Zwei Männer begutachten massive Schäden an einem Wohnhaus.

Stand: 24.11.2025 00:02 Uhr

Eigentlich gilt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz in Libanon eine Waffenruhe. Dennoch haben israelische Truppen Ziele im Süden des Landes angegriffen. Dabei soll es mehrere Tote gegeben haben. Darunter ein ranghohes Hisbollah-Mitglied.

Das israelische Militär hat erstmals seit Monaten wieder ein Ziel in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Der Luftangriff habe einem Mitglied der Hisbollah-Miliz gegolten, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Sie sprachen von einem Präzisionsschlag. Libanesische Behörden berichteten von mindestens fünf Toten und 28 Verletzten.

Bei dem Angriff wurde nach israelischen Angaben auch das ranghohe Hisbollah-Mitglied Haitham Ali Tabatabai, Generalstabschef der Miliz, getötet. Die USA hatten bereits 2018 eine Belohnung für seine Ergreifung ausgesetzt. Zuvor war in einer Mitteilung des Militärs von einem „gezielten Schlag gegen einen führenden Hisbollah-Terroristen in Beirut“ die Rede.

Die Hisbollah-Miliz bestätigte seinen Tod am Abend. Zudem seien vier weitere ihrer Mitglieder bei dem Angriff im Vorort Haret Hreik im Süden von Beirut getötet worden. 

Rauchwolke im Süden Beiruts

Libanesische Medien berichteten von schweren Schäden bei einem Angriff am südlichen Rand Beiruts. Eine große Rauchwolke stieg über dem Vorort Haret Hreik auf. In sozialen Medien kursierte ein Video, das eine Menschenmenge zeigte, die sich rund um den mutmaßlichen Einschlagsort drängte, der sich neben einem Gebäude zu befinden schien.

Israel misstraut der Hisbollah

Das Bombardement erfolgt wenige Tage vor dem ersten Jahrestag des Waffenstillstands zwischen Israel und dem Libanon. Seit dessen Beginn haben Blauhelm-Soldaten der UN mehrere Tausend Verstöße durch Israel gegen die Vereinbarung registriert.

In den letzten Monaten hat die israelische Armee fast täglich Ziele im Libanon angegriffen, hauptsächlich auf die Hochburgen der Hisbollah im Süden und Osten des Landes, zuletzt seltener in Beirut. Israel und die USA hatten zuletzt den Druck auf den Libanon erhöht, die mächtige Hisbollah zu entwaffnen. Das libanesische Militär legte einen Plan vor, den die Regierung im September genehmigt hatte. Er sieht eine Entwaffnung der Miliz im ganzen Land bis zum Jahresende vor.

Der Libanon fürchtet neuen Krieg

Israel und die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz hatten sich schon im November 2024 nach mehr als einjährigem gegenseitigen Beschuss auf eine Waffenruhe geeinigt. Dennoch greift das israelische Militär immer wieder Ziele im Libanon an. Beide Seiten werfen sich Verstöße gegen die Vereinbarung vor. Israel beschuldigt die Hisbollah, ihre militärischen Fähigkeiten im Südlibanon wieder aufbauen zu wollen. Die Regierung in Beirut weist dies zurück.

Im Libanon befürchten viele, dass Israel einen neuen Krieg mit der Hisbollah provozieren will, möglicherweise sogar den Einmarsch von Bodentruppen plant. Für die Regierung in Beirut kommt die neue Eskalation zur Unzeit. Einerseits scheitert sie bislang an der geplanten Entwaffnung der Hisbollah, andererseits bereitet sie sich aktuell auf den Besuch von Papst Leo in einer Woche vor.

Netanjahu will „alles Notwendige“ tun

Israel wird nach den Worten des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu „alles Notwendige“ tun, um ein Wiedererstarken der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen zu verhindern. „Wir bekämpfen den Terrorismus weiterhin an allen Fronten“, sagte Netanjahu bei einer Kabinettsitzung. 

Mit Informationen von Moritz Behrendt, ARD-Studio Kairo