Die Neuauflage von „Tarzan“ punktet in Hamburg mit spektakulären Stunts. Doch nicht alles im Dschungel klappt so gut wie die Flüge durch den Saal.
Der Abend beginnt mit einem großen Knall: Dramatisch donnert und blitzt es, als Baby Tarzan mit seinen Eltern vor der Küste eines afrikanischen Landes strandet. Die Familie ist gezwungen, im Dschungel zu leben, bis ein Leopard sie angreift und Tarzans Eltern tötet.
Gorilladame Kala nimmt das Waisenkind auf und wird zur Ersatzmutter – gegen den Willen ihres Gatten und Sippenchefs Kerchak. Tarzan wächst im Clan auf, merkt aber früh, dass er anders ist als die anderen. Entscheidend ist später die Begegnung mit der britischen Forscherin Jane Porter, die Tarzan seine Herkunft hinterfragen lässt: Gehört er zu den Gorillas oder folgt er der menschlichen Liebe zu Jane?
Das Musical lebt von den akrobatischen Flugeinlagen: Allein Tarzan legt pro Show rund 231 Meter in der Luft zurück. Die Darsteller überwinden bis zu 17 Meter an Höhenunterschieden. Mehr als 7.000 Meter Seil wurden im Theater verlegt, um die Abläufe zu ermöglichen.
Das Ergebnis ist eine 360-Grad-Inszenierung, bei der der gesamte Saal zur Spielfläche wird. Wenn sich Tarzan und Jane zum großen Finale über das Publikum schwingen, ist das spektakulär und beeindruckend. Auf den richtigen Plätzen spürt man sogar einen leichten Luftstoß und bekommt kurz Angst, dass die Darsteller den eigenen Kopf touchieren könnten. Doch keine Sorge: Es ist alles genau berechnet.
Das reduzierte Bühnenbild bringt die Dschungelatmosphäre gut herüber. Durch passend ausgesuchte Soundeffekte und eine farbenfrohe Gestaltung entsteht ein glaubwürdiges Urwaldgefühl. Der visuelle Aufwand steckt im Detail: 80 verschiedene Kostüme – viele davon fluoreszierend – prägen das Stück auf der Bühne.
Alexander Klaws überzeugte als Tarzan mit viel Humor, Emotionen und starker Athletik. Der 42-Jährige spielt an 15 ausgewählten Terminen seine Paraderolle, die er bereits bei der ersten Hamburg-Version von 2010 bis 2013 und später auch in Oberhausen und Stuttgart verkörperte. Philipp Büttner, die eigentliche Hauptbesetzung, tritt künftig in große Fußstapfen. Mini-Tarzan, an diesem Abend gespielt von Kinderdarsteller Ivo, kam mit seiner Wärme ebenfalls gut an. Auch die Traurigkeit und die Verzweiflung, weil er doch einfach nur wie alle anderen Affen zur Familie gehören möchte, nahm man dem Jungen sofort ab.