- Ross Antony und Paul Reeves touren mit ihrer eigenen, humorvollen und interaktiven Weihnachtsshow durch Deutschland; letzter Termin ist am 19. Dezember im Bremer Metropol-Theater.
- Das Paar pflegt sowohl deutsche als auch britische Weihnachtstraditionen, legt Wert auf Familie und hat während Corona neue Bräuche wie einen eigenen Glühweinstand entwickelt.
- Antony und Reeves berichten von Harmonie in ihrer Beziehung und musikalischer Zusammenarbeit, äußern sich zu Queerfeindlichkeit und betonen Offenheit sowie gegenseitige Unterstützung.
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ist ein deutsch-britischer Musiker, Entertainer und Moderator. Bekannt wurde er als Mitglied der durch die Show Popstars entstandene Band Bro’Sis, die zwischen 2001 und 2006 existierte. Seit 2013 singt Antony Schlager.
Paul Reeves
ist ein deutsch-britischer Opernsänger und seit 2006 der Partner von Ross Antony. Die beiden brachten bereits zwei gemeinsame Alben heraus. In den kommenden Wochen touren sie mit einer Weihnachtsshow durchs Land.
Wenn Sie sich vom Weihnachtsmann dieses Jahr eine Sache wünschen könnten, was wäre das?
Paul Reeves: Vielleicht ein bisschen langweilig, aber dass wir gesund sind. Wir achten auf unsere Fitness und alles, aber trotzdem braucht man auch ein bisschen Glück.
Ross Antony: Also, ich habe schon eine kleine Liste mit Wünschen. Ich sehe immer neue Sachen, die ich gut finde. Ob das schöne Kuschelsocken sind, Onesies, Bücher, Klamotten oder was für den Garten. Und ich liebe Düfte.
Paul Reeves: Du liebst sehr viele kleine Dinge.
Feiern Sie mit Geschenken am Heiligabend oder eher britisch, mit Socken am Kamin und Bescherung am 25. Dezember?
Antony: Wir machen beides. Am 24. essen wir Königsberger Klopse mit Kartoffelpüree und Möhren, und am 25. gibt’s dann Yorkshire Pudding und Roastbeef. Es könnte nicht besser sein.
Was ist für Sie das Schönste an Weihnachten?
Antony: Dass die ganze Familie zusammenkommt. Wir nehmen immer zwei Wochen frei und sind entweder hier in Deutschland oder wir besuchen unsere Familie in England. Wir lieben Weihnachten. Paul schließt die Lichterketten draußen an und baut einen Glühweinstand auf unserer Terrasse auf. Wir haben das damals wegen Corona mal gestartet, damit unsere Nachbarn uns besuchen konnten, jetzt ist es Tradition geworden. Dieses Jahr haben wir unseren eigenen Glühwein und alkoholfreien Punsch, der seit Oktober auf dem Markt ist.
Am 19. Dezember müssen Sie aber noch einmal arbeiten, bevor Sie frei haben.
Antony: Ja, Bremen ist der letzte Termin für unsere Show. Ich habe eine Zeit lang in Lilienthal gewohnt, wir haben in Worpswede geheiratet. Wir haben unseren Freundeskreis hier in Bremen. Ich habe auch am Metropol-Theater gearbeitet, bei „Hair“, musste das wegen „Popstars“ damals aber abbrechen. Auftritte in Bremen sind für mich ein Zurückkommen. Wir lieben es hier.
Worauf kann das Publikum sich bei Ihrer Show freuen?
Reeves: Es ist keine normale Weihnachtsshow. Sie hat sehr viel englischen Humor, verrückte Kostüme, wechselnde Bühnenbilder. Wir haben unsere persönlichen verrückten Weihnachtsgeschichten auf die Bühne gebracht. Es gibt eine schöne Geschichte über Ross und seine Oma oder eine Geschichte von uns zu Hause, wo auf der ganzen Straße der Strom ausgefallen ist, weil wir zu viele Weihnachtslichter hatten. Das Ganze ist zu hundert Prozent unsere Show, wir haben alles selbst kreiert. Wir zeigen Bilder zu den Geschichten, singen passende Lieder, und es gibt sogar eine Schneeballschlacht. Wir haben auch Spiele integriert – mit Preisen für die Zuschauer. Sie sollen sich fühlen, als wären sie an Weihnachten in unserem Wohnzimmer dabei.
Einer von Ihnen ist Opernsänger, der andere kommt ursprünglich vom Pop. Gelingt es Ihnen immer, musikalisch einen gemeinsamen Nenner zu finden?
Reeves: Es gibt fast nie Streit, weil wir uns sehr gut kennen, auch musikalisch, und wissen, was wir machen können und was nicht. Wir haben Glück, dass ich eine tiefere Stimme habe und Ross eine höhere. Das passt ganz gut zu vielen Duetten. Es gibt auch Lieder, bei denen das nicht funktioniert, die machen wir dann eben solo.
Was läuft bei Ihnen zu Hause für Musik?
