Am Ende stellen sich die beiden bewusst an den Ausgang und zeigen sich gesprächsoffen. So erfahren sie manchmal auch, warum jemand gekommen ist: Auch dieses Mal kannten einige den Verstorbenen. Sie hätten sich bei ihr für die Möglichkeit bedankt, sich von ihrem alten Schulfreund verabschieden zu können, berichtet Neumann.
Nach ihrer Überzeugung sei das Angebot auch wichtig, um die Endlichkeit des Lebens nicht zu verdrängen: „Tod, Krankheit und Sterben sind irgendwie ins Private outgesourced. Doch gemeinsam diese Themen in den Blick zu nehmen, das brauchen wir wieder mehr.“
Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten habe die Zahl der anonymen Bestattungen zugenommen, ist auch der Eindruck des Pfarrers Michael Dörnemann. Als Domprobst von Essen ist er einerseits Gastgeber für die regelmäßigen Gottesdienste, leitet sie aber auch im Wechsel mit seinen Kollegen. „Es sterben einfach mehr Menschen, die entweder niemanden mehr haben oder bei denen die Angehörigen nicht einsehen, sich um die Bestattung zu kümmern“, erklärt er. „Der Familienzusammenhalt ist nicht mehr so da, Strukturen von Nachbarschaft haben sich verändert.“
Laut Bestattungsgesetz des Landes sind grundsätzlich die nächsten Angehörigen verpflichtet, ihre Toten zu begraben. Gibt es keine nahen Verwandten oder können die Behörden sie nicht rechtzeitig finden, springt das Amt ein – die finanzielle Situation der Familie sei dabei nicht ausschlaggebend, betont die Stadt Essen. Wer finanziell nicht in der Lage sei, könne eine Kostenübernahme beantragen.
„In vielen Fällen liegen zerrüttete oder abgebrochene Familienverhältnisse vor“, heißt es exemplarisch aus der Landeshauptstadt Düsseldorf zu den Gründen. So spiele der demografische Wandel, die Zunahme alleinlebender und vereinsamter älterer Menschen mit geringer sozialer Einbindung vermehrt eine Rolle.
Für Dörnemann als Christ sind die Bestattungen auf Veranlassung des Ordnungsamtes ohne Trauerfeier problematisch: „Ich finde das schon schwierig: Dann ist da jemand einfach so verscharrt worden.“
Die Gottesdienste sollen die Toten aus ihrer Anonymität holen und denjenigen Raum geben, die Abschied nehmen möchten: Oft gebe es eben doch jemanden, in dessen Leben der oder die Tote Spuren hinterlassen habe – als Nachbar, alter Schulfreund oder entfernter Verwandter. Damit sie überhaupt vom Tod erfahren, erscheint vor den Gottesdiensten eine Sammeltodesanzeige in der lokalen Presse.
Andere kommen aus purer Nächstenliebe: So sei es für Christen traditionell ein Werk der Barmherzigkeit, Tote zu begraben – unabhängig davon, ob man jemandem nahestand oder ob es um Unbekannte geht. „Es gibt auch Leute, die kommen jedes Mal“, berichtet Dörnemann