Treffen am Samstag in Chemnitz aufeinander: Artur Reis und Mateusz Tryc.
Fotonachweis: Team SES / M. Meier

Die inzwischen dritte SES-Box-Gala im Kraftverkehr Chemnitz bietet zwei sehenswerte WBO-Europameisterschaften – live im MDR.

Am Samstag heißt es endlich wieder: hochklassiger Boxsport im öffentlichen Rundfunk. Viele Jahre war er ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft, doch inzwischen ist das Angebot deutlich geschrumpft. Nur noch der MDR repräsentiert das hiesige Boxen regelmäßig – für viele Boxsportfreunde ein absolutes Highlight.

Ein solches Highlight soll auch die kommende Boxveranstaltung von SES am Samstag in Chemnitz werden. Nach zwei überaus erfolgreichen Events kehrt SES nun zum dritten Mal in die sächsische Stadt zurück und präsentiert gleich zwei internationale Titelkämpfe im Kraftverkehr Chemnitz. Besonders der Hauptkampf verspricht einiges.

Nick-Hannig-Bezwinger Mateusz Tryc verteidigt seinen EM-Titel gegen Artur Reis
Mateusz Tryc stoppt Nick Hannig vorzeitig.
Foto: Marco Baumann

Im vergangenen April schockte der Pole Mateusz Tryc (16-2) die deutsche Boxszene und stoppte WBO-Europameister Nick Hannig (14-2-1) krachend in der zehnten und letzten Runde in Potsdam. Ein großer Erfolg für den knochenharten Tryc, der sich mit dem Titelgewinn auf Platz 7 des WBO-Rankings im Halbschwergewicht vorschob und nun internationale Ambitionen verfolgt.

Diese hegt auch der Wolfsburger Artur Reis (15-1), der sich zuletzt in Magdeburg in einer blutigen Schlacht die IBF-Europameisterschaft im Supermittelgewicht sicherte. Ein starker Erfolg für Reis, der nun jedoch direkt die nächste Titelchance wittert und dafür eine Gewichtsklasse aufsteigt. Er möchte den Titel von Hannig zurück nach Deutschland holen und selbst bei der WBO oben anklopfen – doch der polnische Titelträger zeigte sich im Vorfeld unbeeindruckt und stoisch. Es ist daher von einem knüppelharten Titelshowdown in Chemnitz auszugehen, der die Boxfans in seinen Bann ziehen wird.

Hier stimmt einfach alles: die Wertigkeit des Duells, die Ausgeglichenheit beider Boxer sowie die stilistischen Feinheiten, die ein hartes, offensiv geführtes Duell erwarten lassen. Ein absolut idealer Kampf für eine Liveübertragung im MDR.

Über die boxerischen Basics zum Ziel gelangen
Setzt sich blutig durch: Artur Reis.
Foto: Team SES / P. Gercke

Dass beide Boxer physisch stark sind und sich auch einen harten Schlagabtausch nicht scheuen, ist bekannt. Doch wer wird am Ende die Nase vorn haben – und was wird entscheidend sein? Grundsätzlich hat Reis durch den Heimvorteil die besseren Karten, obwohl Tryc der Titelverteidiger ist. Tryc wird sicherlich erneut versuchen, einen sehr physischen Kampf zu erzwingen. Reis hingegen sollte sich auf seine boxerische Linie besinnen: beweglich bleiben, den Kampf über die Führhand aufbauen und mit variablen Attacken zum Körper dem Polen die Substanz nehmen.

Den Gewichtsklassenaufstieg empfindet Reis eher als Vorteil, da er nun weniger Gewicht machen muss und sich dadurch zusätzliche Energie erhofft: „Das Gewicht sagt mir auf jeden Fall zu. Ich fühle mich jetzt in der Fightweek deutlich besser als beim letzten Mal“, so Reis gegenüber Boxen1.