Reeves: Ganz unterschiedliche. Oper, klassische Musik, Schlager, Craig David, Sugababes, Kylie, Andrea Berg, Michael Bublé. Unser Hund hört Schlager, wenn wir nicht zu Hause sind. Und Ross fand neulich auch das neue Album von Taylor Swift wirklich gut.
Antony: Ich war nie ein Taylor-Swift-Fan, aber das letzte Album ist so gut! Kein Wunder, dass es das erfolgreichste Album überhaupt ist.
Andrea Berg trinkt vor jedem Auftritt als Ritual immer einen Jägermeister. Gibt es bei Ihnen auch Rituale, die Sie vor jedem Auftritt machen?
Reeves: Auf jeden Fall keinen Jägermeister trinken! Ross braucht vorher mindestens eine Stunde Ruhe.
Antony: Und meinen Tee! Ich gehe sehr oft auf die Toilette, bevor die Show anfängt, wegen der Aufregung. Und ich mag es, alles schön herzurichten, die Schminke und die Kostüme – es muss alles einen Platz haben.
Sie sind beide großartige Musiker, die Öffentlichkeit scheint sich aber oft vor allem für Ihr Privatleben zu interessieren. Nervt Sie das manchmal?
Antony: Wir geben den Leuten nur so viel, wie sie brauchen. Du kannst nicht nur musikalisch erfolgreich sein, es ist immer wichtig, auch ein bisschen Privates zu erzählen, das nicht zu tief geht. Dadurch, dass wir auch zusammen auftreten, mischt sich Arbeit und Privates oft. Für uns ist es ein großes Glück, dass wir so viel zusammen erleben können.
Das würden andere Leute sicher anders sehen. Mit dem Partner auch beruflich zusammenzuarbeiten ist sicher nicht immer einfach, oder?
Antony: Ich liebe es, mit Paul unterwegs zu sein. Wir harmonieren super, wir ergänzen uns gut. Wenn wir im Auto sitzen, singen wir, überlegen uns neue Songs – das ist doch echt ein Pluspunkt. Wenn wir mal streiten, dann nur wegen Kleinigkeiten.
Reeves: Zum Beispiel, wenn ich meine Tasse nicht in die Spülmaschine stelle.
Antony: Das hasse ich!
Reeves: Ross schleppt dafür mit seinen Schuhen immer Gras aus dem Garten rein. Sie sehen: Es sind echt Kleinigkeiten.
Sie sind jetzt schon sehr lange ein Paar. Was ist das Geheimnis einer glücklichen Ehe?
Antony: Wir spielen Golf und Tennis zusammen, wir gucken Filme zusammen, aber wir haben zum Glück nicht nur die gleichen Hobbys. Paul liebt Autos, ich nicht. Ich liebe es, einkaufen zu gehen, Paul nicht.
Reeves: Aber ich mag Kaffee!
Antony: Genau. Ich setze ihn dann im Café ab und gehe bummeln. Wir haben auch unterschiedliche Freundeskreise, jeder macht auch mal was allein, und das ist gut. Paul ist auch ein Romantiker durch und durch. Er macht immer Kleinigkeiten für mich – ein schönes Essen oder er lässt ein Bad ein. Und wir reden über alles. Viele Beziehungen gehen kaputt, weil die Leute nicht mehr reden. Wir erzählen uns immer, wie wir uns fühlen und auch, wenn uns am anderen etwas ärgert.
Reeves: Man sollte auch auf jeden Fall versuchen, die Sachen, die man nicht ändern kann, einfach gut sein zu lassen.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der queerfeindlichen Straftaten in Deutschland angestiegen. Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen?
Antony: Wir finden es natürlich traurig, was da passiert. Wir leben in einer Entertainment-Bubble, wo alle damit okay sind, dass man schwul, lesbisch, hetero oder was auch immer ist. Darum sind wir kaum persönlich betroffen. Wenn es online mal fiese Kommentare gibt, dann kommen die fast immer von älteren Männern. Aber jeder Angriff macht uns als Gemeinschaft noch stärker und sorgt dafür, dass wir noch härter für unsere Rechte kämpfen. Ich habe keine Angst. Man darf keine Angst haben. Wir dürfen unsere Meinung äußern, und ich werde Leute immer konfrontieren, wenn ich irgendetwas sehe, was mir nicht gefällt.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Immer noch auf der Bühne und im TV oder meinen Sie, Sie haben irgendwann keine Lust mehr?
Antony: Ich glaube nicht, dass wir irgendwann keinen Bock mehr haben, aber wir haben entschieden, dass wir nicht unser ganzes Leben lang arbeiten wollen. Ich möchte irgendwann auch Rentner sein. Wir haben eine Ferienwohnung in Cornwall, die wir vermieten, und einige Häuser in Deutschland. Wir haben also ein zweites Standbein. Ich würde mich freuen, wenn ich noch zehn, fünfzehn gute Jahre in diesem Geschäft habe, aber ich möchte nicht noch mit achtzig hier stehen.
Das Gespräch führte Alexandra Knief.
Info
„Ross Antony & Paul Reeves – Unser lustiges Weihnachten“ findet am 19. Dezember im Bremer Metropol-Theater statt. Tickets gibt es unter anderem bei Nordwest-Ticket.