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Die Erkältungssaison hat NRW bereits fest im Griff. Jetzt rollt aber noch eine RSV-Welle an. Experten raten zu Impfungen, um schwere Verläufe zu verhindern.

Hamm – Husten und Schnupfen an jeder Ecke, hier und da ein Röcheln, ständig putzt sich irgendwer die Nase – die Erkältungssaison hat Nordrhein-Westfalen fest in ihrem Griff. Nahezu jeder dürfte einen Menschen in seinem engeren Umfeld kennen, der in den Wintermonaten an einer Krankheit laboriert. Besonders fies für Kinder ist dabei das Respiratorische Synzytial-Virus – besser bekannt als RSV.

Prof. Dr. Dominik Schneider Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dortmund gestikuliert im Gespräch.Prof. Dr. Dominik Schneider Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dortmund und warnt vor den Folgen einer RSV-Infektion für Säuglinge. © Benedikt Ziegler/Klinikum Dortmund

Der weltweit verbreitete Erreger von akuten Atemwegserkrankungen tritt besonders in den Wintermonaten zwischen Oktober und März auf. Ende November und Anfang Dezember könnte die RSV-Welle richtig an Fahrt aufnehmen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch weniger schlimm als in den Vorjahren im November. Aber jetzt kommt halt wieder die Phase, in der wir mehr in verschlossenen Räumen sein werden – da werden sich die Infektionen jetzt deutlich vermehren“, sagt Prof. Dr. Dominik Schneider, Direktor der Kinderklinik Dortmund, im Gespräch mit wa.de.

RSV-Welle im Anmarsch – Kinderärzte warnen

Das hochansteckende Virus kann Menschen jeden Alters betreffen, wobei bis zum zweiten Lebensjahr nahezu alle Kinder bereits eine RSV-Infektion durchgemacht haben. Während bei vielen Betroffenen nur leichte, erkältungsähnliche Symptome auftreten, können bestimmte Risikogruppen schwer erkranken: Säuglinge bis sechs Monate, Frühgeborene, Kinder mit Grunderkrankungen sowie Erwachsene ab 75 Jahren oder ältere Erwachsene mit Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.

Eine Sache macht dabei Hoffnung. „Ich habe jetzt den Eindruck“, sagt Prof. Dr. Schneider, „dass dieses Jahr eher eine späte RSV-Saison wird.“ Er meint: „Das gibt uns natürlich jetzt auch viel Zeit, die kleinen Säuglinge zu impfen.“ Gerade bei denen ist RSV eine der häufigsten Ursachen für Krankenhauseinweisungen aufgrund von Atemwegsinfektionen. Symptome wie Husten und pfeifende Atmung können nach einer RSV-Infektion mehrere Wochen anhalten.

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„Die Kinder können nicht trinken, die Kinder haben natürlich auch Fieber und Husten und das ist so ein wirklich erbärmlicher, pfeifender, keuchender Husten, den die Kinder haben. Die Kinder haben schwerste Atemnot“, erklärt der erfahrene Kinderarzt aus Dortmund. Die Symptome einer RSV-Infektion können stark variieren und reichen von völlig asymptomatischen Verläufen bis hin zu schweren, beatmungspflichtigen Erkrankungen. Typische Anzeichen sind:

  • erkältungsähnliche Beschwerden wie Husten, Schnupfen und leichtes Fieber
  • Infektionen der unteren Atemwege wie Bronchiolitis oder Lungenentzündung (bei schweren Verläufen)
  • pfeifende Atmung, Atemnot und anhaltender Husten

„Das ist also wirklich schlimm und es macht auch die Kinder danach im Atemweg noch empfindlich für weitere Infektionen“, sagt Prof. Dr. Schneider. Er rät daher auch dringend zu einer Impfung. Je früher, desto besser. „Das ist zwar ein Impfschutz, der nur in der ersten Wintersaison den Kindern einen Schutz bereitet, aber gerade kleine Kinder in den ersten Lebensmonaten und im ersten Lebensjahr sind ja besonders gefährdet, dass sie schwer an RSV erkranken und die Kinder, die sind dann teilweise bis zu zehn Tage in der Klinik und japsen wirklich nach Luft“, sagt er und wird deutlich: „Das ist eine blöde Infektion, die die Kinder richtig krank macht.“

Erwachsene haben kaum Probleme mit einer RSV-Infektion

Ältere Kinder und Erwachsene hingegen müssen sich vor RSV nicht wirklich fürchten. „Das hat man eigentlich fast jedes Jahr einmal an der Backe“, sagt Experte Schneider. „Das sind halt Viren, die immer wieder kommen und immer zu jedem Winter dazugehören“, sagte er. Trotzdem kann und sollte man sich natürlich vor einer Ansteckung schützen.

Zum Schutz vor RSV-Infektionen stehen verschiedene Präventionsmaßnahmen zur Verfügung. Grundlegende Hygienemaßnahmen sind besonders wichtig, da das Virus sowohl durch Tröpfcheninfektion als auch über kontaminierte Oberflächen übertragen wird. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen, das Desinfizieren von Spielzeug und Fläschchen sowie das Vermeiden von Kontakt zu erkrankten Personen sind daher zentrale Schutzmaßnahmen. Und natürlich die besagte Impfung für Säuglinge. „Es gibt auch die Möglichkeit, dass Schwangere sich vor der Geburt impfen lassen und dann den Antikörper über den Mutterkuchen an das Neugeborene abgeben. Das ist vergleichbar gut“, ergänzt Prof. Dr. Schneider.