In Garath leben rund 19.000 Menschen aus vielen Nationen, ein Multikulti-Mix, der eigentlich ganz gut und harmonisch funktioniert. Doch in den zurückliegenden Wahlen hat die in weiten Teilen rechtsextremistische Partei AfD immer stärkeren Zulauf erfahren. Nach den Zahlen aus der im Februar stattgefundenen Bundestagswahl könnte es sogar stadtweit erstmals dazu kommen, dass bei der Ratswahl im September ein Wahlbezirk an die AfD geht.

In Garath fühlen sich viele Menschen abgehängt. Dabei wurde in keinen anderen Stadtteil in ganz Düsseldorf in den vergangenen zehn Jahren so viel Geld investiert. 2012 hatte der damalige Oberbürgermeister Thomas Geisel das Stadterneuerungsprojekt Garath 2.0 gestartet, das mehr als 20 Millionen Euro an Fördergeldern von der EU sowie Bund und Land eingesammelt hat. Viel Geld floss dabei in Projekte, die Garath für die Bewohner attraktiver gemacht haben: Fast alle Spielplätze wurden neu gemacht, das zentrale Bürgerhaus, die in Kulturhaus Süd umbenannte Freizeitstätte, wurde aufwendig saniert. Die Hauptschule wurde in eine Gesamtschule umgewandelt, in der in diesem Jahr die ersten Abiturzeugnisse verliehen werden. Eine Maßnahme, die das Selbstwertgefühl der Garather stärken soll.

Und natürlich müsste man den Geldsack noch viel weiter aufmachen, um alle Bausünden aus der Entstehungszeit des Stadtteils auszumerzen. Garath entstand in den 1960er-Jahren am Reißbrett, um mehr Platz für die wachsende Stadt zu schaffen. Immerhin hat man dabei nicht alles Grün zubetoniert.

Damals wurde dem Stadtteil neben einem Hauptzentrum vier Nebenzentren mit Geschäften verpasst, keines hat die vergangenen Jahre überlebt. Die Attraktivierung der Quartiere steht nun in der Fortführung des Projektes Garath 2.0 an. Aber natürlich dauert alles lang, für manche zu lang, um nicht doch bei der nächsten Wahl ein Kreuz bei der AfD zu machen.

Auch die Mitglieder der Bezirksvertretung 10 wünschten sich von der Verwaltung des öfteren ein schnelleres Tempo. So wurde der Umbau der Bezirkssportanlage an der Koblenzer Straße schon vor Jahren beschlossen, Anfang 2025 erfuhr die BV, dass die Umsetzung nicht vor 2027 kommt. Nicht nur Burkhard Schnieder (SPD) und Cordula Klahn (Grüne) fragen sich – und die Verwaltung – da immer wieder, wie man das noch den Menschen vor Ort kommunizieren und dafür Verständnis erwarten soll.

Bei der Landtagswahl 2017 errang die AfD in Garath aus dem Stand heraus 15 Prozent der Stimmen. Für die damalige Leiterin der Freizeitstätte (heute Kulturhaus Süd), Maren Siegel, war das der Anlass, darüber nachzudenken, wie man im Stadtteil die Demokratie fördern kann. Man müsse bei den Kindern ansetzen, sagte sich Siegel damals und begeisterte viele Mitstreiter mit der Idee, im Stadtbezirk 10 das erste und bislang einzige Kinderparlament (Kipa) Düsseldorfs zu gründen.

Wegen der Corona-Pandemie wurden der erste Jahrgang ausgebremst, doch inzwischen diskutieren die Vertreter im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren, die aus den Schulen des Stadtbezirks kommen, über viele Anliegen und bringen diese dann in ihren Sitzungen zur Abstimmung und dann zur möglichen Umsetzung in die Bezirksvertretung ein. Alle zwei Jahre wird neu gewählt. Vor der Bundestagswahl hat das Garather Kinderparlament interessierte Kinder zu einem Workshop eingeladen, der von der Organisation „Demokratie lernen“ durchgeführt wurde.

Und auch die Organisation SOS-Kinderdorf, die seit 2014 stetig ihr soziales Engagement im Stadtteil erweitert, steht mit allen Mitarbeitenden für die Werte der Demokratie ein. Seit mehreren Monaten hängt an der Zentrale an der Matthias-Erzberger-Straße ein riesiges Banner, auf dem steht: „Gemeinsam für Vielfalt, für Menschlichkeit, Solidarität, für eine bunte und offene Gesellschaft.“ Doch bei Worten allein soll es nicht bleiben.

Unter dem Motto „Unser Garath – Vielfalt verbindet“ plant das Stadtteilteam Garath für Anfang Juli eine Woche der Demokratie im Stadtteil. SOS hatte 2024 den Zuschlag bekommen, das Quartiersmanagement weiterzuführen. Ziel dieser Woche ist es, „ein starkes Zeichen für Demokratie, Respekt, Toleranz und den unschätzbaren Wert unserer vielfältigen Gemeinschaft zu setzen. Wir möchten zeigen, was Garath ausmacht und wie wir unser Zusammenleben aktiv und positiv gestalten können“, teilt das Stadtteilteam mit.

Da eine solche Woche vom Mitmachen lebt, sind Vereine, Institutionen, Initiativen, Schulen, Kitas, Unternehmen und engagierte Bürger und Bürgerinnen eingeladen, sich mit Aktionen, Veranstaltungen oder Ideen an der Demokratiewoche zu beteiligen: Ob Diskussionsrunde, kleines Fest, kreativer Workshop, Tag der offenen Tür, Lesung, sportliche Aktion oder eine ganz andere Idee – jeder Beitrag, der das Motto aufgreift und das Miteinander fördert, ist willkommen. Melden kann man sich unter info@unsergarath.de