Deutschland will sich um eine Sommerolympiade bewerben, ob es die 36er, 40er oder 44er sein wird, steht noch in den Sternen. Leipzig soll, wenn es nach der Stadtverwaltung geht, bei „Berlin plus“ als Juniorpartner dabei sein. Allerdings ist es in der Leipziger Stadtgesellschaft noch recht ruhig, vergleicht man das mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012.
Die Chronologie der eventuellen Bewerbung spricht bisher nicht für eine gewollte Beteiligung der Menschen in unserer Stadt.
Auch wenn der Oberbürgermeister am 30. September 2023, bei der Auftaktveranstaltung zu „Deine Ideen. Deine Spiele“, versprach: „Wir wollen die Menschen von Anfang an mitnehmen. Ich finde das wunderbar, dass wir dieses Konzept verfolgen, dass wir jetzt im Dialog sind von ganz vorne. Wenn es nicht getragen wird von den Menschen in unserem Land, transparent von Anfang an, offensiv mit den ganzen Fragen umgehen, der Nachhaltigkeit, den ökologischen Herausforderungen, den finanziellen Herausforderungen, dann hat es keinen Sinn.“
Am 15.11.23 folgte der Beschluss des Stadtrates diese Bewerbung durchzuführen, in nichtöffentlicher Sitzung und sogar ohne Kommunikation nach außen. Der Stadtrat beschloss am 13. März 2024 keinen Bürgerentscheid durchzuführen, aber immerhin gibt es seit dem 4. April 2025 die Initiative „GOLD for Leipzig“, mittels dieser will Jens Lehmann (CDU) die Leipzigerinnen und Leipziger mit dem „Olympia-Virus“ infizieren.
Ansonsten hört und sieht man nicht viel von Leipziger Olympia Träumen.
Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich, dass es mehrere deutsch Bewerbungen gibt. Es bewerben sich „Berlin plus“, München, Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region. Bei einer Bürgerbefragung in München stimmten 66 % für eine Olympiabewerbung, in Hamburg soll am 31. Mai 2026 ein Volksentscheid über die Bewerbung stattfinden und in Berlin will das Bündnis „Berlin kann es nicht“ ein Volksbegehren gegen die Bewerbung starten. Sollte dieses erfolgreich sein, wäre Leipzig gleich mit aus dem Rennen.
In Berlin und Hamburg positioniert sich die Partei „Die Linke“ eindeutig gegen die Olympiabewerbung, die Linke in Leipzig hat sich noch nicht positioniert. So war es folgerichtig, dass der Stadtverband Leipzig zu einem Forum, mit dem Titel „Olympia in Leipzig: Prestige für Konzerne, Pleite für die Stadt?“ einlud. Wir waren dort und haben die Diskussion verfolgt.
Die Statements der Teilnehmer
Die Veranstaltung fand im Großen Hörsaal der Sportwissenschaften auf dem Campus Jahnallee statt. Dieser bietet 500 Sitzplätze, gekommen waren etwa 30 Menschen, was vielleicht an der Art der Bekanntmachung lag. Es diskutierten Heiko Rosenthal, Beigeordneter der Stadt Leipzig für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport, Heike Sudmann, Fraktionsvorsitzende Die Linke in Hamburg und Kristian Ronneburg, Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin.
Nina Treu, Vorsitzende des Stadtverbandes Leipzig, moderierte die Diskussion. Los ging es mit 7-minütigen Statements der Diskussionsteilnehmer. Wir haben einige Punkte zusammengefasst, die Statements sind in voller Länge im Video zu sehen.
Heiko Rosenthal stellte die Meinung der Stadtverwaltung vor, er sagte: „Wir sitzen in einer sehr historischen Stätte. Hier ist erst vor kurzem die Gründung der DHfK gefeiert worden, vor 70 Jahren, und 100 Jahre Sportwissenschaft. In Leipzig ist quasi die erste Professur in der Sportwissenschaft überhaupt ausgesprochen worden. Insofern ein sehr historischer Ort.
Wir haben das Sportforum mit Stadion und Arena. Wir haben die Messe, wir haben den Kanupark. Wir glauben, sportinfrastrukturell sind wir schon jetzt in der Lage, olympische Wettbewerbe in Leipzig abzubilden. Und uns ist wichtig, diesen Aspekt dieser olympischen Idee, der auch einen Mehrwert für die Sportstadt Leipzig hat, für das Selbstverständnis und auch für das aktive Sporttreiben der Stadt, dass wir diesen Impuls auch brauchen und uns auch wünschen.“
Weiterhin verwies er darauf, dass die Verkehrsinfrastruktur verbessert würde und mit der Nachnutzung eines „kleinen olympischen Dorfes“ auch Wohnungen im preiswerten Segment entstehen würden.
Kristian Ronneburg thematisierte die bisherigen Berliner Bewerbungen, die, seiner Meinung nach, von Intransparenz geprägt waren und, dass auch die aktuelle Bewerbung bisher ohne richtige Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt wurde.
Er führte aus: „Wir haben einen Status Quo im Bereich Sport, wo man sagen kann, wir haben ungefähr allein eine Milliarde an Sanierungsstau in Bädern und Sporthallen. Allein 50 Sporthallen sind gesperrt, acht Bäder sind gesperrt und all das muss natürlich angegangen werden, mit einer echten Investitionsstrategie.“ Olympia würde das Problem nicht lösen, die Investitionen in den Breitensport wären jetzt nötig.
Die Hamburgerin Heike Sudmann begann mit: „Wir sagen aber in Hamburg ja, 100 % ja zum Sport und nein zu den Olympischen Spielen.“ Als Gründe benannte sie besonders das intransparente, nicht nachvollziehbare, Finanzgebaren des IOC. „Das IOC schöpft irre hohe Gewinne aus diesen Spielen. In Paris sollen es 5 Milliarden Euro gewesen sein. Die Sportler und Sportlerinnen bekommen laut einer internationalen Organisation von Sportler:innen 4 % der Einnahmen.“
Auch den versprochenen „Wirtschaftsbooster“ stellte sie infrage, in Paris sei die Wirtschaft im Olympiajahr um 0,07 Prozent gewachsen. Ob dieses minimale Wachstum auf die Olympischen Spiele zurückzuführen sei, wäre aber fraglich. Ebenso stellte sie das Versprechen der Vorteile von Olympischen Spielen für den Breitensport infrage.
Die folgende Diskussion mit dem Publikum behandelte viele Themen. Es ging um Finanzierung, Barrierefreiheit, welche Restriktionen für Veranstaltungsorte und Teilnehmende das IOC fordert und andere Themen. Diese alle aufzuführen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Einen Audiomitschnitt will das linXXnet online stellen.
Im Anschluss an die Diskussion fragte Nina Treu das Publikum, ob sich die Meinung der Menschen durch die Veranstaltung geändert hätte. Es gab mehr Unentschlossene als zu Beginn.
Wir stellten den vier Podiumsteilnehmer im Anschluss noch einige Fragen zum Thema, die Antworten sehen Sie im Video.
Fazit: Es war eine konstruktive Diskussion, die viel Stoff zum Nachdenken gibt. Ob Leipzig Olympische Spiele mit ausrichten wird, steht noch in den Sternen. Wollen Sie Olympische Spiele in Leipzig?