Bielefeld. Es war wohl seine Zivilcourage, die einen 34-jährigen Bielefelder fast das Leben gekostet hätte. Der Mann hatte an einem Sonntagmorgen einen handfesten Streit am Drogentreff „Tüte“ bemerkt und wollte schlichten – doch plötzlich wurde er das Ziel der Aggressionen. Einer der Beteiligten verletzte ihn mit einem Messer lebensgefährlich.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat nun Anklage gegen den Beschuldigten wegen versuchten Totschlags sowie gefährlicher Körperverletzung erhoben. Die Ermittler gehen bislang von folgendem Geschehen aus: Am Sonntag, 21. September, gerieten morgens kurz nach 8 Uhr zwei Angehörige der Drogenszene am Hauptbahnhof miteinander in Streit. Einer der Beteiligten, ein 28-jähriger Bielefelder, spuckte seinen Kontrahenten schließlich an und schlug dann auf diesen ein.

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Dies beobachtete der Zeuge, ebenfalls ein Angehöriger der „Tüten“-Szene. Er mischte sich lediglich verbal in das Geschehen ein, glauben die Ermittler der Kripo. Allein deshalb wurde er schließlich selber zum Ziel: Direkt im Bereich des Treppenabgangs zur Stadtbahnhaltestelle – der sogenannten Tüte – attackierte ihn der 28-Jährige mit einem Messer. Der Angegriffene zog zwar noch ein Pfefferspray aus seiner Tasche, doch der Angreifer stach ihm dennoch in beide Oberschenkel sowie in den Rücken. Bei dem Stich in den Rücken erlitt der Streitschlichter eine lebensgefährliche Verletzung der Lunge.

Wer war der dritte Beteiligte?

Gegen 8.25 Uhr meldeten erste Zeugen der Polizei die Messerattacke am Hauptbahnhof. Das schwer verletzte Opfer musste umgehend in ein Krankenhaus gebracht werden, wo Ärzte durch eine Notoperation das Leben des 34-jährigen Bielefelders retten konnten.

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Angesichts der schweren Verletzungen gründete die Polizei die „Mordkommission Bank“, die sofort eingeleitete Fahndung führte schließlich zu dem dringend tatverdächtigen 28-Jährigen. Er wurde umgehend festgenommen. Jedoch gelang es den Ermittlern nicht, den zweiten Beteiligten der ursprünglichen Auseinandersetzung zu identifizieren. Alle drei Männer sollen zwar dem Drogenmilieu angehören, jedoch in keiner Beziehung zueinander gestanden haben.

Der Beschuldigte hat bereits Gewalt-Vorstrafen

Der von dem Bielefelder Rechtsanwalt Detlev Binder vertretene 28-Jährige, der bereits durch Körperverletzungsdelikte aufgefallen ist, wird sich demnächst wegen des Verdachts des versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor einem Schwurgericht verantworten müssen. Bislang schweigt er zu den Vorwürfen.

Ein Termin für die Verhandlung vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts steht noch nicht fest.