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China-Hersteller Zeekr baut für Europa nicht auf günstige Preise, sondern strebt mit Innovation, Stil und Qualität an, deutsche Premiummarken herauszufordern.

Hangzhou/Amsterdam – Der chinesische Hersteller Zeekr möchte den europäischen Automarkt aufzumischen. Lothar Schupet, ein ehemaliger BMW-Manager, setzt dabei auf ein einfaches, aber wirksames Erfolgsrezept: Mehr Auto fürs Geld – und das mit Stil. Im Vergleich zu den etablierten Marken aus Deutschland und Europa will Zeekr vor allem durch ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen.

Viele Kunden seien laut dem CEO von Zeekr Europa nicht mehr bereit, für ein ähnliches oder gar schlechteres Angebot einer europäischen Marke deutlich mehr Geld zu bezahlen. Zeekr setze deshalb auf volle Ausstattung ohne versteckte Kosten. „Wir verkaufen keine nackten Fahrzeuge, bei denen man noch vieles dazubuchen muss“, betonte Schupet in einem Gespräch mit NZZ aus der Schweiz.

Zeekrs Trumpf im Wettbewerb: Preis-Leistungs-Verhältnis

Zeekr will sich in Europa vor allem durch sein Preis-Leistungs-Verhältnis von der Konkurrenz abheben. Kunden bekommen nicht nur moderne Technik, sondern auch zehn Jahre Garantie – ein Angebot, das in der Branche Seltenheitswert hat. Auch die Fahrleistungen und die Abstimmung des Fahrwerks sollen laut Zeekr über dem Durchschnitt liegen. Fahrleistungen, Materialien und Technologie seien auf einem Niveau, das oft sogar Premiumhersteller übertrifft – ist in dem Interview zu lesen.

Der Shooting Brake Zeekr 001 kommt auch nach Europa. In China lädt das Elektroauto-Facelift in gerade mal sieben Minuten von 10 auf 80 ProzentDer Shooting Brake Zeekr 001 kommt auch nach Europa. In China lädt das Elektroauto-Facelift in gerade mal sieben Minuten von 10 auf 80 Prozent. © CFOTO/Imago

Im Gegensatz zu vielen anderen Autobauern seien bei Zeekr zahlreiche Extras bereits serienmäßig an Bord, verspricht der Chef. Fahrerassistenzsysteme und hochwertige Materialien gehören zum Standard. Das Ziel: Kunden sollen nicht das Gefühl haben, für Komfort und Sicherheit draufzahlen zu müssen.

Zeekr will mehr als nur günstig sein: „Wir verstehen europäische Kunden“

Doch will Zeekr nach Angaben von Schupet nicht nur über den Preis punkten: Das Design spielt für die junge Marke eine zentrale Rolle. „Die Anmutung unserer Produkte macht den Unterschied – der sogenannte ‚look and feel‘“, führt der Leiter des Europa-Geschäfts aus. Hier wolle man sich deutlich von anderen chinesischen Herstellern abheben.

Das globale Designzentrum von Zeekr steht in Schweden. Dort werden die Fahrzeuge speziell für den europäischen Geschmack entworfen. „Wir verstehen europäische Kunden, unser gesamtes europäisches Management besteht aus Europäern“, so Schupet weiter. Zeekr will zeigen, dass chinesische Autos nicht nur preiswert, sondern auch attraktiv und hochwertig sein können.

Zeekr und der Europa-Plan: Forschung, Entwicklung und viel Erfahrung

Ein wichtiger Unterschied zu anderen China-Marken: Zeekr investiert kräftig in Europa. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Göteborg entstand aus einer Abspaltung von Volvo und arbeitet an eigenen Elektro-Plattformen. Auch das Designzentrum ist in Schweden angesiedelt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt mit NIO ein weiterer chinesischer Hersteller.

ZEEKR ist eine weitere aufstrebende Marke aus China, besitzt jedoch eine Menge europäisches Know-how. Der E-Auto-Hersteller gehört zu GeelyZEEKR ist eine weitere aufstrebende Marke aus China, besitzt jedoch eine Menge europäisches Know-how. Der E-Auto-Hersteller gehört zu Geely. © ZUMA Press Wire/Imago

Das europäische Führungsteam setzt auf Erfahrung und ist mit den Besonderheiten der verschiedenen Märkte vertraut. „Das Mutterhaus musste erst einmal lernen, dass es hier 23 verschiedenartige Märkte gibt, nicht nur einen“, erklärt Schupet der NZZ. Diese lokale Kompetenz soll helfen, die Marke in Europa zu verbreiten.

Geely-Tochter Zeekr plant Deutschland-Offensive

In Deutschland will Zeekr dem Vernehmen nach mit drei Modellen starten: dem Kompaktwagen X, dem Shooting Brake 001 und dem Mittelklasse-SUV 7X. Neben reinen Elektroautos plant Zeekr dem Bericht zufolge auch Modelle mit sogenanntem Range Extender, also einem kleinen Verbrennungsmotor als Stromgenerator für mehr Reichweite.

Zeekr will akribisch prüfen, welche China-Modelle auch in Europa Erfolg haben könnten. Man denke sogar darüber nach, neue Fahrzeugsegmente speziell für europäische Kunden zu schaffen. Das Ziel: Für jeden Bedarf das passende Angebot zu bieten – und das zum attraktiven Preis.

Technik und Innovation aus China: Zeekr setzt Maßstäbe

Technisch kann Zeekr mit Innovationsgeist punkten: Die neue Facelift-Version des Zeekr 001 nutzt eine 900-Volt-Architektur, die ultraschnelles Laden ermöglicht. In nur sieben Minuten kommt der Akku so von 10 auf 80 Prozent. Damit erinnert Zeekr an BYD und setzt durchaus Maßstäbe in Sachen Alltagstauglichkeit und Lade-Effizienz.

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Die Zusammenarbeit mit den Konzernschwestern Polestar und Volvo bringt zusätzliche Vorteile: Alle drei Marken nutzen Synergien bei Technik und Produktion, bleiben aber eigenständig. Zeekr-Fahrzeuge werden in China gebaut, könnten aber in Zukunft auch in europäischen Werken vom Mutterkonzern Geely entstehen, falls es wirtschaftlich sinnvoll ist.

Preise bei Zeekr sollen fair bleiben – trotz Strafzöllen

Die von der EU eingeführten Strafzölle auf chinesische Elektroautos will Zeekr eigenen Angaben nach nicht an die Kunden weitergeben. „Die Effizienz unserer Werke ist sehr hoch, die Flexibilität groß“, erklärt Schupet diesbezüglich. Sollte es nötig werden, könne man die Produktion der Modelle auch nach Europa verlagern.

Wichtig sei Zeekr ein nachhaltiges Wachstum, erklärt der Europa-Chef. Man wolle „Schritt für Schritt wachsen“ und setzt dabei auf starke Vertriebspartner wie Emil Frey in der Schweiz. Wann genau Zeekr in Deutschland startet, bleibt noch offen – doch die Weichen für den Markteintritt in der Bundesrepublik sind längst gestellt. (PF)