Tanztheater in Görlitz: „Märchenhaft“ im Apollo

Adventszeit ist Märchenzeit. Doch am Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz hat man darauf verzichtet, ein einzelnes Märchen dramatisch nachzuerzählen. Stattdessen will der vierteilige Tanzabend „Märchenhaft“ jeweils einen tieferen Kern bekannter Märchen offenlegen. Der Abend beginnt voller Energie: Sechs Gestalten bewegen sich im Halbdunkel und deuten die Motive von berühmten Märchen an. In „Red“ erzählt Tanzchef Massimo Gerardi nicht von einem verschlungenen Mädchen, sondern von einer Verwandlung. Das Stück „Cinderella“ von Yuri Hamamo fragt, wie viel Freiheit ein gesellschaftlicher Aufstieg wirklich bedeutet. Simone Maier schließlich zeigt mit „Hänsel und Gretel“, wie stark Teamarbeit ist. Insgesamt wirkt der Abend trotz der vier Teile wie aus einem Guss, freut sich der Kritiker Rico Stehfest bei „tanznetz“. Alle Arbeiten schaffen es, die allgemeingültigen Geschichten sehr genau für das Heute zu erzählen und dabei Menschen in jedem Alter anzusprechen.

Weitere Informationen
„Märchenhaft“
Vierteiliger Tanzabend von Rigoberto Fernandez Saura, Massimo Gerardi, Yuri Hamano und Simone Maier

Adresse:
Apollo Görlitz
Hospitalstraße 2
02826 Görlitz

Termine:
14. Dezember, 15 und 19 Uhr

Figurentheater in Bautzen: „Das Wintermärchen“ von Shakespeare

Es muss ein Märchen sein: Ein Despot und Diktator bezichtigt seine Frau und einen befreundeten Herrscher, ihn zu betrügen. In seinem Wahn tötet und verbannt er seine Familie. Doch Jahre später trifft er seine Tochter wieder, die nun den Sohn seines Herrscherfreundes heiraten will. Und für den König Leontes ist es die Möglichkeit zur Reue. „Es zeigt, wie Macht, Fehlentscheidung und Reue funktionieren können“, wird Frank Söhnle in einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“ zitiert. Der bekannte und erfahrene Regisseur für Figuren- und Puppentheater inszeniert in Bautzen die Frank-Fühmann-Fassung des Shakespeare-Stückes, in dem die Zeit, die alles heilen kann, als Marionettentheater. Dafür wurden am Haus zwölf Puppen voller märchenhafter Persönlichkeit gebaut. 

Weitere Informationen
„Das Wintermärchen“ von William Schakespeare

Adresse:
Burgtheater
Ortenburg 7
02625 Bautzen

Dauer: 80 Minute, keine Pause

Termine:
19. Dezember, 19:30 Uhr

Musiktheater in Dresden: „La Bohème“ an der Staatsoperette

Es ist eine der traurigsten Opern im Repertoire: „La Bohème“ von Giacomo Puccini. Am Weihnachtsabend sitzen die vier Künstlerfreunde frierend und hungernd in ihrer kleinen Wohnung. Das große Licht für Rodolfo ist aber nicht der Geldsegen eines Freundes, sondern das Auftauchen der neuen Nachbarin Mimi. Die Beziehung wird zum Auf und Ab, bis sie sich schließlich trennen. Am nächsten Weihnachtsfest treffen sie sich wieder und es kommt raus: Mimi hat sich nur getrennt, weil sie Rodolfo mit ihrer schweren Krankheit nicht belasten will. Doch nun, im Sterben, will sie die große Liebe nochmal sehen.

Das geht zu Herzen und rührt zu Tränen. Wie passt das an die Staatsoperette, die ja eher für Operette und Musical bekannt ist? Ziemlich gut, berichtet Kritiker Wolfram Quellmalz in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“. Es wird auf Deutsch gesungen und boulevardeske Scherze werden in die Inszenierung eingebaut. Das alles fügt sich wunderbar zusammen und spricht laut Quellmalz ein anderes Publikum an – solches, das sonst nicht in die Oper geht.

