Was für eine irre Dramatik!
Deutschland steht im Halbfinale um den Davis Cup! In Bologna besiegt das Team von Kapitän Michael Kohlmann (51) Argentinien 2:1. Weil Top-Star Alexander Zverev (28), der zum ersten Mal bei einer Endrunde dabei ist, und das Super-Doppel Kevin Krawietz (33) und Tim Pütz (38) die nötigen zwei Punkte holen. Nur Jan-Lennard Struff (35) verliert.
Alexander Zverev (l.) und Kevin Krawietz bejubeln den Sieg gegen Argentinien
Foto: Guglielmo Mangiapane/REUTERS
Vor allem das Doppel hat es in sich. Pütz: „Man spielt nicht viele solche Matches in der Karriere.“ Kann man wohl sagen! Das Duo aus Coburg und Frankfurt hat mächtig Mühe gegen Andrés Molteni (37) und Horacio Zeballos (40).
Immer wieder von den heißblütigen Fans angefeuert, reicht den Südamerikanern ein Break, um Deutschland richtig in Bedrängnis zu bringen: 6:4. Den zweiten Satz muss das DTB-Duo gewinnen, sonst ist ab Freitag Urlaub. Kohlmann: „Die Atmosphäre war riesig. Die argentinischen Fans haben sieben Stunden durchgesungen.“
Kevin Krawietz (r.) und Tim Pütz herzen sich nach dem Matchball
Foto: Alessandro Garofalo/REUTERS
Krawitz/Pütz liefern: 6:4. Der letzte Satz wird nun völlig wild. Es geht in den Tie Break. 6:3 liegen die Weltmeister von 2024 schon vorn, haben drei Matchbälle. Alle vergeben! Auch ein vierter wird nicht verwandelt. Aber sie wehren auch drei Matchbälle ab. Deutschland nur Millimeter vor dem Aus! Zverev fiebert in der Box mit, schreit, klatscht, feuert immer wieder an.
Doch der fünfte Matchball zum 4:6, 6:4, 7:6 (12:10) sitzt! Pure Freude im deutschen Lager! Für Pütz ein nachträgliches Geschenk zum 38. Geburtstag, den er am Mittwoch feierte. „Am Ende gehört auch Glück dazu. Es war schwer, fokussiert zu bleiben am Ende“, sagt Krawietz.
Zwischendurch gibt es eine kleine Schrecksekunde, als Pütz beim Stand von 5:4 im dritten Satz mit einem Return Krawietz am Hinterkopf trifft. Doch der zuckt nur kurz und spielt weiter. Wenig später jubeln beide. Kohlmann: „Das ist nur schwer in Worte zu fassen. Ich bin heilfroh, dass wir gewonnen haben und bin sehr stolz.“
Bevor das deutsche Doppel kurz nach 1 Uhr am Freitagmorgen die nächste Runde perfekt macht, verliert Struff gegen Tomas Martin Etcheverry (26) 6:7, 6:7. Somit muss Zverev gegen Francisco Cerundolo (27) gewinnen, damit es vor dem Doppel noch eine Chance auf die letzten Vier gibt.
Jan-Lennard Struff (l.) und Miachel Kohlmann hatten einiges zu bereden
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Auf die Nummer 3 der Welt ist Verlass, sie gewinnt 6:4, 7:6. Pütz: „Wir haben ein starkes Team, gerade mit Sascha (Kosename von Zverev; d. Red.).“ Der freut sich schon vor dem Doppel: „Ich bin extrem glücklich mit meinem Sieg und dass wir noch weiterkommen können. Ich bin gut gestartet, was gegen ihn wichtig ist, der zweite Satz war dann sehr hart“, sagt der Olympiasieger von 2021.
Er zeigt, dass Cerundolo ihn wohl nur auf Sand besiegen kann. Da verlor er alle drei Matches gegen ihn, nun hat er ihn zweimal in Folge auf Hartplatz geschlagen.
Teamchef Michael Kohlmann (r.) freut sich mit Alexander Zverev
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Am Sonnabend geht es im Halbfinale nun gegen Spanien, das sich ohne Superstar Carlos Alcaraz (22/Oberschenkel-Verletzung) gegen Tschechien 2:1 durchgesetzt hat. Kohlmann: „Gegen Spanien wird es sicher genauso hart wie gegen Argentinien.“
Aber auch da muss ein Sieg her, wenn die Hoffnung auf den vierten Davis-Cup-Sieg insgesamt und den ersten seit 32 Jahren weiterleben soll.