die austrainierte und auf „alt“ gestylte Yuliya Gerbyna sowie ihr schon etwas der Tänzerfigur entwachsener Partner Michal Sedláček entwickeln dabei eine berührende Schönheit. Ein bisschen fühlt man sich ob dieser stummen Poesie der Körper an die alten Filme mit Pan Tau erinnert. Dem kleinen Ensemble gelingt hier ein wundersamer Abend, der ein Plädoyer für Liebe sein will, die immer und überall auf jeden warten kann. Man muss nur bereit sein, etwas für sie zu riskieren.