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Die Ukraine legt mit einem Drohnenangriff eine Ölraffinerie in Russland lahm – diese beliefert die Hauptstadt. Es ist die fünfte russische Fabrik, die schließt.
Moskau – Der russische Winter ist berüchtigt für seine eisige Kälte: Auch in der Hauptstadt können die Temperaturen zweistellig unter null fallen. Diese Verwundbarkeit nutzt Kiew im Ukraine-Krieg aus und greift systematisch russische Öl- und Gasanlagen an. Jetzt gelang der Ukraine ein besonders großer Coup: Die Rosneft-Raffinerie in Rjasan musste ihre Ölverarbeitung erneut komplett einstellen, berichtet Reuters unter Verweis auf drei Industriequellen.
Die Rosneft-Raffinerie in Rjasan musste nach einem ukrainischen Drohnenangriff den Betrieb einstellen. © Zuma Press/ITAR-Tass/IMAGO/Montage
Der Schaden an der Produktionsanlage ist eine Folge des Drohnenangriffs vom Samstag (15. November). Das Prekäre: Die Rosneft-Raffinerie beliefert vor allem die Moskauer Region mit Treibstoff. Der Drohnenangriff vom Wochenende verursachte einen Brand in der Raffinerie, und laut Reuters wurde die Hauptanlage zur Ölverarbeitung, die 48 Prozent der Raffineriekapazität – 8 Millionen Tonnen pro Jahr – ausmachte, außer Betrieb genommen.
Strategischer Treffer im Ukraine-Krieg: Rosneft-Raffinerie Rjasan komplett außer Betrieb
Damit gelang dem ukrainischen Militär mit seiner Strategie, Wladimir Putins Industrieanlagen anzugreifen, ein großer Erfolg. Damit soll nämlich einerseits die Treibstoffversorgung des russischen Militärs gestoppt, andererseits die Finanzierung des Kriegs durch den Export etwa von Benzin erschwert werden. Die Armee schrieb dazu am Samstag in Onlinediensten, Ziel sei es gewesen, „die Fähigkeit des Feindes für Raketen- und Bombenangriffe zu verringern“.
Die Rosneft-Raffinerie Rjasan ist die größte Anlage des Rosneft-Konzerns, welche 2023 insgesamt 13,1 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitete und somit fünf Prozent der russischen Gesamtkapazität zur Ölraffination darstellte. Und diese bleibt wohl jetzt mindestens bis Monatsende außer Betrieb, schreibt Ukrainska Pravda.
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Bereits am 23. Oktober war die Raffinerie in Rjasan durch einen Drohnenangriff teilweise getroffen worden: Die Hauptdestillationsanlage AVT-4 sowie mehrere benachbarte Einrichtungen fielen aus, was zu einem Verlust von etwa einem Viertel der Verarbeitungskapazität führte. Jetzt liegt die gesamte Raffinerie still: Sämtliche Produktionseinheiten sind außer Funktion, teilten Quellen gegenüber Reuters mit.
Wegen Drohnenattacken hatte die Ölraffinerie Rjasan schon im August und nochmals im September Teile ihrer Produktion einstellen müssen. 2023 stellte die Anlage 2,3 Millionen Tonnen Benzin, 3,4 Millionen Tonnen Diesel und 4,2 Millionen Tonnen Heizöl her. Die Ölraffinerie Rjasan ist bereits die fünfte Anlage in Russland, die im November wegen Drohnenattacken ihren Betrieb einstellen musste.
Die Rosneft-Raffinerie Tuapse wurde am 3. November geschlossen, die Lukoil-Raffinerie Wolgograd am 6. November, Orsknefteorgsintez in der Region Orenburg am 10. November und die Rosneft-Raffinerie Saratow am 11. November. Bei der zuletzt genannten Anlage sollen die Reparaturarbeiten voraussichtlich bis Monatsende dauern, berichtet Reuters.
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Kiews Bilanz im Ukraine-Krieg: 160 erfolgreiche Angriffe auf russische Ölanlagen seit Beginn des Jahres
Wie die Ukraine Ende Oktober mitteilte, sind seit Januar eigenen Angaben zufolge dutzende erfolgreiche Angriffe auf russische Ölanlagen gelungen. „Seit Anfang des Jahres hat es beinahe 160 erfolgreiche Angriffe auf Öl-Förderanlagen und Raffinerien gegeben“, sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes SBU, Wassyl Maljuk, vor Journalisten. Und laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Russland durch die Angriffe der Ukraine mehr als 20 Prozent seiner Kapazitäten zur Weiterverarbeitung von Erdöl verloren.
Tatsächlich haben die verstärkten Drohnenangriffe Kiews in den vergangenen Monaten auf Ölraffinerien in Russland zu einem Anstieg des Benzinpreises in dem Land geführt. Nach Angaben von Quellen, die Zugang zu vertraulichen Branchendaten haben, sank die russische Ölraffinerieproduktion infolge einer Serie von Drohnenangriffen zwischen August und Oktober um sechs Prozent – sowohl gegenüber dem Vormonat Juli als auch im Vergleich zum Vorjahr, so die Moskau Times.
Die offiziellen Daten zur russischen Benzinproduktion werden aber seit 2024 wegen der Gefahr von Marktspekulationen als Verschlusssache behandelt. Unklar bleibt auch, inwiefern die Bewohner der Hauptstadt Moskau künftig beim Heizen eingeschränkt sein werden. (Quellen: Reuters, Ukrainska Pravda, The Moscow Times, dpa) (bg)