Ein begnadeter Regisseur, ein erprobtes Star-Duo und eine verspielt-ausladende, detailreich-überspitzte Vision der Stadt der Liebe: „Das Mädchen Irma La Douce“ ist eine Augenweide, die es jetzt richtig günstig auf Blu-ray gibt!
Er drehte kurz nacheinander drei der stärksten Komödien der Hollywood-Geschichte: Die schillernde Gangsterfilm-Persiflage „Manche mögen’s heiß“, die berührend-bissige Romantikkomödie „Das Appartement“ sowie das Gag-Dauerfeuer „Eins, Zwei, Drei“. Doch damit nahm Billy Wilders Comedy-Lauf keinen Abriss! Mit „Das Mädchen Irma La Douce“ brachte er danach die „Das Appartement“-Hitkonstellation wieder zusammen – und feierte erneut Erfolg:
Die Fünf-Millionen-Dollar-Produktion verfünffachte an den Kinokassen ihr Budget und landete in den Top 5 des Kinojahres 1963. Und allein in Deutschland wurden über 7,6 Millionen Eintrittskarten verkauft, womit „Das Mädchen Irma La Douce“ zu den 90 größten Kassenschlagern der hiesigen Kinogeschichte gehört! Im Vergleich zu Wilders drei vorherigen Komödien ist die bildhübsche, neckisch-frivole Posse seither allerdings relativ in Vergessenheit geraten.
Doch jetzt gibt es eine günstige Gelegenheit, den nunmehr unterschätzten, stilvollen Hitfilm (wieder) zu entdecken. Denn „Das Mädchen Irma La Douce“ ist aktuell als Limited Edition Mediabook zum Black-Friday-Aktionspreis erhältlich!
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Dabei handelt es sich um eine 2-Disc-Edition mit dem Film auf Blu-ray sowie auf DVD. Als Extras sind unter anderem ein Interview mit Billy Wilder und ein Booklet mit einem Text der Filmkritikerin Bianca Jasmina Rauch mit von der Partie.
„Das Mädchen Irma La Douce“: Aus Musical wird herzlich-freche Liebeskomödie
Paris bleibt Paris, wie es die Liebe liebt: Streng genommen müsste die Polizei im Rotlichtviertel hart durchgreifen. Aber oh la la! Wer würde im Herzen Frankreichs schon l’amour im Weg stehen – selbst wenn sie mit monetären Mitteln für begrenzte Zeit in Gang gebracht wurde? Also kneift die Gendarmerie wohlwollend beide Augen zu – abgesehen vom übereifrigen Nestor (Jack Lemmon).
Voilà: Für seine sexfeindlichen Bestrebungen bekommt er eine Suspendierung geklatscht! Als er sich in einer Bar abregt, verfällt er Irma la Douce (Shirley MacLaine), obwohl sie im von ihm verhassten Gewerbe tätig ist. Das bleibt nicht der letzte ironische Kniff, den das Schicksal für Nestor und Irma in petto hat. C’est la vie!
„Das Mädchen Irma La Douce“ basiert auf einem französischen Bühnenmusical. Jedoch verzichteten Regisseur/Autor Wilder und sein „Manche mögen’s heiß“- und „Das Appartement“-Schreibpartner I.A.L. Diamond bei ihrer Adaption auf das Gesangselement. Stattdessen integrierte Komponist André Previn die prägendsten Melodien der Vorlage in seinen fidelen, munteren Score voller stilisiert-überspitztem, urfranzösischem Flair. Dafür gewann er tout de suite einen Oscar.
Neben der Verlagerung des Stoffs raus aus dem Musicalfach passten Wilder und Diamond ihn an die US-amerikanischen Gepflogenheiten der frühen 1960er an: Für einen Film über das Pariser Rotlichtgewerbe ist „Das Mädchen Irma La Douce“ arg züchtig, woraus sich die Kreativen allerdings einen süffisanten Spaß machen.
So ist es ein nahezu sündhaftes Plaisir, wie exaltiert die Dialoge um unmöglich abzustreitende Begrifflichkeiten herumschiffen. Ebenso ist die Schlagzahl an eindeutig zweideutigen Wortwitzen und knapp verpassten, visuellen Anzüglichkeiten ein ironisch-sprudelnder Quell der Komik. Trotzdem verharrt „Das Mädchen Irma La Douce“ nicht in Ironie, sondern bekommt von den quirligen, liebenswerten Darbietungen (insbesondere von MacLaine) eine überraschende Glaubhaftigkeit und Tiefe eingehaucht.
Und das will etwas heißen! Ist doch einer der Running Gags des Films, dass Irma jedem Freier eine andere Geschichte auftischt, wie sie zur Dame der Nacht wurde – Heath Ledgers Joker wäre stolz darauf, oui, oui, oui!
Ein detailreich verziertes Bonbon-Paris
Das bezaubernde „Das Appartement“-Doppel, wieder von Joseph LaShelle auf Zelluloid gebannt. Derweil kleidete hier Orry-Kelly den Cast ein – der Kostümbildner, der für das atemberaubend schöne Musical „Ein Amerikaner in Paris“ einen Oscar gewann. Wie könnte es bei diesen Vorzeichen anders sein: „Das Mädchen Irma La Douce“ ist eine Augenweide, die eine neckisch-lüsterne, verspielte Vision von Paris mit einem eingespielten, kecken Duo im Mittelpunkt kreiert.
Der Großteil wurde zwar in detailverliebten, übertrieben verzierten, bonbonbunten Studiobauten gedreht, ausgewählte Szenen entstanden aber an Originalschauplätzen. Und so charmant die Stadt der Liebe auch aussieht: Für Lemmon umfassten die Dreharbeiten das Widerlichste, was er je für einen Film gemacht hat – laut eigener Aussage.
Denn für eine Szene musste er durch die verdreckte Seine tauchen, über die damals selbst in den wildesten Träumen niemand gesagt hätte, dass man eines Tages in ihr olympische Schwimmwettbewerbe abhalten könnte. Sacre bleu! Vielen Impfungen sei dank überstand Lemmon dieses Wagnis. Und man muss ihm zugutehalten, dass er dieser Erfahrung zum Trotz keine Abscheu vor Paris entwickelte. Bien joué!
Tiens! Alle Filmfans, die nach diesem Billy-Wilder-Kleinod (und trotz der badeunfreundlichen Seine) Paris-Nachschlag verlangen, sollen ihn erhalten! Folgt einfach diesem Heimkino-Tipp:
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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.