Washington/Kiew/Moskau – Machen Trump und Kreml-Despot Putin jetzt den großen Reibach auf dem Rücken der Ukraine?

▶︎ Laut US-Plan für einen Frieden zwischen Aggressor Putin und der Ukraine soll ein globales Maßnahmenpaket die von Russland verwüstete Ukraine wiederaufbauen – mit massiver US-Beteiligung und wirtschaftsgetriebenen Interessen.

▶︎ Die USA sollen satte 50 Prozent der Gewinne aus dem Wiederaufbau der Ukraine kassieren. Die Pläne veröffentlichte das US-Medium Axios. Brisant: Die EU soll 100 Milliarden Dollar beisteuern, um das amerikanische Geschäftsmodell abzusichern. Noch dazu sollen eingefrorene EU-Gelder (ca. 300 Mrd. US-Dollar) freigegeben werden, während der Rest der russischen Vermögen in einen gemeinsamen US-russischen Investmentfonds fließt – angeblich, um „gemeinsame Interessen zu stärken“ und „künftige Konflikte zu verhindern“.

▶︎ Die Ukraine soll ihr industrielles Herz, den Donbass, abtreten – als Preis für den „Frieden“. Der Donbass ist für die Ukraine wirtschaftlich wegen seiner reichen Kohle- und Erzreserven sowie seiner Schwerindustrie (Stahl, Maschinenbau) von zentraler Bedeutung. Dazu sollen Sanktionen gegen Russland Schritt für Schritt fallen – lange bevor Putin Verantwortung übernimmt oder Reparationen zahlt.

Warmer Empfang: US-Präsident Trump begrüßt Russland-Despot Putin auf dem Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson in Anchorage (Alaska) am 15. August 2025

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Foto: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS/AFP

„Wichtigste Rohstoffe bleiben in Ukraine“

Diplom-Geologe Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sagt: Die wichtigsten Rohstoffe bleiben dem Plan nach im ukrainischen Teil. „Die Titanmineralvorkommen waren vor dem Krieg mit das Wichtigste, was die Ukraine produziert und auch exportiert hat. So wurden sie zum Beispiel auf der Krim zu Titanweiß verarbeitet und in Russland zu Titanmetall, das vor allem für den Bau von Flugzeugen benötigt wird“, so Elsner zu BILD.

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Hintergrund: Im Jahr 2021 exportierte die Ukraine gut 549.000 Ton­nen Titan-Erze und -Konzentrate im Wert von etwa 159 Mio. US-Dollar. Seit Putin 2022 das Land überfiel, ist der Export um 96 Prozent eingebrochen.

„Europa steht nicht auf der Gewinnerseite“

Für den Finanzökonomen und Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Jan Pieter Krahnen steht fest: „Wenn sich Donald Trump und Wladimir Putin auf einen Deal verständigen, steht Europa am Ende nicht auf der Gewinnerseite.“ Krahnen weiter: „Wir haben uns selbst in die schwache Position gebracht.“

Der Ökonom sagt, nur die USA würden aus einem möglichen Ukraine-Friedensdeal die besten Karten ziehen – etwa bei Infrastruktur- und Rohstoffprojekten. „Amerika wird sich die besten Projekte sichern, das ist klar.“ Für Europa bleibe vor allem die Rolle des Mitfinanzierers.

Deutschland, so Krahnen, trage dabei die Hauptlast: „Wir haben viel geleistet, aber unsere Wirtschaftskraft hat sich politisch kaum in Einfluss übersetzt.“

Brisant: „Die Sanktionen werden sehr schnell weg sein – die Interessen drehen schnell um.“ Für eingefrorene Gelder in geschätzt dreistelliger Milliardenhöhe sieht Krahnen wenig Wirkung zur Beeinflussung Russlands: „Die eingefrorenen Gelder werden mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem zukünftigen Friedensschluss ohne Abstriche an Russland zurückgegeben – dafür spricht einiges.“

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Der Direktor des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) Prof. Gabriel Felbermayr ist sogar optimistisch. Er zu BILD: „Die Chancen überwiegen die Risiken um ein Vielfaches, und zwar in allen Sektoren, von der Energiewirtschaft, über den Maschinenbau hin zur Finanzwirtschaft.“

Der Wiederaufbau in der Ukraine könne „potenziell die Deindustrialisierung Deutschlands bremsen und die Energiepreise stabilisieren.“ Das, so Felbermayr, würde bei der „Bewältigung der zentralen Krisen Europas helfen.“

Aber nur, sofern sich Deutschland einbringe.

Zur Person

Prof. Gabriel Felbermayr (49) ist Direktor des Wiener Instituts für Wirtschaftsforschung, arbeitete bei McKinsey in Wien, lehrte anschließend an den Universitäten Tübingen, Hohenheim und München, wo er das ifo Zentrum für Außenwirtschaft leitete, und war später Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.

Prof. Jan Pieter Krahnen (68) ist Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE in Frankfurt und Professor für Finanzwirtschaft an der Goethe-Universität. Er war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums sowie in der EU-Expertengruppe für Bankenregulierung, lehrte zuvor an den Universitäten Köln und Gießen und ist Mitherausgeber mehrerer Fachzeitschriften zur Finanzmarktpolitik.

Dr. Harald Elsner arbeitet als Wirtschaftsgeologe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Dort ist er seit mehr als 21 Jahren tätig. Er hat an der Leibniz-Uni in Hannover studiert und u. a. in Ostafrika, Australien und der Mongolei geforscht.