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Vorlesewoche in Nawi: In der Bücherei und der Lenneschule finden Aktionen statt. © privat
In Nachrodt und an der Lenneschule erleben Kinder Märchen in mehreren Sprachen und stärken so ihre Lesekompetenz.
Nachrodt-Wiblingwerde – Jonas und Simon kuscheln sich in das übergroße, knallrote Sitzkissen auf dem Boden der Bücherei und hören gespannt zu. Und das, obwohl sie nur die Hälfte von dem verstehen, was Büchereileiterin Stefanie Ingenpaß und Sevgi Sarikaya erzählen. Denn der Vorlese-Nachmittag steht an diesem Dienstag unter dem Motto „Vorlesen spricht Deine Sprache“. Stefanie Ingenpaß und Sevgi Sarikaya erzählen ein türkisches Märchen, abwechselnd auf Deutsch und auf Türkisch. Bilder dazu gibt es auf dem traditionellen, japanischen Kamishibai-Erzähltheater. Neben den Brüdern Jonas und Simon haben auch mehrere Jugendliche an diesem Nachmittag den Weg in die Bücherei in Nachrodt gefunden, es sich gemütlich gemacht und dem Märchen gelauscht.
In der Bücherei waren am Dienstag Sevgi Sarikaya und das japanische Kamishibai-Erzähltheater zu Gast. © Czichowski, Carolin-christin
Wie wichtig es ist, schon den ganz Kleinen Themen wie Integration näherzubringen, weiß Sevgi Sarikaya aus ihrer täglichen Arbeit: Sie ist im Kommunalen Integrationsbüro des Kreises die Koordinatorin für frühkindliche Bildung – und mit dem Kamishibai-Erzähltheater unterwegs in Kitas, Grundschulen und anderen Einrichtungen. Im Rahmen der Vorlesewoche, die traditionell im Vorfeld des bundesweiten Vorlesetages stattfindet, war sie nun also auch zu Besuch in Nachrodt.
Lesefähigkeit stark verschlechtert
Die Lesefähigkeit von Kindern in Deutschland ist ein Problem, etwa ein Viertel der Viertklässler erfüllt die Mindestanforderungen nicht. Das geht aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hervor, die alle fünf Jahre die Lesekompetenzen von Viertklässlern untersucht. Die Lesekompetenz ist demnach hierzulande im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich und hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre deutlich verschlechtert. Experten raten deshalb, schon kleine Kinder an Bücher und das Lesen heranzuführen. Ihnen regelmäßig vorzulesen, ist ein Baustein, um Kinder für das Thema zu begeistern. Hier setzt auch der bundesweite Vorlesetag an.
Und das ganz zur Freude von Simon und Jonas: Die beiden Brüder hören gespannt zu, rätseln mit – und verstehen dank der Bilder des Erzähltheaters sogar ein paar Wörter von dem, was Sevgi Sarikaya ihnen auf Türkisch erzählt. Die Mutter der Brüder, Katrin Schmidt, findet die Aktion gut: „Ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen, deutsch und polnisch“, sagt sie. Davon habe sie immer profitiert.
Auch in der Lenneschule fand vor dem bundesweiten Vorlesetag am Freitag, 21. November, eine Aktion statt: Am Dienstagmorgen war Büchereileiterin Stefanie Ingenpaß dort zu Besuch – und wieder hatte sie Märchen im Gepäck. Diesmal gab es eine fesselnde Version des Märchens „Hänsel und Gretel“, wie die Schule im Nachgang mitteilt. Die Kinder der fünften Klasse tauchten eine Stunde lang in die zauberhafte Welt der Märchen ein. Im Anschluss an die Vorlesestunde konnten die Fünftklässler ihr Vorwissen unter Beweis stellen und erzählten verschiedene andere Märchenvarianten.
Ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen, deutsch und polnisch.
Die Teilnahme am Vorlesetag ist jedes Jahr ein fester Bestandteil der Leseförderung an der Lenneschule. Seit 2004 findet der bundesweite Aktionstag immer im November statt, in diesem Jahr am Freitag, 21. November. Mit dieser Initiative wollen die Organisatoren, Die Zeit, die Stiftung Lesen und die Deutsche Bahn Stiftung, ein öffentliches Zeichen setzen, um sowohl Kinder als auch Erwachsene für die Bedeutung des Vorlesens zu begeistern. Denn Lesen und Schreiben können bedeutet Teilhabe an der Gesellschaft – und die Lesefähigkeiten von Grundschülern hat sich in den vergangenen 20 Jahren nachweislich merklich verschlechtert (siehe Kasten).