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Lukoil muss sich von einem Quasi-Monopol trennen. Das will das Unternehmen alleine abwickeln – und droht einem EU-Land mit rechtlichen Schritten.

Moskau/Sofia – Die US-Sanktionen gegen russische Öl-Giganten wegen des Ukraine-Kriegs bringen nicht nur Putins Kriegswirtschaft ins Wanken. Auch die Unternehmen selbst geraten immer weiter in Bedrängnis. In Bulgarien haben staatliche Behörden im Zuge der Maßnahmen sogar die Kontrolle über eine Raffinerie und das Tankstellennetz des russischen Konzerns Lukoil übernommen. Wie die unabhängige Moscow Times jetzt berichtet, will sich das Unternehmen von seiner „monopolartigen Stellung“ in dem EU-Land deshalb trennen – und das möglichst ungestört von staatlichen Interventionen.

Wladimir Putin vor einem Lukoil-Betrieb in BulgarienDie US-Sanktionen gegen Putins Ukraine-Krieg zwingen ein russische Öl-Unternehmen zu einem schmerzhaften Verkauf. © Todor Stavrev/Alexander Zemlianichenko/dpa (Montage)Russlands Öl-Riese Lukoil will Anteile in EU-Land verkaufen – und droht mit juristischen Schritten

„Lukoil unternimmt alle notwendigen Schritte, um den Verkauf der Raffinerie, des Tankstellennetzes und anderer Vermögenswerte in Bulgarien an einen neuen Eigentümer abzuschließen“, zitierte die Moscow Times aus einer Erklärung von Lukoil. Man gehe davon aus, „dass die Aktivitäten des externen Verwalters diesen Prozess nicht behindern werden“. Die USA hatten vor einigen Tagen die Erlaubnis gegeben, Auslandsanteile trotz der Sanktionen zu verkaufen, wie Reuters berichtete.

Der „externe Verwalter“ ist laut den Informationen der Zeitung ein Regierungsbeamter. Die Entscheidung zur Übernahme sei bereits zwei Wochen vor Inkrafttreten der Sanktionen gefallen, berichtete der MDR. Damit habe man die Anlagen vor Strafmaßnahmen aus den Vereinigten Staaten schützen wollen, die die Preise massiv steigen lassen würden.

Wie der MDR weiter berichtete, habe sich das Land dabei am „deutschen Beispiel“ orientiert, so Boyko Borissov, Vorsitzender der Mitte-Rechts-Regierungspartei GERB. Der eingesetzte Verwalter sei auch berechtigt, Anteile von Lukoil an einen neuen Eigentümer zu verkaufen. Das will der Konzern verhindern und droht nun mit rechtlichen Schritten.

„Gerichtliche Schritte“ gegen Bulgarien? Lukoil droht wegen Verkauf seiner Auslandsanteile

Sollte sich Bulgarien in den Verkauf der Lukoil-Betrieb einmischen, behalte sich das Unternehmen vor, „im Falle einer Verletzung seiner Rechte und berechtigten Interessen gerichtliche Schritte zum Schutz dieser Rechte und berechtigten Interessen einzuleiten“, zitiert die Moscow Times weiter aus einer Stellungnahme. Der Verkauf der bulgarischen Anteile wird dem Unternehmen wohl einen massiven wirtschaftlichen Schaden bescheren.

In Bulgarien hält Lukoil laut AFP 99,85 Prozent der Anteile an der Neftochim-Raffinerie in Burgas. Dabei handelt es sich um die größte Raffinerie auf dem gesamten Balkan. Gleichzeitig ist es mit rund 4,7 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2024 das größte Unternehmen Bulgariens. Das mit der Raffinerie verbundene Netz aus Öldepots, Tankstellen und Schiffs- und Flugunternehmen hatten ein Quasi-Monopol in dem EU-Land. Wie die dpa weiter berichtete, hält Lukoil zudem Anteile in Rumänien und den Niederlanden. (Quellen: Moscow Times, MDR, Reuters, AFP, dpa) (nhi)