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Paris – Jetzt wird es ernst für den chinesischen Online-Modegiganten Shein. Frankreich zieht die Daumenschrauben an: mit einer neuen Steuer, Ermittlungen der Justiz und Klagen französischer Marken.

Das französische Parlament hat in der Nacht zu Donnerstag eine Abgabe auf Kleinsendungen aus Nicht-EU-Ländern beschlossen. Jede Bestellung unter 150 Euro wird künftig mit zwei Euro Extra-Steuer belegt. Die Maßnahme trifft neben Shein auch die chinesischen Onlinemärkte Temu und AliExpress. Nach Angaben der französischen Haushaltsministerin Amélie de Montchalin (40) soll die Maßnahme 500 Millionen Euro pro Jahr einbringen.

Ermittlungen wegen Kinderpornografie

Die französische Justiz ermittelt gegen Shein, weil auf der Plattform Sexpuppen mit kindlichem Aussehen entdeckt wurden. Der Verdacht lautet auf Verbreitung kinderpornografischen Materials. In diesem Jahr verhängte Frankreich gegen Shein bereits Geldstrafen von rund 200 Millionen Euro.

Aber damit nicht genug. Rund einhundert französische Modemarken, darunter Monoprix und Promod, fordern Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe, so der Anwalt Cédric Dubucq. Ihr Vorwurf: unlauterer Wettbewerb und Missachtung französischer Vorschriften. Shein überflute den Markt mit synthetischer Billigware, die unter zweifelhaften Bedingungen produziert werde. Shein wies die Vorwürfe zurück. „Es ist bedauerlich, dass diese Akteure den gerichtlichen Konflikt einem konstruktiven Dialog vorziehen“, sagte ein Shein-Sprecher. Es handle sich vielmehr um einen Boykottaufruf.

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Bis zu 34 Millionen Französinnen und Franzosen kaufen regelmäßig bei Shein ein. Erst vor wenigen Wochen hatte der Konzern seinen ersten Laden in Paris eröffnet. Weitere Standorte waren geplant, die Expansion ist nun auf unbestimmte Zeit gestoppt. Die EU-Kommission will Zölle auf Kleinsendungen schon 2026 einführen, zwei Jahre früher als geplant. Im vergangenen Jahr kamen 4,6 Milliarden solcher Pakete in die EU, 91 Prozent davon aus China.

Zusätzlichen Ärger bekam Shein zuletzt auch von Greenpeace: Die Umweltschützer fanden in einer Stichprobe gefährliche Chemikalien in Shein-Kleidung, teils mit „extremen“ Überschreitungen der EU-Grenzwerte. Shein erklärte, man nehme die Ergebnisse ernst und werde die betroffenen Artikel vorsorglich aus dem Verkauf nehmen.