„Es geht um einen Stadthund, der sich im Wald verirrt hat und dort Freunde findet, die ihm helfen wieder nachhause zu kommen“, fasst Helena den Inhalt von „Diva“ – ihrem Lieblingsbuch – zusammen. Den ersten Band der Reihe um die verwöhnte Pudeldame mit dem passenden Namen Diva hat die zehnjährige mitgebracht, um ihn sich von Martin Baltscheit signieren zu lassen. Der Kinderbuchautor nimmt sich Zeit für Helena und malt ihr eine kleine Illustration ins mitgebrachte Bilderbuch. „Den zweiten Band bekomme ich zu Weihnachten“, erzählt sie ihm und gibt zu, „ich kann es kaum erwarten wie die Geschichte weitergeht“. Die beiden haben es sich in gemütlichen Sitzkissen auf der Brücke des Central bequem gemacht, bis der nächste Workshop losgeht.
Nach drei Ausgaben im Jungen Schauspiel an der Münsterstraße ist das Bilderbuchfestival Plopp! in dessen neue Wirkstätte, das Central, umgezogen. Zwei Tage lang drehte sich dort alles um bunte Bildergeschichten. Junge Lesende wie Helena konnten dabei nicht nur in fantastische Welten eintauchen und Geschichten lauschen. Autoren und Illustratoren nahmen sich auch Zeit für Gespräche mit dem Lesenachwuchs. Vor allem Martin Baltscheit, der das Konzept gemeinsam mit Anja Urbschat-Happ und ihrem Team vom localbook.shop vor vier Jahren erdacht hat, ließ es sich nicht nehmen, immer ansprechbar für kleine und große Besuchende zu sein.
Der Düsseldorfer hatte seine Söhne Teo und Ben überzeugt, nicht nur die Begrüßung zur Eröffnung am Samstagvormittag zu übernehmen. Die 17-jährigen Zwillinge organisierten auch den Büchertisch. Die Titel sind handverlesen. Diese Sorgfalt bei der Auswahl, kam nicht nur bei Helenas Vater gut an: „Mir gefallen Sprache und Umsetzung. Dabei werden Kinder ernstgenommen“, sagt er über das Lieblingsbuch „Diva“ seiner Tochter. Erstmals stemmte Martin Baltscheit das Bilderbuchfestival allein, denn das Team vom localbook.shop hatte in diesem Jahr gut zu tun mit der ersten Auflage des lit.festivals. Zwei Veranstaltungen in dieser Größenordnung wären dann doch etwas zu viel gewesen.
Stefan Fischer-Fels, künstlerischer Leiter des Jungen Schauspiels, überredete aber Martin Baltscheit weiterzumachen. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, das Format einzustellen“, sagt er. Vor wenigen Wochen war das Junge Schauspiel gemeinsam mit dem Stadt:Kollektiv erst ins Central umgezogen. „Wir sind noch dabei, die Möglichkeiten, die wir hier haben, zu entdecken“, so Fischer-Fels, der schon voller Pläne für die nächste Ausgabe von Plopp! im kommenden Jahr ist. „Wir könnten noch wachsen mit weiteren Angeboten“, denkt er laut in die Zukunft und man merkt ihm an, wie sich die Begeisterung der Kids und ihrer Eltern auf ihn überträgt. Mit Blick auf die Bücherauswahl ergänzt Fischer-Fels: „Ich überlege, ob ich hier eine kleine Kinderbuchbibliothek einrichte“; und er zeigt dabei auf ein Regal neben der Kaffeetheke, das sich dafür hervorragend eignen würde.
Stefan Fischer-Fels habe vorgeschlagen, dass „wir für die Workshops vier Theaterpädagogen einladen sollten, die neue Ansätze mit einbringen konnten“, erinnert sich Baltscheit an die Planungsphase. Eine Idee, die vom kleinen und großen Publikum gern angenommen wurde. Lina Addy gehört zum Team der Theaterpädagogen, die gerade gemeinsam mit Kollegin Patricia Pfisterer einen Workshop rund um Träume und die Nacht beendet hat.
Das prall gefüllte Programm bot nicht nur Lesungen mit Sylvia Graubner, Anne Kathrin-Behl oder Ulf K., es wurde auch live illustriert und zum großen Finale am Sonntag sogar ein Zeichen-Battle initiiert. Stefan Fischer-Fels führte Besuchende hinter die Kulissen des Central und mit „Bin gleich fertig!“ kam außerdem ein Theaterstück des Jungen Schauspiels auf die Bühne. Finanziell wird das Bilderbuchfestival durch Martin Baltscheit und ohne Fördermittel finanziert. „Wir würden uns über Sponsoren freuen, die Plopp! gern unterstützen möchten“, sagt Baltscheit, der dabei bereits an die nächste Ausgabe im Herbst 2026 denkt.