Stand: 22.11.2025 07:01 Uhr

Der HSV gastiert heute zum Kellerduell beim FC Augsburg. Um Zählbares, vielleicht sogar den ersten Auswärtssieg nach der Bundesliga-Rückkehr mitnehmen zu können, müssen die Hamburger insbesondere ihre offensive Durchschlagskraft erhöhen.

Am kommenden Dienstag feiert Merlin Polzin sein Einjähriges. Im November 2024 hatte der 35-Jährige vom geschassten Steffen Baumgart übernommen – zunächst als Interimstrainer, seit Ende Dezember des vergangenen Jahres auch als Chefcoach.

Die erste große Aufgabe – den Bundesliga-Aufstieg – hat er in dieser Zeit gemeistert, an der zweiten – dem Klassenerhalt – basteln er, Co-Trainer Loic Favé und der Rest des Teams. Dabei geht es auch um die fortwährende Modifikation der Spielidee vom Ballbesitzfußball der Zweitliga-Jahre hin zu defensiver Stabilität, hoher Disziplin und einem konsequenten Umschaltspiel.

HSV seit vier Spielen sieglos

Die ersten zehn Partien nach der Rückkehr hat das – nach anfänglichen Schwierigkeiten – passabel geklappt. Neun Punkte hat der Aufsteiger bislang gesammelt und steht, auch wenn die Aussagekraft noch begrenzt ist, auf Tabellenplatz 13. Nach der Länderspielpause – beginnend mit dem heutigen Auswärtsspiel beim FC Augsburg (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) – wollen Polzin und Co. ihr Spiel weiter verfeinern und vor allem auch wieder konstanter punkten als in den vier zurückliegenden Partien.

Da gab es, trotz teilweise sehr ordentlicher Leistungen, nur einen Punkt durch das Last-Minute-Remis gegen Borussia Dortmund am vergangenen Spieltag (1:1). Die Aufgabe für die kommenden Begegnungen also lautet: Aufwand und Ertrag in Einklang zu bringen. Und: den ersten Auswärtssieg nach der Rückkehr in die Beletage zu landen. Schließlich schlagen auf fremden Plätzen bislang nur zwei Punkte aus den jeweils torlosen Unentschieden bei Borussia Mönchengladbach und Union Berlin zu Buche.

Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.

Bislang erst zwei Hamburger Auswärtstreffer

Die nächste Chance auf einen dreifachen Punktgewinn bietet sich nun bei den bislang strauchelnden Augsburgern, die unter Neu-Coach Sandro Wagner mit sieben Zählern aktuell zwei Punkte und zwei Plätze hinter den Hamburgern stehen. Mit einem Sieg im Kellerduell könnten die Hamburger einen möglichen Konkurrenten um den Klassenerhalt für den Moment weiter distanzieren. Umgekehrt kann der FCA mit einem Heimsieg – die Bilanz der direkten Duelle spricht mit acht Siegen aus 14 Partien für die Augsburger – am HSV vorbeiziehen.

Damit das aus Sicht der „Rothosen“ nicht passiert, müssen sie auswärts ihr Angriffsspiel besser auf den Platz bringen. Nur zwei mickrige Tore sind dem Polzin-Team bislang gelungen – beim 1:2 in Leipzig sowie beim 1:4 bei Mitaufsteiger Köln. Doch ausgerechnet in der Offensive drückt der Schuh aktuell am stärksten. Gesamtmannschaftlich im Ausspielen und Ausnutzen der sich bietenden Chancen, aber auch konkret bei den drei Mittelstürmern.

Nur ein Stürmer-Tor in zehn Liga-Spielen

Ransford-Yebaoh Königsdörffer, Robert Glatzel und Yussuf Poulsen kommen bislang in der Liga nur auf einen Treffer – Königsdörffers spätes Ausgleichstor gegen den BVB. Von Neuzugang Poulsen, vor der Saison überraschend von Polzin zum Kapitän ernannt, wird es so schnell auch keinen Premierentreffer im HSV-Dress geben. Der verletzungsanfällige Däne hat sich in der Länderspielpause einen leichten Muskelfaserris in der Hüfte zugezogen und fällt erstmal aus.

HSV-Kapitän Yussuf Poulsen

Als Hoffnungsträger geholt muss der Däne bereits zum dritten Mal in dieser Saison verletzungsbedingt passen. Die Hamburger haben im Angriff damit endgültig Handlungsbedarf.

Ist Poulsens Ausfall also die Chance für Glatzel, der im bisherigen Saisonverlauf bislang nur dritter Stürmer war? Zumindest wird es eine Startelf-Veränderung durch den Poulsen-Ausfall geben müssen im Vergleich zum Dortmund-Spiel. Ob die Wahl auf Glatzel oder Königsdörffer fällt, ließ Polzin am Donnerstag noch offen. Beide seien Optionen, beide seien „topfit“.

Vieira und Pherai nach Sperren zurück

Gegen den FCA hat der Coach im offensiven Mittelfeld zudem wieder mehr Optionen: Immanuel Pherai und Fabio Vieira kehren nach ihren jeweiligen Gelb-Rot-Sperren zurück. Der Portugiese könnte auch als hängende Spitze agieren. Gegen einen Gegner, der „seit der Umstellung auf eine Fünferkette deutlich stabiler steht“, könnte es ganz sicher auch auf kreative Momente ankommen, wie sie insbesondere Vieira liefern kann.

Vor allem aber, so Polzin, trete man an „gegen eine Mannschaft, die seit 15 Jahren in der Bundesliga spielt“ und die über die entsprechende Qualität und Erfahrung verfüge. Das Wagner-Team agiere mit großer Variabilität und versuche, „Fußball zu spielen“, könne „aber auch mal mit langen Bällen agieren. Von uns wird das ‚komplette Programm‘ gefordert.“

Bei seiner Mannschaft lobt er die Entwicklung. Er spüre, dass „Energie und Qualität immer besser werden“. Und doch bleibt er bei seinem Credo, dass „wir in der Bundesliga an unsere 100 Prozent kommen müssen“, um etwas Zählbares mitzunehmen. Vielleicht ja die Auswärtspunkte drei, vier und fünf. Die würden das kleine Jubiläum ganz sicher versüßen.

Mögliche Aufstellungen

FC Augsburg: Dahmen – Banks, Matsima, Schlotterbeck – Kade, Massengo, Jakic, Giannoulis – Rieder, Claude-Maurice – Kömür
Hamburger SV: Heuer Fernandes – Capaldo, Vuskovic, Torunarigha – Gocholeishvili, Vieira, Remberg, Muheim – Philippe, Königsdörffer, Dompé