Die Regierung von
US-Präsident Donald Trump sucht nach kritischen Fragen einer ABC-Reporterin zur
Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi den Sender ABC News weiter zu diskreditieren.
Das Weiße Haus bezeichnete den zum Disney-Konzern gehörenden Sender am Mittwoch
als demokratischen Propagandabetrieb, der sich als Rundfunknetzwerk tarne.

Tags zuvor hatte Trump die leitende Korrespondentin des Senders für das Weiße Haus bereits eine „schreckliche Reporterin“ genannt und ABC News erneut mit dem Entzug der Sendelizenz gedroht

Am Mittwoch leitete die US-Medienaufsichtsbehörde FCC eine formale Prüfung der Verträge zwischen nationalen
Netzwerken und lokalen Sendern ein. Die Untersuchung betrifft laut FCC-Chef
Brendan Carr Fälle, in denen Sender aus Gründen des öffentlichen Interesses
Programme nicht ausstrahlen. Die Behörde will klären, ob nationale Netzwerke
lokale Sender für die Nichtausstrahlung von Programmen bestrafen können.

Die Reporterin Mary Bruce hatte Trump am Dienstag während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu persönlichen
Geschäften der Trump-Familie mit Saudi-Arabien befragt. Außerdem merkte sie an, dass Geheimdienste den saudischen Kronprinzen für den Auftragsmord an Khashoggi verantwortlich machen. Trump wies die Erkenntnisse der US-Geheimdienste zurück und beschuldigte die Journalistin, eine „aufsässige Frage“ gestellt zu haben.

© Lea Dohle

Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Es ist nicht der
erste Konflikt zwischen Trump und ABC: Im September hatte Disney die Talkshow Jimmy
Kimmel Live! nach umstrittenen Äußerungen über einen getöteten Trump-Unterstützer
kurzzeitig abgesetzt
. FCC-Chef Carr hatte damals mit Ermittlungen gedroht,
sollten lokale Sender die Show weiter ausstrahlen. ABC News hatte im Dezember
15 Millionen Dollar an Trumps Präsidentenbibliothek gezahlt, um einen anderen
Rechtsstreit beizulegen. Der Sender lehnte eine Stellungnahme ab.

Erst am Freitag hatte Trump zudem Catherine Lucey, die
Korrespondentin von Bloomberg im Weißen Haus, an Bord der Air Force One beleidigt. Lucey hatte den Republikaner
zuvor gefragt, warum er sich so verhalte, wenn in den Epstein-Akten
nichts Belastendes stehe. Daraufhin zeigte Trump auf sie und sagte: „Sei
still. Sei still, du Schweinchen.“ Ein Vertreter des Weißen Hauses sagte dazu nun: „Wer austeilen kann, muss auch einstecken können.“  

Medien unter Donald Trump

Mehr zum Thema

Medien in den USA:
Sie liegen ihm zu Füßen

„Was jetzt? – Die Woche“:
Mit welchen Methoden greift Trump die Medien in den USA an?

Pressefreiheit:
Journalisten verlassen Pentagon wegen neuer Berichterstattungsregeln