1991 waren „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Kevin – Allein zu Haus“ große Kassenerfolge. Doch auch ein Drama – eine Fluchtgeschichte, die bis heute Diskussionen hervorruft – erwies sich als Publikumshit, der mittlerweile aber so gut wie vergessen ist.
Zu Beginn der 1990er-Jahre verbuchten die deutschen Kinos mehrere enorme Publikumserfolge. Kevin Costners Western-Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ zog bundesweit 6,7 Millionen Menschen an und zählte zu den meistgesehenen Produktionen des Jahres. Auch „Kevin – Allein zu Haus“ avancierte mit 6,5 Millionen Besucherinnen zu einem gewaltigen Hit. Ein weiterer Film erreichte zwar deutlich weniger, aber dennoch beeindruckend viele Zuschauer*innen – heute jedoch ist er nahezu in Vergessenheit geraten, obwohl der Titel damals (wie auch heute) beträchtlichen Diskussionsstoff lieferte.
Diese Bestseller-Verfilmung war 1991 ein Kino-Hit
„Nicht ohne meine Tochter“ (1991), die Verfilmung eines autobiografischen Bestsellers, zog hierzulande mehr als 4 Millionen (!) Zuschauer*innen an und erreichte damit ein Niveau, das kaum jemand erwartet hatte. Das Drama wurde zu einem der meistdiskutierten Titel des Jahres und rückte eine persönliche Fluchtgeschichte in den Mittelpunkt, die bereits als Buch weltweite Aufmerksamkeit erregt hatte.
Die Grundlage des Films bildet der 1987 erschienene Roman der US-Amerikanerin Betty Mahmoody. In ihrem Buch beschreibt sie detailliert, wie sie mit ihrer Tochter Mahtob während eines eigentlich harmlos geplanten Familienbesuchs im Iran festgehalten wurde. Der Alltag, der sich daraus entwickelte, war geprägt von Einschränkungen, Konflikten und der Frage, ob und wie eine Rückkehr in die USA möglich sein könnte. Die Veröffentlichung des Buches löste international großes Interesse aus und wurde rasch zu einem Bestseller, der intensiv diskutiert wurde.
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Für die filmische Umsetzung orientierte sich Regisseur Brian Gilbert („Wilde“) eng an der Struktur des Romans und konzentrierte sich auf die wichtigsten Stationen dieser Ereignisse. Die Hauptrolle der Betty Mahmoody übernahm Sally Field („The Amazing Spider-Man“), die zu dieser Zeit bereits zu den bekanntesten US-Schauspielerinnen gehörte. Ihre Darstellung legt den Fokus auf die täglichen Herausforderungen, die Ungewissheit der Situation und die Versuche, für ihre Tochter Stabilität zu bewahren.
An ihrer Seite trat Alfred Molina („Spider-Man: No Way Home“) als Ehemann Moody auf. Molina, der damals bereits international Erfahrung gesammelt hatte, verkörpert die Figur als Mann, der zunehmend zwischen familiären Erwartungen, gesellschaftlichem Druck und persönlichen Entscheidungen zerrieben wird. Sein Zusammenspiel mit Field bildet den Kern der Konflikte, die die Handlung vorantreiben. Wenn ihr euch davon selbst ein Bild machen wollt, empfehlen wir euch das Drama ganz einfach bei Prime Video zu streamen*. Als Vorgeschmack hier der Trailer:
„Nicht ohne meine Tochter“ sorgte für volle Kinos und Diskussionen
Nach dem Kinostart entstand rasch eine breite öffentliche Diskussion über den Film. Kritische Stimmen warfen der Verfilmung vor, ein einseitiges Bild des Iran zu zeichnen und dabei individuelle Erfahrungen als allgemeingültig erscheinen zu lassen. Andere verwiesen darauf, dass die Handlung bewusst aus der Perspektive Betty Mahmoodys erzählt werde und deshalb nicht als umfassende Darstellung des Landes verstanden werden müsse. Als Gegenentwurf zum Kinofilm entstand 2002 sogar eine Doku, „Ohne meine Tochter“, die die Perspektive von Mahmoodys Ehemann beleuchtet.
Für Betty Mahmoody selbst hatte der Erfolg weitreichende Folgen. Das internationale Interesse führte dazu, dass sie weltweit Vorträge hielt und sich zunehmend in Organisationen engagierte, die Familien in binationalen Konfliktsituationen unterstützen. Gleichzeitig wurde sie über Jahre hinweg Teil von Debatten darüber, wie persönliche Erlebnisberichte in der Öffentlichkeit wahrgenommen und interpretiert werden.
Obwohl „Nicht ohne meine Tochter“ zu den erfolgreichsten Kinofilmen seines Startjahres in Deutschland zählte, wird er heute deutlich seltener genannt als andere Produktionen dieser Zeit. Die Medienpräsenz ist zurückgegangen, doch der Film bleibt ein häufig zitierter Fall, wenn es um die Wirkung autobiografischer Geschichten im Kino geht.
So erfolgreich das Drama auch war, es war eine andere Mutterrolle, die Sally Field drei Jahre später einen Oscar einbrachte. Gemeint ist natürlich „Forrest Gump“ (1994). Was der Kinderdarsteller des jungen Forrest heutzutage so macht, erfahrt ihr im folgenden FILMSTARTS-Artikel.
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