Einen akribischen Gameplan hat er in der Vorbereitung erarbeitet, der ihn zum Titelgewinn führen soll – dennoch betonte er auf Boxen1-Nachfrage, dass er sich auch einer absoluten Schlacht nicht verweigern wird, wenn es nötig werden sollte: „Wir haben uns einen Plan zurechtgelegt und schauen, wie es im Ring laufen wird. Die Brechstange kann man jederzeit noch herausholen!“

Trainer Dirk Dzemski schwört zum großen Kampf ein
Artur Reis und Trainer Dirk Dzemski.  Foto: Team SES / P. Gercke

Auch Trainer Dirk Dzemski sieht eine große Aufgabe am Samstag auf sein Team zukommen:

„Der Gegner ist sehr, sehr gut, hat nicht umsonst Nick wirklich überzeugend besiegt – ich hätte das so überhaupt nicht erwartet. Ich fand ihn schon sehr dominant. Auch jetzt, in der Zeit bei den Pressekonferenzen, haben wir ihn als sehr ruhig und fokussiert erlebt. Er hat mir schon imponiert“, gestand der erfahrene Coach gegenüber Boxen1.

Dennoch glaubt Dzemski fest an die Qualitäten seines Schützlings, die sich am Samstag durchsetzen sollen:

„Ich denke schon, dass wir die richtigen Waffen haben, um ihn zu besiegen. Er hat ein paar Dinge, mit denen wir ihn knacken können.“

Insbesondere der Aufbau über die Führhand soll den Kampf in die richtigen Bahnen lenken:

„Er ist nicht der Schnellste und ist etwas kleiner als Artur. Ich denke, die Führhand wird sehr, sehr entscheidend sein. Das habe ich auch bei der ersten Pressekonferenz gesagt – dass die Führhand wohl die entscheidende Hand ist. Wenn Artur sie gut etablieren kann, dann sollte das gut laufen für ihn. Ansonsten wird es ein Krieg!“

Armend Xhoxhaj hat die WBO-Europameisterschaft im Cruisergewicht vor Augen
Armend Xhoxhaj.
Fotos: Team SES / U. Koch

Neben dem Hauptkampf wird noch eine zusätzliche WBO-Europameisterschaft ausgetragen – diesmal im Cruisergewicht. Dort steht der renommierte Armend Xhoxhaj (22-4) vor einer weiteren Chance, sich international zu beweisen. Er trifft auf den mehrfachen finnischen Meister Niklas Räsänen (19-4-1).

Xhoxhaj bezwang im Mai 2022 als bislang einziger Profiboxer den SES-Schützling Roman Fress (23-1), doch der ganz große internationale Wurf blieb ihm bislang verwehrt. In einem IBF-Final-Eliminator musste er sich im April 2024 bereits in der zweiten Runde gegen Hüseyin Cinkara (23-0) geschlagen geben – ein herber Rückschlag.

Nun will Xhoxhaj den fünften Sieg in Folge einfahren und mit dem WBO-Titel erneut bei den Weltverbänden angreifen.

Max Suske möchte als stolzer Vater einen weiteren Sieg einfahren
Max Suske.
Foto: Team SES / J. Richter

Auch das Stralsunder Supermittelgewicht Max Suske (11-2) wird in Chemnitz zu sehen sein. In den letzten Monaten wurde es ruhiger um ihn – nicht zuletzt, weil er Vater eines Sohnes geworden ist. Das junge Familienglück ist perfekt, und der Schützling von Georg Bramowski möchte die positive Energie nun auch im Ring entfalten.

Suske trifft auf den Polen Mateusz Pawlowski (3-7), der numerisch zwar keinen beeindruckenden Rekord vorweist. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Pawlowski in zehn Kämpfen noch nie gestoppt wurde und eine solide Amateurlaufbahn besitzt. Zudem waren einige seiner Auswärtsniederlagen durchaus eng – er ist also keineswegs Laufkundschaft, Rekord hin oder her.