Weitere Informationen
„La Bohème“ von Giacomo Puccini

Adresse:
Staatsoperette
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Dauer: 145 Minuten, eine Pause

Termine:
12. Dezember, 19:30 Uhr
18. Dezember, 19:30 Uhr
19. Dezember, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: „Mothers“ im Festspielhaus Hellerau

Die polnische Theatermacherin Marta Górnicka schafft es immer wieder, unterschiedliche Menschen zu einer Gruppe zu vereinen, die auf der Bühne eine gewaltige Wirkung erzielen. In „Mothers“ sind es 21 Frauen zwischen 10 und 70 Jahren, die alle aus der Ukraine oder Belarus geflohen sind. Sie erzählen von den Schrecken des Krieges, von den Schicksalen, die gerade Frauen dabei erleiden. Dabei verändert die Gruppe immer wieder die Formation und verstärkt die Gefühle so.

Zugegeben: „Mothers“ ist ein bedrückender Abend, aber auch ein eindrücklicher, berichtet die Kritikerin Julia Blaschke bei „Der deutschen Bühne“: „Marta Górnickas Inszenierung ist eine Zumutung. Eine wichtige und bereichernde Zumutung mit einer Intensität, vor der man sich nicht wegducken kann. Schwer auszuhalten sind nicht nur die Monologe der Mütter, in denen sie ihre Geschichten erzählen. Schwer auszuhalten ist auch der Augenblick, als die Enttäuschung über Europas Zurückhaltung in diesem Krieg aus ihnen herausbricht. Nach einer Stunde entlädt sich die geballte Anspannung in zwei Wörtern: „Never Again“. Deren rhythmische Wiederholung hallt noch lange nach dem intensiven Applaus nach.“

Weitere Informationen
„Mothers – A Song for Wartime“

Adresse:
Festspielhaus Hellerau
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
5. Dezember, 20 Uhr
6. Dezember, 20 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Radebeul: „Hamlet“ und „Hamletmaschine“

In dieser Welt scheint nichts mehr gewiss zu sein: Die Fakten werden so lange verschleiert und so oft verdreht, dass die Menschen kaum noch miteinander sprechen können, weil sie in unterschiedlichen Realitäten leben. Wie unsicher Wahrheit und Wirklichkeit sind, zeigen die Landesbühnen Sachsen mit einem besonderen Klassiker: Shakespeares „Hamlet“ gilt als eines der wichtigsten Stücke aller Zeiten, immerhin wird das Wesen des Theaters hier selbst verhandelt: „Sein oder nicht sein“ haben wohl alle schon einmal gesagt. Intendant und Regisseur Manuel Schöbel hat sich für seine Inszenierung ganz auf den Text verlassen und gibt seinem Ensemble die Möglichkeit, ganz in ihren Figuren aufzugehen. „Der Abend verweigert jede platte Aktualisierung, und doch liegt seine Gegenwart offen zutage“, schreibt Kritikerin Friederike Partzsch in den „Dresdner Neuesten Nachrichten„.

Die Bühne ist in Schwarz, Weiß und Rot getaucht. Diese Farben verbinden diesen Abend mit seinem Zwillingsstück: Der legendäre Dramatiker Heiner Müller schrieb seine „Hamletmaschine“, als er das Shakespeare-Stück übersetzte. Er hat die Vorlage damit im wörtlichen Sinne auseinandergenommen. Der kurze Text ist Kommentar und Reflexion über das Versdrama. Gemeinsam mit dem Dresdner Kunst- und Kulturverein farbwerk inszeniert Jan Meyer den schwer zu greifenden Text als Stationen-Drama: Das Publikum wandert durch das Theaterhaus, durch die Trümmer der Handlung. „Zusammen ergeben sie ein Panorama der Zweifel – an der Wahrheit, am Handeln, an der Möglichkeit, die Welt zu verstehen“, resümiert Partzsch über ein spannendes Projekt.

