Das neue Gutenberg Museum in Mainz ist endlich in Bau, doch in Sachen Trägerschaft gibt es weiter keinerlei Fortschritt. Das sorgte nun bei einer Bürgerinformationsveranstaltung vergangene Woche für Ärger: Seit 2018 werde über die Frage einer Neuaufstellung der Trägerschaft des Gutenberg-Museums geredet, kritisierten Vertreter der „Freunde Gutenbergs“ – geschehen sei faktisch: nichts. Die zuständige Dezernentin Marianne Grosse (SPD) beschwichtigte: Man sei „in guten Gesprächen“ mit dem Land  und dem Bund, die Finanzierung des Neubaus sei gesichert.

Entwürfe für das neue Ausstellungskonzept im neuen Gutenberg-Museum. - Grafik: Facts and Fiction Entwürfe für das neue Ausstellungskonzept im neuen Gutenberg-Museum. – Grafik: Facts and Fiction

Im Mai 2025 startete nach langen Jahren der Debatte der Neubau des Gutenberg-Museums, das „Weltmuseum der Druckkunst“ soll mit einem neuen, hochmodernen Bau endlich eine angemessene Präsentation seiner Schätze und ein attraktives neues Museumskonzept bekommen. Vergangene Woche stellte die Stadt Mainz der Öffentlichkeit erste Entwürfe zum sogenannten „Szenographiekonzept“ vor, dem Ausstellungskonzept für das neue Museum.

Nach dem vom Kölner Büro „Facts and Fiction“ entwickelten Konzept soll die neue Ausstellung im künftigen Gutenberg Museum modern und offen werden, viele interaktive Elemente erhalten und beeindruckende Schauflächen für die vielen Schätze des Museums bekommen. Herzstück wird eine Schatzkammer für die weltberühmten Gutenberg-Bibeln sein, um sie herum soll ein Forum den Besuchern die Möglichkeit geben, sich mit den Bibeln noch einmal intensiver auf digitale Weise auseinanderzusetzen. Auch die Technikgeschichte des Buchdrucks mit den großen Druckerpressen werde „eine große und entscheidende Rolle spielen“, versicherten die Planer von „Facts and Fiction“.

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Grosse: Keine Entwicklung bei Trägerschaft Gutenberg-Museum

Auch soll die Ausstellung im Museum endlich auf internationale Standards auch in Sachen Sprache gehoben werden: 15 Fremdsprachen seien für die Audio Guides geplant, hieß es vergangenen Dienstag auf der Infoveranstaltung, an der Wand werde es Beschriftungen auf Deutsch und Englisch geben. „Wir wollen sehr viel aufbrechen, neu gestalten, technische Entwicklungen zeigen, und auch neue Gedankengänge anstoßen“, sagte die stellvertretende Direktorin des Gutenberg-Museums, Anett Göthe. Die Ausstellung werde „ein Prozess“, das Konzept noch weiter entwickelt.

Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD, links) gemeinsam mit der damaligen Museumsdirektorin Anette Ludwig 2016 bei der Präsentation der ersten Neubauentwürfe - samt Bibelturm. - Foto: gik Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD, links) gemeinsam mit der damaligen Museumsdirektorin Anette Ludwig 2016 bei der Präsentation der ersten Neubauentwürfe – samt Bibelturm. – Foto: gik

Doch aus dem Publikum kamen kritische Fragen, Vertreter der Bürgerinitiative pro Gutenberg sowie der „Freunde Gutenbergs“ wollten vor allem wissen: Wie sehe es denn mit der geplanten Neuordnung der Trägerschaft des Museums aus? Man habe da „Ende September ein sehr wichtiges Treffen“ zu gehabt, antwortete Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD): „Wir bauen sukzessive Strukturen auf, wie eine Trägerschaft aussehen kann.“ Zum Tragen werde die aber ohnehin erst dann kommen, wenn das neue Museum seine Arbeit aufnehme. Eine neue Trägerschaft stehe die nächsten 1,5 Jahre nicht an.

Das sorgte indes für Fassungslosigkeit im Publikum: „Wir reden seit 2018 über eine neue Trägerschaft, es entsetzt mich, dass wir nicht weiter sind“, sagte ein Vertreter der „Freunden Gutenbergs“, und wollte wissen: Um welche Mittel beim Bund und der EU habe sich die Stadt Mainz denn bemüht? „Wir verschenken bares Geld“, kritisierte der Sprecher. Auch ein Vertreter der Bürgerinitiative pro Gutenberg betonte, die Trägerschaft müsse doch mit oder vor der Konzeption geregelt werden: „Sie heißen ja Träger, weil sie es tragen, womöglich auch finanziell – muss das nicht vorher geklärt sein, weil ja auch die Träger das Konzept mittragen?“

 

Stadt führt Gespräche mit Bund und Land über Finanzierung

„Ich kann Ihnen sagen, was wir erreicht haben“, entgegnete Grosse auf die Fragen: „Wir werben beim Land, und das Land sagt: das sind gute Gespräche.“ Die Gespräche würden auf hochrangiger Ebene mit Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) sowie Innenminister Michael Ebling (SPD) geführt, „wir sind da auf einem sehr, sehr guten Weg, ich bin da sehr optimistisch“, betonte Grosse. Konkreter wurde die Dezernentin allerdings nicht, dabei hatte die Arbeitswerkstatt für ein neues Gutenberg-Museum bereits im Herbst 2019 eine AG zur Zukunft der Trägerschaft gegründet, die verschiedene Modelle prüfen sollte, auch mit Hilfe „externer Expertise“.

