Kiel. Die Ortsbeiräte als ehrenamtlich engagierte Stadtteilgremien sollen gestärkt werden: Das hatte die Kieler Stadtverwaltung zuletzt angekündigt. So gar nicht ins Bild passen will da ein Vorgang, der in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Ravensberg, Brunswik und Düsternbrook für Verärgerung sorgte.
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In der Kritik stand die Entscheidung des Tiefbauamts Kiel, sich bei der geplanten Änderung der Verkehrsführung in der Preußerstraße gegen das klare Votum von zwei Stadtteilgremien zu stellen.
Wie berichtet, hatte das Tiefbauamt dem Ortsbeirat Ravensberg, Brunswik und Düsternbrook sowie dem Ortsbeirat Mitte im Juli zwei Varianten eines Planungsentwurfs vorgelegt, wie sich die Sicherheit des sehr regen Fuß- und Radverkehrs in der Umgebung der Preußerstraße verbessern ließe. Zudem hatte die Behörde um eine Priorisierung gebeten.
Einbahnstraßenregelung war Vorzugsvariante der Stadt
Eine Variante zeigte die geplante Lösung unter Beibehaltung des Begegnungsverkehrs in der Preußerstraße. Die zweite Variante sah – als ausdrückliche Vorzugsvariante des Tiefbauamts – die Einführung einer Einbahnstraßenregelung auf einem Teilabschnitt vor, um im Kreuzungsbereich zur Holtenauer Straße mehr Platz für den Radverkehr zu schaffen. Um die in der Gegend ansässigen Unternehmen einzubeziehen, hatte auch der Gewerbeverein „Die Holtenauer“ die Pläne erhalten.
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In der jüngsten Sitzung teilte der Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Ruoff (Grüne) die Entscheidung des Tiefbauamts mit: „Aufgrund der Einwände der Gewerbetreibenden hat sich die Verwaltung für die Variante ohne Einbahnstraßenregelung entschieden, sodass der Begegnungsverkehr weiter bestehen bleibt.“ In der Mitteilung heißt es: Die Geschäftsleute hätten gegenüber der Stadt die Befürchtung geäußert, dass die Erreichbarkeit der Ziele in der Preußerstraße, besonders des Parkhauses, durch eine Einbahnstraßenregelung stark eingeschränkt würde. Ruoff zeigte sich irritiert über die Entscheidung.
Um den berechtigten Interessen der Gewerbetreibenden Rechnung zu tragen, musste die Idee einer Einbahnstraßenregelung verworfen werden.
Peter Bender
Tiefbauamtsleiter
Diese weiche von den im Juli nach umfassender Diskussion einstimmig beschlossenen Voten der betroffenen Stadtteilgremien ab, begründete der Vorsitzende sein Missfallen: „Sowohl der Ortsbeirat Mitte als auch wir hatten uns für die Variante mit Einbahnstraßenregelung ausgesprochen, bei der das Parkhaus von beiden Seiten angefahren werden kann.“ Auch das Tiefbauamt selbst hob in der aktuellen Mitteilung erneut die „weiterhin wesentlichen Vorteile für die Leichtigkeit und Sicherheit des Verkehrs“ dieser Variante hervor.
Stadt gibt Interessen der Geschäftsleute den Vorrang
Tiefbauamtsleiter Peter Bender erklärt den Kurswechsel auf Nachfrage: „Um den berechtigten Interessen der Gewerbetreibenden Rechnung zu tragen, musste die Idee einer Einbahnstraßenregelung verworfen werden.“ Die Einwände bezüglich der Anlieferung der Geschäfte hätten nicht befriedigend beantwortet werden können.
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Man habe jedoch die Voten der Ortsbeiräte nicht ignoriert, sondern sei diesen „grundsätzlich, aber nicht vollumfänglich gefolgt“, sagt Bender. Denn: „Es wird eine Veränderung der Verkehrsführung für den Radverkehr in der Preußerstraße geben, so wie es von beiden Ortsbeiräten goutiert wurde. Nur die durch die Ortsbeiräte goutierte Veränderung der Verkehrsführung für den Kfz-Verkehr wird aufgrund der berechtigten Einwände der Gewerbetreibenden nicht umgesetzt werden.“
Alexander Ruoff kündigte an, sich jetzt mit den Mitgliedern des Ortsbeirats Mitte bezüglich einer gemeinsamen Reaktion zu besprechen. Sitzungsgast Michael Richter teilte das Unverständnis des Gremiums über die Entscheidung der Stadt: Bei Beibehaltung des Begegnungsverkehrs müsse sich der Radverkehr in der Preußerstraße nach wie vor „durchwurschteln“, sagte Richter: „Das ist überhaupt keine Verbesserung zu jetzt.“
KN