
Mit Hits wie „Kids in America“ oder „You Keep Me Hangin’ On“ wurde Kim Wilde in den 1980er-Jahren weltbekannt. Mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern, 14 Nummer-Eins-Hits, 15 Studioalben und 66 Singles kann Kim Wilde auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, die sie am Freitag tatsächlich zum allersten Mal überhaupt mit einer Tournee nach Münster gebracht hat.
Ob als Opening Act für Michael Jackson auf seiner Bad World Tour 1988, einer beeindruckenden Kooperation mit Nena 2002 („Anyplace, Anywhere, Anytime“) oder der Debütsingle „Trail of Destruction“ vom aktuellen Album „Closer“: Kim Wilde ist mit ihren Songs stets präsent.
Das Konzert gestern im JOVEL war Teil ihrer aktuellen Tournee zum gleichnamigen 15. Studioalbum „Closer“, das Ende Januar erschienen ist. Mit dem knüpft sie an ihr Erfolgsalbum „Close“ (1988) an, das sich vor nunmehr 37 Jahren in ganz Europa in den Top 10 platzierte. Aus dem damals sechsten Studio-Album der erfolgreichen britischen Sängerin sind vor allem die Singles „You Came“ und „Never Trust A Stranger“ zu musikalischen Evergreens geworden und zählen bis heute zu den festen Bestandteilen ihrer Live-Auftritte.
Kim Wilde feierte diese Woche ihren 65. Geburtstag bei Konzert in Bochum
Während andere Künstler der 80er sich von großen Namen wie Nile Rodgers, Stephen Hague, Giorgio Moroder, Quincy Jones oder Trevor Horn die Hits schrieben ließen, stammen alle erfolgreichen Singles von Kim Wilde aus ihrer eigenen Feder – mit Unterstützung ihres Bruders Ricky Wilde, der sie bis heute auf der Bühne begleitet. Die familiäre Atmosphäre auf der Bühne komplettiert ihre Nichte Scarlett White, die im Background singt. Diese Woche feierte Kim Wilde übrigens ihren 65. Geburtstag und das in Bochum auf der Bühne.
Im JOVEL traf man ihre größten Fans selbstverständlich in der ersten Reihe, viele davon hatten sich den Platz dort durch ein Early Entry Ticket gesichert. Insgesamt entsprach das Durchschnittsalter des Publikums der über 45jährigen Karriere ihres Idols.
Der Funke war schnell übergesprungen
Um Punkt 20 Uhr betrat Kim Wilde mit ihrer Band die Bühne und begann mit „Hey Mister Heartache“ das Konzert. Es ist genau dieser Song, den sie im Mai 1988 als erste Single des Albums „Close“ veröffentlichte. Man ist fast überrascht, dass direkt einer ihrer größten Hits schon als zweite Nummer in der Show folgte: „You came“.
„I watch you sleep in the still of the night. You look so pretty when you dream“ sang das Publikum aus vollem Halse mit, denn der Funke war längst übergesprungen. Es ist diese Leichtigkeit, die Kim Wilde versprüht, dieses Gefühl der 80er von viel buntem Licht, interessanter Mode, zu viel Haarspray und Make-up – und niemand hat sich daran gestört. Die Musik ist stets der Mittelpunkt und das ohne zu viel Fingerzeig.
Der Wechsel zwischen Klassikern und neuen Songs aus dem aktuellen Album funktionierte fantastisch und Band wie Künstlerin interagierten mit dem Publikum so locker, als würde man einen Abend bei guten Freunden verbringen.
Schrecksekunde im Publikum
Münster wäre nicht Münster, würde selbst Kim Wilde nicht auffallen, wieviel Fahrräder hier in der Stadt unterwegs sind: „You have a lot of bicycles here. I love the bicycles. I can’t tell you how happy I am to be here today, Münster!“. Zu einer kurzen Schrecksekunde kam es im Publikum, als einem Fan der Kreislauf versagte. Kim Wilde moderierte die Sanitäter von der Bühne aus aber schnell in die richtige Richtung.
„Cambodia“ durfte natürlich nicht ebenso wenig fehlen wie ein Medley aus Balladen, vor dem die Künstlerin ihre Fans bat, doch mal schnell den Partner im Publikum zu umarmen. „Trail of Destruction“ holte uns in das Jahr 2025 zurück, Kim Wilde gibt sich im Songtext ungewohnt politisch:„‚Cause you’ll forever know the damage you caused before you hit the road“. „Ich wollte eine Verbindung zu Stone aus meinem Close-Album von 1988 herstellen und mich auf Jack Blacks Rede Sticking it to the man aus School of Rock beziehen. Stone war ein Protest dagegen, dass der Mensch unseren Planeten in Besitz genommen und sein Versprechen, ihn nicht mehr zu vermasseln, nicht eingehalten hat. Trail of Destruction ist ein Protest für eine neue Generation,“ sagte sie dazu in einem Interview bei der Veröffentlichung.
Das Publikum im JOVEL sang und tanzte ausgelassen
Insgesamt war das Konzert wie ein gutes Best of-Album konzipiert. Ob „Chequered Love“ oder „View From a Bridge“, das Publikum im JOVEL sang und tanzte ausgelassen. Kim Wilde war recht redselig auf der Bühne und ein Fan nutzte die Chance, sich seine mitgebrachte CD signieren zu lassen. Dieser Bitte kam Kim Wilde gerne nach. Überhaupt bedankte sie sich mehrfach während der Show bei ihren Fans für die Treue.
Überrascht reagierten viele Fans darauf, dass Kim Wilde tatsächlich die erste Strophe aus dem Nena Klassiker „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ komplett auf Deutsch sang und erst später im Refrain ins Englische wechselte. Tatsächlich war „Anyplace, Anywhere, Anytime“ auch der Publikumsliebling an diesem Abend.
Es waren bereits über 90 Minuten vergangen, als Kim Wilde mit einem ihrer größten Hits zum letzten Lied ansetzte. „Kids in America“ vereinte das gesamte Publikum schließlich zu einem riesigen Singalong: „We’re the kids in America (Whoa)“.
Was die 80er Jahre für eine großartige Zeit waren und was sie vor allem für großartige Evergreens geschaffen haben, hat uns Kim Wilde im JOVEL auf ihrer musikalischen Zeitreise bewiesen. Everybody lives for the music-go-round!
Münsteraner, Cineast und Fotograf mit ausgeprägtem Hang zur Musik (80s, Breakbeat, House, Techno). Liebt Kino, Künstlerinterviews, Sound von Vinyl.