Pressetermin zum Baustart des neue Gutenberg-Museums im Mai 2025 mit (von links) Innenminister und Ex-OB Michael Ebling und Kulturdezernentin Marianen Grosse (beide SPS), OB Nino Haase (parteilos) und Museumsdirektor Ulf Sölter. - Foto: Stadt Mainz Pressetermin zum Baustart des neue Gutenberg-Museums im Mai 2025 mit (von links) Innenminister und Ex-OB Michael Ebling und Kulturdezernentin Marianen Grosse (beide SPS), OB Nino Haase (parteilos) und Museumsdirektor Ulf Sölter. – Foto: Stadt Mainz

Schon damals hatte die BI „Mainz für Gutenberg“ gefordert, die Stadt müsse endlich für eine erweiterte Trägerschaft für das Museum und seine Finanzierung sorgen – und der Stadtspitze „Wegducken und Aussitzen“ vorgeworfen. Die Trägerschaft müsse endlich auf professionelle Beine gestellt werden und dürfe nicht wie zuvor „versanden“, forderte damals auch FDP-Kreischef David Dietz, und schlug vor zu prüfen, ob nicht eine Stiftung oder eine gemeinnützige GmbH als Träger des Museums geeigneter wäre als ein städtisches Amt.

Passiert ist seither in dieser Sache: nichts. Die Stadt habe in Sachen Gutenberg-Museum erneut „acht Jahre verschlafen“, nicht einmal ein Konzept für die Trägerschaft sei bisher entwickelt worden, schimpfte damals einer, der als OB-Wahlkampf machte, und es 2023 wurde: der parteilose Nino Haase hatte das Thema Gutenberg und sein Museum zu einem der Hauptthemen seines ersten OB-Wahlkampfes 2019 gemacht. Doch seither war von Haase dazu wenig zu hören, zu der Debatte am Dienstag äußerte er sich nicht: Haase hatte die Veranstaltung da schon wegen eines anderen Termins verlassen.

 

Grosse: Finanzrahmen für Gutenberg-Museum steht

An Fördermitteln beantrag man Mittel aus dem Landeshauptstadtzuschuss für Mainz, auch mit dem Bund sei die Stadt „in sehr guten Gesprächen“, sagte Grosse – dabei geht es aber offensichtlich um die rund 7,45 Millionen Euro an Zuschüssen für das Szenographiekonzept, die der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestags bereits im September 2024 genehmigt hatte – die Förderung aus dem Bundesprogramm „KulturInvest“ hatten allerdings die damaligen Mainzer Bundestagsabgeordneten Tabea Rößner (Grüne), Daniel Baldy (SPD) und Manuel Höferlin (FDP) auf den Weg gebracht.

Das alte Gutenberg Museum am Liebfrauenplatz wird derzeit abgerissen, einen Bibelturm auf dem Platz hatten die Mainzer bei einem Bürgerentscheid 2018 mit großer Mehrheit abgelehnt. - Foto: gik Das alte Gutenberg Museum am Liebfrauenplatz wird derzeit abgerissen, einen Bibelturm auf dem Platz hatten die Mainzer bei einem Bürgerentscheid 2018 mit großer Mehrheit abgelehnt. – Foto: gik

Grosse wiederum sagte zur Frage nach der Finanzierung des Museums-Neubaus, der Finanzrahmen stehe noch genau so, wie er vor einem Jahr vorgestellt worden sei: Demnach seien 84 Millionen Euro für den Neubau, sowie weitere 15 Millionen Euro für die Szenographie eingeplant. „Wir haben für alles einen Stadtratsbeschluss“, betonte Grosse, die Mittel würden sukzessive „mit Mittelbindung und Mittelabfluss im Haushalt so manifestiert.“ Alle Finanzierungsetappen seien „vom Stadtrat beschlossen“ und auch in den aktuellen Haushaltsberatungen nicht strittig gewesen.

Die Frage nach möglichen EU-Mitteln beantwortete Grosse indes nicht, ebenso wenig die Frage, welche Landesmittel denn noch außer dem Hauptstadtzuschuss in Frage kämen. „Wir sind noch nie mit diesem Jahrhundertprojekt Gutenberg Museum so weit gewesen wie jetzt“, sagte die Dezernentin lediglich, die im kommenden Februar ihr Amt aufgibt: „Das ist eine Bilanz, von der ich sage: Ich bin damit zufrieden.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum neuen Szenographie-Projekt und den Plänen für das neue Gutenberg-Museum lest Ihr hier bei Mainz&.

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