Schwergewichtshoffnung Michel Dobler ist ebenfalls im Einsatz
Starkes Duo für die Zukunft: Michel Dobler und Coach Dirk Dzemski.
© Team SES / P. Gercke

Natürlich darf das Schwergewicht bei einer Boxveranstaltung in Deutschland nicht fehlen. Bei SES gibt es seit diesem Jahr einen prominenten Neuzugang in der Königsklasse: den Thüringer Michel Dobler (3-0). Der 2-Meter-Hüne blickt auf eine sehr fundierte Amateurlaufbahn zurück, konzentrierte sich jedoch länger auf seinen akademischen Werdegang. Nach einer langen Ringabstinenz konnte man das Talent überzeugen, eine Profikarriere zu beginnen.

Mit Erfolg: Dobler bestreitet seit April seinen inzwischen vierten Profikampf und ist hungrig auf den vierten Sieg. Erstmals wird er nun über die maximale Distanz von sechs Runden boxen können und bekommt mit dem Tschechen Alessandro Jandejsek (9-5) einen soliden Kontrahenten, der bereits über acht Runden mit dem deutschen Olympiateilnehmer Serge Michel (15-3) ging.

Trainer Dirk Dzemski betont gegenüber Boxen1 insbesondere die große Wissbegierde des Talents – und vergleicht ihn mit früheren Schwergewichtlern, vor denen sich Dobler nicht verstecken müsse:

„Ich habe schon mehrere Schwergewichtler gehabt – Tom Schwarz, Francesco Pianeta, Michael Wallisch. Alles unterschiedliche Jungs, die ihre Qualitäten hatten. Aber ich bin von Michel echt überrascht und überzeugt. Er bringt mit 22 Jahren ein tolles Gesamtpaket mit. Er hatte drei Jahre Pause, kommt dann zurück und entwickelt sich in diesem halben Jahr wirklich sehr gut. Unglaublich – ich bin jedes Mal wieder überrascht, wie schnell er manche Schritte macht“, gestand der schwärmende Trainer.

Agasi Margaryan und Ole Rätzel eröffnen den Kampfabend
Agasi Magaryan
© Torsten Helmke

Der ehemalige Bundesligaboxer Agasi Margaryan (9-1) wird im Mittelgewicht in den Ring steigen. Der Stralsunder ist heiß auf seinen zweiten Kampf im Jahr 2025 und stellt sich dem routinierten Ukrainer Yehor Priadko (1-7-3). Priadko weist zwar eine schwache Bilanz auf, steht jedoch in zwei bisherigen Kämpfen in Deutschland noch ungeschlagen da. So holte er beispielsweise gegen Justin Schmager (6-2-1) ein Unentschieden und möchte auch Margaryan etwas abtrotzen – ein Unterfangen, das sich jedoch als schwierig erweisen dürfte.

Mit Ole Rätzel wird zudem ein Debütant im Superweltergewicht zu sehen sein. Er trifft auf den tschechischen Journeyman Richard Walter (15-41-2), der bereits der Profidebütgegner von Richard Meinecke (5-0) war und in diesem Kampf über die volle Distanz ging.

Das Schwergewicht Ingolf Zocher (2-0) wird hingegen nicht zu sehen sein, da er seinen geplanten Kampf gesundheitsbedingt kurzfristig absagen musste.

Resttickets sind auf Eventim verfügbar – MDR überträgt live ab 22:15 Uhr
Fightposter: Artur Reis vs. Mateusz Tryc

Nur noch wenige Resttickets für die große SES-Box-Gala im Kraftverkehr Chemnitz sind verfügbar und können ab 37,50 € erworben werden. Neben Eventim ist ein Kauf auch an der Abendkasse möglich oder über die SES-Ticket-Hotline (0391/7273720).

Wer nicht nach Chemnitz reisen kann, bekommt die Möglichkeit, die großen Titelhauptkämpfe live am Samstag im MDR ab 22:15 Uhr zu verfolgen.