Prozess in Dresden
Verfahren gegen mutmaßliche Linksextremisten startet
23.11.2025 – 10:08 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Banner mit der Aufschrift „Free All Antifas“ (Archivbild): Vor dem Oberlandesgericht Dresden soll gegen weitere Mitglieder einer linksextremistischen Gruppe verhandelt werden. (Quelle: Jan Woitas/dpa/dpa-bilder)
Am Dresdner Oberlandesgericht beginnt der Prozess gegen Johann G. und sechs weitere Beschuldigte. Das Verfahren könnte sich bis 2027 hinziehen.
Der mutmaßliche Linksextremist Johann G. und sechs weitere Beschuldigte müssen sich ab Dienstag (24.11.) vor dem Dresdner Oberlandesgericht verantworten. Das Verfahren gilt als Fortsetzung der Verhandlung gegen die bereits verurteilte Studentin Lina E. und drei ihrer Mitstreiter.
Die Generalbundesanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, einer seit Ende 2017 oder Anfang 2018 in und um Leipzig gegründeten linksextremistischen Vereinigung anzugehören. Die Gruppe habe eine militante Ideologie vertreten, die den Rechtsstaat, das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und das staatliche Gewaltmonopol ablehne.
Die überregional vernetzte Gruppe soll mehrere Jahre lang gewaltsame Angriffe gegen Personen aus der rechten Szene verübt haben. Die Beschuldigten werden der gefährlichen Körperverletzung, des versuchten Mordes und der Sachbeschädigung beschuldigt. Weitere Vorwürfe umfassen Urkundenfälschung und versuchten gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Zwei Angeklagten wird zusätzlich Waffendiebstahl vorgeworfen.
Das OLG Dresden hatte im Mai 2023 Lina E. wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Drei Mitbeschuldigte erhielten Haftstrafen zwischen zwei Jahren und fünf Monaten und drei Jahren und drei Monaten.
Die Anklage wirft den Beschuldigten konkret vor, zwischen 2018 und 2020 Anhänger der rechten Szene in Leipzig, Wurzen und Eisenach angegriffen zu haben. Ein Kronzeuge berichtete von regelmäßigen Trainings für diese Angriffe. Bei den Attacken wurden 13 Menschen verletzt, zwei davon potenziell lebensbedrohlich.
Johann G., der zum Zeitpunkt der Taten der Verlobte von Lina E. gewesen sein soll, wurde im November 2024 von Beamten des Landeskriminalamts Sachsen in einem Regionalzug nahe Weimar festgenommen. Er war seit Sommer 2020 untergetaucht. Die Sicherheitsbehörden hatten bundesweit nach ihm gefahndet und eine Belohnung von 10.000 Euro ausgelobt.
Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft soll Johann G. innerhalb der Gruppe „eine herausgehobene Stellung“ eingenommen haben. Ihm wird auch vorgeworfen, im Februar 2023 in Budapest Menschen angegriffen zu haben, die dem rechten Spektrum zugeordnet wurden.
Für das Verfahren sind rund 70 Verhandlungstage bis Juli 2026 vorgesehen und weitere Termine bis Ende Juli 2027 geplant. Es gelten verschärfte Einlasskontrollen und Sicherheitsauflagen. Im Sitzungssaal stehen 152 Plätze zur Verfügung, davon 50 für Medienvertreter.
Beim Verfahren gegen Lina E. nahmen regelmäßig viele Zuschauer aus der linken Szene teil und applaudierten, wenn sie in den Saal geführt wurde. Ähnliche Solidaritätsbekundungen werden auch im Fall von Johann G. erwartet.
