Die Ganztagsbetreuung ermögliche es Eltern – insbesondere Müttern –, Beruf und Familie besser zu vereinbaren, so der Verband der freien Kita-Träger in Stuttgart. Foto: dpa
Weniger Ganztag und höhere Kosten drängen Frauen in alte Rollenmuster zurück, argumentieren freie Träger. Was es für sie bedeuten könnte, wenn sie bei den Plänen nicht mitziehen.
Der Verband freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS) kann die Ankündigung der Verwaltung sowie von CDU und Grünen nachvollziehen, die Elternbeiträge für Kitas zu erhöhen. Denn die Sach- und Personalkosten sowie die Anforderungen seien erheblich gestiegen.
Der Verband fordert allerdings auch: „Die Gebühren sollten für alle Angebotsformen gleichmäßig und insgesamt moderat steigen.“ Die VFUKS-Vorsitzende Waltraud Weegmann ergänzt: „Kita-Gebühren dürfen nicht dazu dienen, Haushaltlöcher zu stopfen. Kitas sind eine Investition in die Zukunft. Gebühren, die die Ganztagsbetreuung unverhältnismäßig verteuern, drängen Frauen in alte Rollenmuster. Das lehnen wir ab.“
Zum Hintergrund: In den ursprünglichen Vorschlägen der Stuttgarter Verwaltung zur Haushaltskonsolidierung war vorgesehen, dass die Kita-Gebühren im Ganztag deutlich stärker steigen als für Halbtagsplätze beziehungsweise Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten. Insgesamt waren drastische Erhöhungen vorgesehen. Im Extremfall hätte ein Krippenplatz inklusive Früh- und Spätbetreuung statt heute 256 Euro im Jahr 2031 bis zu 828 Euro kosten können.
Wie hoch die Kita-Gebühren künftig sein werden, ist noch unklar
Dazu wird es nicht kommen. Mehrere Gemeinderatsfraktionen haben früh deutlich gemacht, dass sie bei einer solchen Erhöhung nicht mitgehen werden. Dass die Kita-Gebühren für städtische Einrichtungen erhöht werden, ist in Anbetracht der desolaten Haushaltslage in Stuttgart aber sehr wahrscheinlich.
Die freien Träger legen die Gebühren für ihre Kitas selbst fest. Allerdings bekommen sie hohe Förderungen von der Stadt. In einem gemeinsamen Antrag von CDU und Grünen ist zu lesen, dass die Anpassung der Elternbeiträge zu einer Verbesserung der Einnahmesituation bei den freien Trägern führen würde. Daher könnten die Fördersummen verringert werden. Für die Kitas in freier Trägerschaft heißt das, dass sie ihre Gebühren ebenso anheben müssen wie die städtischen Kitas, wenn sie nicht auf Einnahmen verzichten wollen.
Waltraud Weegmann Foto: Konzept-e
„Die Überlegung, den freien Trägern im Gegenzug die Förderung zu kürzen, lehnen wir ab. Die Träger benötigen für eine qualitativ hochwertige und bedarfsorientierte Arbeit eine sichere und kostendeckende Finanzierung“, so Weegmann. Sie fügt hinzu: „Stuttgart kann auf sein vielfältiges Kita-Angebot stolz sein, das den Eltern Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Konzepten und hoher Qualität bietet.“
Damit bezieht sie sich auch darauf, dass viele der Kitas, die unter dem Dach des VFUKS organisiert sind, am Ganztag festhalten und die Zahl der Plätze mit langen Betreuungszeiten nicht zurückfahren wollen. Aus ihrer Sicht ist es falsch, die Nachfrage nach Ganztagsplätzen mit Hilfe von höheren Gebühren zu steuern. Denn die Ganztagsbetreuung leiste einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und zur Stärkung der Wirtschaftskraft. Sie ermögliche es Eltern – insbesondere Müttern –, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Diese Argumentation hatte sie auch bereits mehrfach im Jugendhilfeausschuss vorgetragen, wo sie Mitglied ist.
Podiumsdiskussion
Termin
Unsere Zeitung lädt am Samstag, 30. November, zu einer Podiumsdiskussion unter der Überschrift „Kitas in Stuttgart: Weniger Qualität für mehr Geld“. Zu Gast sind Katrin Schulze, Leiterin des Jugendamts Stuttgart, Lucia Teuscher, Bildungsforscherin der Initiative Zukunftsbildung, Julia Wagner, stellvertretende Vorsitzende der Konferenz der Gesamtelternbeiräte der Kitas in Stuttgart, und ein Erzieher. Die Veranstaltung im Kulturzentrum Merlin, Augustenstraße 72, beginnt um 11 Uhr. Sie findet parallel zum Merlin-Familienfrühstück im Café statt, das bereits um 10 Uhr beginnt. Kinder können „Die Sendung mit der Maus“ sehen und spielen.
Anmeldung
Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Darum wird um eine Anmeldung unter www.zeitung-erleben.de/kitakosten gebeten.