Der Filmemacher hinter „Ein Mann sieht rot“ knöpft sich den Western vor, sowie das von Rachedurst und Korruption zersetzte, US-amerikanische Gerechtigkeitsverständnis: „Lawman“ mit Burt Lancaster gibt es nun im Heimkino!
Regisseur Michael Winner dürfte heutzutage vornehmlich für seinen Beitrag zum Thrillerkino der 1970er und 1980er bekannt sein. Schließlich inszenierte der „Kalter Hauch“-Macher die ersten drei Teile der „Death Wish“-Reihe mit Charles Bronson in der Hauptrolle. Zuvor stemmte er allerdings einen unbequemen Selbstjustiz-Western, der zwar nicht namhaft ist, aber einen thematisch dichten Geheimtipp abgibt.
Denn der revisionistische Rache-Western „Lawman“ hinterfragt die in klassischeren Hollywood-Western propagierte Moral und schießt grantig Löcher ins romantisierte US-Selbstbild. Überzeugt euch selbst: Diese Woche hat „Lawman“ eine Blu-ray-Neuauflage im Heimkino erhalten!
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Darum geht es in „Lawman“
Der Rancher Vincent Bronson (Lee J. Cobb) hat sich durch seinen Reichtum das Sagen über sein Heimatstädtchen Sabbath erkauft. Als er und einige seiner Mitarbeiter im Nachbarort ordentlich einen über den Durst trinken, provozieren sie unnötig eine Schießerei und töten versehentlich einen alten Mann. Ganz Sabbath nimmt das gelassen: Wenn Bronson solch einen kleinen Fauxpas begeht, dann ist das doch nicht weiter der Rede wert!
Jered Maddox (Burt Lancaster), der Marshall des Nachbarorts von Sabbath, versteht allerdings keinen Spaß. Er steht verbissen hinter Recht, Ordnung und Gesetz. Wenn ein Mann stirbt, dann muss dieser Sache nachgegangen werden. Egal, wer daran Schuld trägt, ganz gleich, ob es Unfall oder Absicht war! Fraglich allerdings, zu welch brachialen Mitteln Maddox greift, um Gerechtigkeit zu forcieren…
Eine raue Abrechnung mit dem Western
Auf der einen Seite: Ein Rinderbaron, der glaubt, dass ihm seine dicke Brieftasche Immunität vor dem Gesetz verschafft. Auf der anderen Seite: Ein Marshall, der davon überzeugt ist, dass sein Rang ihn zur unfehlbaren Personifizierung des Rechts macht. Dazwischen: Zwei benachbarte Orte, ihre Bevölkerungen und der vor den Augen des Publikums konsequent zu stinkendem Staub verfallene Traum von den freien Vereinigten Staaten.
Nach einem Drehbuch von „Scorpio, der Killer“-Autor Gerald Wilson befasst sich Winner in „Lawman“ auf kleinteilig argumentierte, die eigenen Genremaßstäbe zornig beleuchtende Weise. Nur konsequent, bedenkt man Winners Meinung über den wilden Westen der USA. Gegenüber der Los Angeles Times maulte er: „Der Westen ist vulgär. Der Westen ist dreckig.“ Um das auszudrücken, drängte er hinsichtlich der Ausstattung nach enormer Authentizität – nach eigener Aussage war „Lawman“ sogar der bis dahin „authentischste Western, der je gedreht wurde“ (via Vice), wobei man solches Selbstlob immer kritisch hinterfragen sollte.
Rau, roh und frei von Romantik ist „Lawman“ aber zweifelsohne – nicht unähnlich seiner Dreharbeiten. Denn der durch drastische Dilemmata fiese Fragen aufwerfende, atmosphärische Anti-Western war hinter den Kulissen von Konflikten geprägt: Lancester und Winner beschimpften sich wiederholt, unter anderem aufgrund einer Meinungsverschiedenheit, welche Schusswaffe in einer essentiellen Szene vorkommen sollte.
Aber nicht alle haben sich am „Lawman“-Set bekriegt. Nebendarsteller Robert Duvall etwa verstand sich blendend mit der größtenteils britischen Crew. Durch sie lernte er Fußball schätzen – so sehr, dass er zu einem glühenden Fan des Sports wurde! Und wenn ihr noch einen Selbstjustiz-Reißer mit Fußballfan Duvall sehen möchtet, folgt einfach unserem nächsten Heimkino-Tipp:
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