Wenn Lipa Majstrovic als imposante Besitzerin der Osteria Azzurro auf dem Markt Einkaufen geht und sich dafür zwischen den Tischen im voll besetzten Saal des Theaters Drehleier hindurchschlängelt, hat sie ihr Publikum komplett im Griff: Während sie mit gewaltiger Stimme „I maschi“ von Gianna Nannini intoniert, fährt sie den männlichen Zuschauern keck durch die Haare. Kein Zweifel, in dem Musical „Italia con Amore“ lenkt La Mamma die Geschicke ihres Lokals und die Gelüste ihres Sohnes (Sandro Luzzu) gleichermaßen resolut.

Lipa Majstrovic zeigt in dieser Rolle, dass sie nicht nur eine stimmgewaltige Soul-Diva und versierte Jazz-Vokalistin ist (die als Dozentin für Jazz-Gesang im Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck unterrichtet), sondern auch über ein wunderbar komödiantisches Talent verfügt.

Lipa Majstrovic lenkt als La Mamma in „Italia con Amore“ die Geschicke ihres Lokals - und die ihres Sohnes gleich mit.Lipa Majstrovic lenkt als La Mamma in „Italia con Amore“ die Geschicke ihres Lokals – und die ihres Sohnes gleich mit. (Foto: Dieter Schnöpf)

„Das Kuriose ist, dass Lipa die Rolle zuerst ablehnte, weil sie meinte, sie könne nicht schauspielern“, erinnert sich der Autor und Regisseur Michael Tasche an die Entstehung von „Italia con Amore“ vor zehn Jahren. Kaum zu glauben, „aber anfangs traute sich Lipa nicht, den Männern überhaupt in die Augen zu schauen, geschweige denn, sie anzumachen“. Heute gehört ihr Auftritt – bei dem sie sich sogar schon einmal wagemutig quer über die Beine von drei Zuschauern gelegt hat – zu den umjubelten Höhepunkten der Show. Die der Drehleier bis heute fünfmal im Jahr ein ausverkauftes Haus beschert und am 19. Januar 2026 auch in der Komödie im Bayerischen Hof gastiert.

„Peace, Leute - und bloß keine Gewalt“: Melanie Oster als Robins Gefährte Little John (links) und Sandro Luzzo als Sheriff von Nottingham in der Räuberpistole „Robin Hut - König der Liebe“.„Peace, Leute – und bloß keine Gewalt“: Melanie Oster als Robins Gefährte Little John (links) und Sandro Luzzo als Sheriff von Nottingham in der Räuberpistole „Robin Hut – König der Liebe“. (Foto: Tasche Shows)

Schräger Humor und herausragender Gesang sind die Ingredienzien, die Tasche auch in seinen erfolgreichen Nachfolgeproduktionen verquickt. In „Robin Hut – König der Liebe“ versetzte er den Helden von Sherwood Forest in die Flower-Power-Zeit, und in „Susi oder So“ bastelte er aus dem Schicksal von Österreichs berühmter Kaiserin und Gassenhauern aus 40 Jahren Austro-Pop einen eigenwilligen „Sissi“-Verschnitt (am 3. Dezember in der Drehleier).

Ein ähnliches Konzept wendet er auch in seiner kommenden Produktion „Carmen – Geschöpf der Leidenschaft“ an, die am 26. November Premiere in der Drehleier hat: Gespielt wird die Titelfigur von Lipa Majstrovic, allein das verspricht erneut großes Vergnügen – und ein ebensolches musikalisches Niveau. „Selbstverständlich ist die Ouvertüre bei uns enthalten, genauso wie die großen Arien, Carmens Habanera und das Lied des Toreros, der zum Kampf singt“, sagt Tasche.

Das bestens eingespielte Darstellerquartett, neben Majstrovic und Luzzu sind das Melanie Oster und Michael Rosenberg, wird flankiert von den beiden Musikern Manfred Manhart (Piano und musikalische Leitung) sowie Christoph Schultheiß (Gitarre). Gemeinsam werden sie das Drama um Carmen unter Hinzunahme spanischer Popmusik erzählen, in bewährter Manier so manche Arie durch Hits der Gipsy Kings, von Julio Iglsias und Ricky Martin ersetzen. „Melanie wird beispielsweise zu dem Lied ‚Bamboléo‘ von den Gipsy Kings einen fulminanten Tanz hinlegen irgendwo zwischen Flamenco und Step, das ist sicherlich einer der Höhepunkte im ersten Teil“, sagt Tasche.

Tasche selbst hat für diese Inszenierung nicht nur das Bühnenbild entwickelt, Kostüme gebastelt und so manchen Kopfputz gebaut, sondern wird ausnahmsweise auch selbst auf der Bühne stehen. „Als leicht verpeilter Opernführer“, sagt er und lacht. Um sicherzustellen, dass auch jede und jeder im Publikum erfährt, warum Carmen den Torero nimmt, erstochen wird und der arme Täter sein leidvolles „Cuccurucucu“ singt. Dass ihm beim Zitieren aus der Opernliteratur so manches durcheinandergerät, davon darf wiederum ausgegangen werden. Nicht von ungefähr gibt es Fans, die sich wegen dieser urkomischen Verästelungen und dramaturgischen Winkelzüge seine Musical-Verschnitte über die Jahre hinweg mehrmals anschauen.

Carmen – Geschöpf der Leidenschaft, Premiere am 26. November, 20 Uhr, Theater Drehleier, Rosenheimer Straße 123