Umbau in Melbourne: Glasbausteine, glänzende Wände und ein spannender Materialmix machten eine dunkle Villa hell und einladend.

Wie bei vielen australischen Häusern aus den 1930er-Jahren hatte auch das Interior dieses Hauses in Melbournes Vorort South Yarra eine Menge Charakter. Aber Sonnenlicht? War eher Mangelware. Die Eigentümerin hatte mit ihren Kindern bereits 15 Jahre lang in der historischen Villa gelebt und sich irgendwie mit der Situation arrangiert. Nachdem sie den AD100-Designer David Flack mit dem Umbau ihres Landhauses beauftragt hatte, wollte sie ihr Haus in der Stadt dann allerdings gern genauso einladend gestalten.

Der Kontakt zu Flack hatte sich 2016 über eine Internetrecherche ergeben. Die Tatsache, dass er ein „Bendigo boy“ ist, sprich aus einer Stadt in der Nähe ihrer Farm stammt, sprach sie damals ebenso spontan an wie seine Interiors. „Es war buchstäblich ein Zufallsfund, und von da an hat alles hervorragend geklappt“, sagt die Bauherrin, deren Familie sich einen Namen mit der Zucht von Rennpferden gemacht hat. „Also beschloss ich, das Haus in der Stadt ähnlich aufzuhellen und zu erweitern.“

Glasbausteine holen Tageslicht ins Haus

In der südlichen Hemisphäre ist das von Süden einfallende Licht indirekt, sodass viele Räume des Hauses in South Yarra die meiste Zeit des Tages im Schatten lagen. Die Villa hatte außerdem eine Reihe ungünstig proportionierter früherer Renovierungen erlebt, die seine Rückseite zu einem architektonischen Durcheinander machten, erklärt David Flack. Um das Sonnenlicht bis tief in das Innere des Hauses zu locken und die üppige Kunstsammlung der Bauherrin besser zur Geltung zu bringen, riss der Designer diese Anbauten ab und ersetzte sie durch eine etwas kleinere „Glasblocklaterne“. Das doppelt hohe Volumen fängt Tageslicht aus drei Richtungen ein und verkleinert gleichzeitig die Gesamtgrundfläche ein wenig – sie verringerte sich um knapp zehn Quadratmeter. Durch diesen Umbau entstand wiederum im Außenbereich mehr Fläche für die üppige Landschaftsgestaltung von Kate Seddon, die durch neue Glastüren und Fenster mit geschwärzten Stahlrahmen zur Geltung kommt.

Wohnzimmer mit doppelter Raumhöhe Terrassentüren Wandflächen aus Glasbausteinen

Durch den neuen Anbau aus geschwärztem Stahl und Glasbausteinen fällt viel Sonnenlicht in den hinteren Teil des Hauses. Im Wohnzimmer, das über zwei Etagen reicht, stehen ein Sofa von Patricia Urquiola für Cassina mit Kissen von Jardan und ein Paar Vintage-Sessel von Gae Aulenti um einen Cocktailtisch von Isamu Noguchi. Kunstwerke von Dane Lovett und Mr. Brainwash in Zusammenarbeit mit Banksy (im Hintergrund).

Anson SmartGlänzende Oberflächen für noch mehr Helligkeit

Die Pariser Maison de Verre von Bernard Bijvoet und Pierre Chareau aus dem Jahr 1932 inspirierte Flack zur Verwendung von Glasbausteinen in diesem Projekt, das den ersten Ausflug seines Studios in die Architektur darstellt. (Das Team hat mittlerweile sieben weitere Bauprojekte in Arbeit.) Sowohl im Inneren des lichtdurchfluteten Anbaus, in dem sich das Wohnzimmer, die Küche und ein powder room befinden, als auch im restlichen Haus hat er Design-Ideen umgesetzt, die die Helligkeit verstärken und dem Interior einen gewissen Glow geben. Glasbausteine und stahlgerahmte Fenster umhüllen teils auch das Esszimmer und den family room. Mattes Strukturglas hellt marmorverkleidete Bäder sanft auf. Lack in leuchtenden Farben frischt schattige Flächen auf, wie die Wände, die Decke und die Bar im vordersten Raum des historischen Teils des Hauses, der zu einem neuen Leben als tiefrote Cocktail-Lounge erweckt wurde. Und die dunkelgrüne Esszimmerdecke greift mit ihrer hochglänzenden Oberfläche den Garten draußen auf und spiegelt ihn zugleich.