Wenn die LEG 100 falsche Rechnungen ausstellt, und nur 50 Leute diese Rechnungen zahlen – weil sie nicht so genau gucken, sich nicht auskennen, oder denken, das habe schon alles seine Richtigkeit – dann macht die LEG damit einen ordentlichen Gewinn
Sandra Keilhauer, Geschäftsführerin Mieterschutzbund Aachen
Dieses Vorgehen der LEG erlebe Keilhauer häufig. Das Ganze sei ein bundesweites Problem, sagt sie. Die LEG lege beispielsweise Kosten von Objekt A (mit Spielplatz) auch auf Objekt B und C (ohne Spielplatz) um. „Wenn die LEG 100 falsche Rechnungen ausstellt, und nur 50 Leute diese Rechnungen zahlen – weil sie nicht so genau gucken, sich nicht auskennen, oder denken, das habe schon alles seine Richtigkeit – dann macht die LEG damit einen ordentlichen Gewinn“, sagt sie. Die LEG selbst wollte sich auf Anfrage von t-online zu dem Sachverhalt nicht äußern.
Die meisten Bewohner der beiden Häuser am Boxgraben haben sich inzwischen an den Mieterschutzbund oder einen Anwalt gewandt, um ihr Geld zurückzubekommen. Eine Bewohnerin, die diesen Prozess gerade durchläuft, sagt: „Für ein halbes Jahr zahle ich knapp 1.000 Euro Nebenkosten, und das ohne Heizung. Ich weiß, dass alles teurer geworden ist, aber doch nicht so.“
Doch in dem Haus leben auch Parteien, die die Nebenkosten nicht anfechten, sondern einfach bezahlen. Einige von ihnen sind alt oder krank. Andere sprechen nicht gut Deutsch und verstehen die Posten auf der Abrechnung nicht. „Und viele haben Angst, ihren Mund aufzumachen, weil sie nicht aus der Wohnung fliegen wollen“, sagt eine ältere Bewohnerin. Ihren Namen möchte sie – wie viele andere der Bewohner – nicht öffentlich machen. Einige Mieter, so sagt sie, seien auf die Wohnung dringend angewiesen. Denn eine neue bezahlbare Wohnung in ähnlicher Lage zu finden, sei wirklich schwierig geworden.
Weil sie dies als Missstand empfindet, hat sie sich gemeinsam mit anderen Bewohnern auch an die Initiative „Recht auf Stadt“ gewandt. Das ist eine Vereinigung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Probleme mit nicht mehr bezahlbarem Wohnraum in die öffentliche Diskussion einzubringen und denen zu helfen, die sich nicht trauen, für ihre Rechte als Mieter einzustehen.
Die Initiative betreut nicht nur die Mieter der zwei Häuser am Boxgraben, sondern kümmert sich auch um ähnliche Probleme von Mietern in der Zeppelinstraße. Der Vermieter ist auch hier die LEG. Bei regelmäßigen Treffen, so sagt der Initiator, kristallisierten sich in allen Fällen häufig dieselben Probleme heraus. Erstens: Ein Hausmeister oder anderer Ansprechpartner fehlt. Zweitens: Die Nebenkosten sind viel zu hoch, aber die Mieter zahlen und wehren sich oftmals nicht. Und drittens: Alle Menschen in den betreffenden Objekten fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Es fehle ihnen an Fürsprechern.
Wer in Aachen selbst schlechte Erfahrungen mit von der LEG verwalteten Wohnungen gemacht hat, kann sich beim Mieterschutzbund Aachen oder der Initiative „Recht auf Stadt“ melden. Über legmieter-aachen@gmx.de können Interessierte sich auch zu Treffen betroffener Mieter anmelden. Das nächste Treffen findet am 7. Mai 2025 statt.