Teheran (Iran) – Es wird ernst für Teheran: Die iranische Hauptstadt soll nicht mehr auf dem Trockenen sitzen. Mullah-Präsident Massud Peseschkian (71) gibt Anweisung zum Umzug, den er als unausweichlich bezeichnet. „Die Wahrheit ist, dass wir keine Wahl haben“, sagte er.

Der Grund: Teheran trocknet seit Jahren kontinuierlich aus. Zum einen fällt kaum Niederschlag, zum anderen haben die Mullahs durch Missmanagement sich und der Bevölkerung selbst das Wasser abgedreht. Abwässer werden nicht geklärt, Flüssen wird für Stauseen zu viel Wasser entnommen. Und die sind jetzt leer, der Grundwasserspiegel sank dramatisch.

Irans Präsident Massud Peseschkian erklärte eine Verlegung der Hauptstadt für unausweichlich

Irans Präsident Massud Peseschkian (71) erklärte eine Verlegung der Hauptstadt für unausweichlich

Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

Expertenrat aus Deutschland

Teheran muss die Koffer packen! Und dazu holen sich die Mullahs deutsche Hilfe.

„Seit mindestens sechs Jahren wird an Plänen gearbeitet, die Regierung und Verwaltung der Hauptstadt zu verlagern“, erklärt Professor Andreas Dittmann (65) in BILD. Er ist Geograf an der Universität Gießen und in die Umzugspläne involviert. „Ich war bereits in Teheran in Gesprächen mit dem Bürgermeister und lokalen Geografen. Die Pläne sind bereits sehr weit fortgeschritten.“

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Mit anderen Worten: Die Chef-Mullahs retten sich erst einmal selbst. Doch nicht nur Wassermangel belastet die iranische Hauptstadt: „Es gibt weitere drängende Probleme, die für den Umzug sprechen. Die Stadt erleidet jeden Tag einen Verkehrsinfarkt, das wirkt sich dramatisch schlecht auf die Luftqualität aus. Dazu liegt Teheran auf einer tektonischen Bewegungsspalte, viele Hochhäuser würden einem Erdbeben nicht standhalten“, so Dittmann weiter zu BILD.

„Beamten-Satellitenstadt“

Seit 2018 gibt es konkrete Pläne, mit verschiedenen Standorten. Einer davon: Die neue Hauptstadt soll 90 bis 120 Kilometer weiter westlich entstehen, in einer Region, in der es noch ausreichend Wasser gibt. Dittmann: „Es wird eine Beamten-Satellitenstadt entstehen.“ Der Umzug von Regierung und Verwaltung würde zwar nicht die Probleme der Einwohner der Millionen-Metropole komplett lösen, aber eine Entlastung bringen.

Ein Anfang, der allerdings heftigen Widerstand einflussreicher Politiker auf den Plan rief. Viele Personen in hohen Positionen besitzen Immobilien in Teheran und würden sich über einen Wertverlust sorgen, so der Professor. Doch: „Der Umzug ist dringend notwendig. Besser heute als übermorgen.“

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Fotos: X

Professor Dr. Dr. h.c. Andreas Dittmann ist Professor für Anthropogeographie und geographische Entwicklungsforschung am Institut für Geographie der Universität Gießen (Hessen). Seine Schwerpunkte sind u.a. Bevölkerungs- und Stadtgeographie, sein regionaler Schwerpunkt ist u.a. der islamische Orient.