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Die Geschichte hat ihren Ursprung im Harry-Potter-Universum – und sorgte bereits vor Veröffentlichung für Kontroversen. Nun soll sie verfilmt werden.
München – „Dies ist ein fiktives Werk, das sich mit den finstersten Aspekten von Krieg und Überleben auseinandersetzt. Lesende sollten nach eigenem Ermessen verfahren.“ Das steht auf Seite sieben eines Romans, der ursprünglich die inoffizielle Nachkriegsgeschichte von Harry Potter erzählen soll. Bloß klingt dieser Warnhinweis so gar nicht nach dem Harry-Potter-Universum, das die Fans kennen und lieben. Umso kontroverser wurde das Buch bereits vor Veröffentlichung diskutiert.
Hermine und Draco ein Liebespaar? Was in den Harry-Potter-Filmen ein unvorstellbares Szenario gewesen ist, könnte durch eine neue Verfilmung Wirklichkeit werden. (Symbolbild) © Ronald Grant/Imago
Konkret geht es um den Dark-Fantasy-Roman „Alchemised“, der einst als Fanfiction begann. Bei einer Fanfiction handelt es sich um eine von Fans geschriebene, nicht offizielle Geschichte, die Figuren und Welten aus bestehenden Büchern, Serien, Filmen oder Spielen nutzt und weiterdenkt. Diese schlug unter dem Namen „Manacled“ so hohe Wellen, dass sich die Autorin SenLinYu entschied, daraus ein Roman zu kreieren. Nun sicherte sich Legendary die Filmrechte – zum Ärger einiger Fans.
Legendary kauft Filmrechte an „Harry Potter“-Roman – darum gehts
Wie The Hollywood Reporter berichtet, ging die Verfilmung der neuen „Harry Potter“-Geschichte für einen siebenstelligen Betrag über den Tisch. Mehreren Medienberichten zufolge soll Legendary drei Millionen US-Dollar gezahlt haben – noch bevor das Buch überhaupt veröffentlicht wurde. Das Filmstudio hat damit einen Rekord aufgestellt, denn so viel wurde noch nie für die Filmrechte eines Buches geblecht, schreibt Bravo. Tatsächlich ist „Alchemised“ nicht die erste Fanfiction, die auf Leinwand erscheint. Das bekannteste Beispiel ist die „Fifty Shades of Grey“-Reihe, die ursprünglich eine Fanfiction zu Twilight war.
Auch in dem Roman von SenLinYu wird – neben Traumata und Gewalt – eine Romanze behandelt. In der Fanfiction handelt es sich bei dem Paar um niemand geringeres als die Harry-Potter-Figuren Hermine Granger und Draco Malfoy. Im Fachjargon spricht man von einer klassischen „Enemies to Lovers“-Geschichte: Die Charaktere hassen sich am Anfang und verlieben sich im Laufe der Zeit ineinander – was passt, denn schließlich konnten sich Hermine und Draco in Harry Potter nicht ausstehen.
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Aus urheberrechtlichen Gründen wurden in „Alchemised“ aber nicht nur die Figuren umbenannt, sondern auch die komplette Handlung so umgeschrieben, dass von dem einstigen Harry-Potter-Universum nur noch wenig zu erkennen ist. So wurde Hermine zu Helen Marino und Draco zu Kaine Ferron. Statt harmloser Zauberei und einer wohligen Atmosphäre bekommen die Leser eine düstere Welt voll mit Nekromanten und korrupter Gilden vorgesetzt. Schwache Nerven sind hier also fehl am Platz.
Drei-Millionen-Dollar-Deal für nichts? Harry-Potter-Fans äußern wilde Spekulation
Harry-Potter-Fans haben aber so ihre Zweifel – nicht nur am Buch selbst, sondern auch an der geplanten Verfilmung. So kursiert das Gerücht, dass Legendary die Filmrechte nur erworben haben soll, damit niemand anderes einen Film drehen kann. Auf der Plattform Reddit wird heiß diskutiert. „Wie wahrscheinlich ist es, dass das wirklich zu einem Film wird?“, fragt ein Nutzer unter einem Beitrag zur Verfilmung. „Ich weiß, dass Rechte ständig gekauft werden und dann nichts passiert.“
Mit der Meinung ist er auf Reddit nicht allein: „Es gibt zwei Gründe, die Rechte zu optionieren: 1. Damit der Käufer den Film machen kann. 2. Damit niemand anderes die Rechte kaufen kann, um den Film zu machen“, schreibt ein anderer. Trotzdem erwarte er bei drei Millionen US-Dollar, dass zumindest versucht wird, „daraus einen Film zu machen“. Ähnlich äußert sich ein weiterer Nutzer: „Das ist ganz schön viel für Buchrechte, also bezweifle ich, dass sie das einfach so verrotten lassen.“
Nutzer appelliert an Harry-Potter-Fans: „Lasst die neuen Inhalte für sich selbst stehen“
Weiter streiten sich die Nutzer darüber, ob der Film überhaupt in Zusammenhang mit Harry Potter promoted werden sollte. „Ich persönlich hasse es, dass der HP-Ursprung so ein riesiger Teil des Marketings ist. Lasst die neuen Inhalte für sich selbst stehen und hört auf, dem Harry-Potter-Universum und J.K. Rowling indirekt mehr Aufmerksamkeit zu schenken“, appelliert ein Nutzer. Konkret spielt er damit auf die Kontroverse rund um die transfeindlichen Aussagen von J.K. Rowling an.
Worüber sich die meisten Reddit-Nutzer einig sind: Der Roman wird sich nur schwer in einem zweistündigen Film verpacken lassen. Auf 1232 Seiten für die deutsche Print-Ausgabe und 1040 Seiten für die englische Version erzählt die Autorin nicht nur eine mysteriöse Nachkriegsgeschichte, sondern taucht in dunkle psychologische und moralische Abgründe ein. Und die Arbeit zahlt sich aus: „Alchemised“ wurde das meistvorbestellte Debüt des Penguin-Verlags und stieg nach Veröffentlichung im September 2025 auf Platz eins mehrerer Bestsellerlisten auf. (Quellen: Bravo, Reddit, The Hollywood Reporter, eigene Recherche) (cln)