Weitere Informationen
Adresse:
Studiobühne
Meißner Straße 152
01445 Radebeul

„Die Hamletmaschine“ von Heiner Müller

Dauer: 75 Minuten, eine Pause

Termine:
1. November, 20 Uhr
2. November, 19:30 Uhr
21. November, 20 Uhr

„Hamlet“ von William Shakespeare

Dauer: 195 Minuten, eine Pause

Termine:
1. November, 19:30 Uhr
2. November, 19 Uhr
21. November, 19:30 Uhr

Adresse:
Theater Meißen
Theaterplatz 15
01662 Meißen

Termine:
14. November, 19:30 Uhr

Musiktheater in Görlitz: „Ta bouche“ am Gerhard-Hauptmann-Theater

Nach der Uraufführung war dieses Stück ein Hit in der Pariser Theaterszene: Zwischen 1922 und 1923 wurde „Ta bouche“ von Maurice Yvain mehr als 400 Mal gespielt. Die Zeiten waren hart, doch das Stück zeigt ein Leben voller Vergnügungswillen: Die Gräfin und der Monsieur Pas du Vis lieben das schöne Leben und treffen sich regelmäßig an den schönsten Urlaubsorten. Da das aber kostet, haben beide bald Geldprobleme. Das sollen die Kinder lösen und reich heiraten. Die beiden wiederum haben sich aber ineinander verliebt und wollen nicht einfach die Pläne ihrer Eltern erfüllen.

Es folgen – ganz typisch für musikalische Komödien dieser Zeit – allerlei absurde Zufälle, immer neue Paarungen und Scheidungen, bis das Glück perfekt ist. Begleitet wird das mit humorvollen und mitreißenden Nummern von Maurice Yvain, der als Chanson-Komponist geübt darin war, eingängige Melodien zu erfinden. Die Inszenierung in Görlitz versteht es dabei, sich ganz auf den Humor dieses fast vergessenen Stücks einzulassen und sich dabei nicht allzu ernst zu nehmen. „Ta bouche – dein Mund“ ist ein charmanter Operettenabend mit leichtem Tiefgang, wer ihn sehen will. 

Weitere Informationen
„Ta Bouche (Dein Mund …)“
von Maurice Yvain, Yves Mirande und Albert Willemetz

Adresse:
Theater Görlitz
Demianiplatz 2
02826 Görlitz

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
22. November, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: „Klassenbeste“ nach Marlen Hobrack

Dieser Mut scheint ansteckend zu sein: Die Autorin und Soziologin Marlen Hobrack hat bereits mehrfach auf die eine oder andere Weise über das Leben mit ihrer Mutter erzählt. Ihr erstes Buch „Klassenbeste“ wurde im Feuilleton debattiert. In dem Essay hat Hobrack am Beispiel ihres eigenen Lebens darüber geschrieben, wie uns Herkunft beeinflusst und wie schwer es wirklich ist, aufzusteigen. Für Christiane Lehmann von der Dresdner Bürgerbühne war das Inspiration für einen gewagten Theaterabend: Sie hat Tochter-Mütter-Paare eingeladen, um auf der Bühne über ihre Beziehung zu reden. Und es waren erstaunlich viele dazu bereit. „Herausgekommen ist ein 75-minütiger, intensiver Theaterabend, der in einer Mischung aus Videointerviews und Liveaktionen sehr persönliche Dinge verhandelt und dabei auch den einen oder anderen didaktischen Blick durch die soziologische Brille wirft“, berichtet MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling.

Weitere Informationen
„Klassenbeste“ nach Marlen Hobrack

Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
27. November, 20 Uhr

Im Programm: MDR KULTUR – Das Radio, 23.11.2025, 14:25 Uhr // MDR KULTUR – Das Radio, 29.10.2025 17:40 Uhr