Erbe „gerechter“ aufgeteiltAlice und Ellen Kessler änderten ihr TestamentArchivfoto-Die-KESSLER-ZWILLINGE-Alice-und-Ellen-KESSLER-sind-tot-Sie-starben-im-Alter-von-89-Jahren-Alice-und-Ellen-KESSLER-Diie-Kessler-Zwillinge-Verleihung-Bayerischer-Verdienstorden-im-Antiquariat-der-Residenz-in-Muenchen-am-09-07Alice und Ellen Kessler wurden am 17. November tot in ihrem Haus aufgefunden. (Foto: picture alliance / SvenSimon)TeilenFolgen auf:whatsappwhatsapp

Am 17. November starben Alice und Ellen Kessler. Ihr Todesdatum hatten die prominenten Zwillinge selbst festgelegt. Vor ihrem Tod hatten die 89-Jährigen auch ihren Nachlass noch einmal neu geregelt.

Sie haben nichts dem Zufall überlassen. Weil sie kein Pflegefall werden und nicht ins Seniorenheim wollten, entschieden sich Alice und Ellen Kessler am 17. November für einen gemeinsamen assistierten Suizid. Zuvor hatten Deutschlands wohl berühmteste Show-Zwillinge bereits testamentarisch festgelegt, dass sie verbrannt würden und ihre Asche in derselben Urne beigesetzt werden soll wie die ihrer Mutter Elsa und ihres Pudel Yello. „Im Tode vereint. So hätten wir es gern“, erklärten die Kesslers Anfang 2024 im „Bild“-Interview.

Auch an Abschiedsgeschenke für gute Freundinnen hatten sie gedacht und beispielsweise Moderatorin Carolin Reiber mit einem letzten Gruß in Form von Schmuck, den diese stets an den Schwestern bewundert hatte, bedacht. Das Päckchen kam mit dem Hinweis, es erst am 18. November zu öffnen – also einen Tag nach ihrem Suizid.

Entsprechend gut sollen Alice und Ellen Kessler auch ihre Erbangelegenheiten organisiert haben. Da die Zwillinge, die zuletzt gemeinsam in einem Haus in München wohnten, unverheiratet und kinderlos blieben, sollte ihr Vermögen ursprünglich an die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ gehen. Doch vor zwei Jahren änderten die Schwester offenbar ihre Pläne.

„Meine Schwester und ich haben uns besprochen, dass nicht nur einer was haben soll, sondern mehrere“, erklärte Ellen Kessler im Frühjahr 2024 in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung. Sie und ihre Schwester hätten vor, ihr Erbe „etwas gerechter“ aufzuteilen und „nicht alles in einen Topf zu schmeißen“. Nach der Änderung des Testaments erhalte nun auch die Blindenmission CBM, das Kinderhilfswerk UNICEF, das Paul Klinger Künstlersozialwerk und die Deutsche Stiftung Patientenschutz einen Teil des Vermögens.

„Sehr gut verdient“

Wie groß das Erbe ist, verriet Ellen Kessler der „Bild“ damals nicht. Sie betonte aber, dass sie und ihre Zwillingsschwester „sehr gut verdient“ hätten. Ihr Geld hätten sie „nie zum Fenster rausgeschmissen und gut angelegt“. Daher hätten sie nun noch „ein bisschen was auf der Kante“.

„Wir werden nicht mehr so lange leben“, erklärte Ellen Kessler damals bereits – eineinhalb Jahre vor ihrem Tod. Tatsächlich sollen sie und ihre Schwester Alice ihren gemeinsam Suizid von langer Hand gründlich geplant haben. Ursula Bonnekoh, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), erklärte im Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“: „Sie hatten bereits im vergangenen Jahr angefangen, darüber nachzudenken, und in diesem Jahr dann intensiver.“

Die Kessler-Zwillinge sollen, wie es das Verfahren vorschreibt, ausführliche Vorgespräche mit der DGHS geführt haben: „Man muss die Gründe darlegen, wie lange man über diese Entscheidung nachgedacht hat, welche Alternativen in Betracht gezogen wurden und dass es sich um den eigenen Willen handelt, ohne Druck von außen.“ Bei einer Doppelbegleitung in den Tod sei es zudem üblich, dass ein Teil dieser Gespräche getrennt geführt wird, um sicherzugehen, dass jede Entscheidung wirklich eigenständig getroffen wurde, so Bonnekoh. Die Kesslers seien allerdings die ersten eineiigen Zwillinge in der Geschichte der Gesellschaft gewesen: „Aber angesichts ihres Lebens ist das nachvollziehbar.“

Quelle: ntv.de, csp