Stand: 24.11.2025 06:00 Uhr

Jeffrey Manchester war erst Einbrecher-, dann Ausbrecher-König, hielt monatelang die Polizei zum Narren. Und nun spielt Channing Tatum den charmanten Gauner in „Der Hochstapler – Roofman“.

von Walli Müller

Schon mal sympathisch, wenn ein Einbrecher seine Opfer nicht unnötig verschreckt! Der ehemalige Soldat Jeffrey Manchester hat es sich zwar zur Gewohnheit gemacht, nachts durchs brüchige Flachdach in McDonald’s-Filialen einzusteigen, um sich von der Morgenschicht die Kasse öffnen zu lassen. Die Mitarbeiter aber behandelt er dabei mit größter Liebenswürdigkeit. Dass er dem Schichtleiter noch seine eigene Jacke in die Kühlkammer mitgibt, wird dem „Roofman“ nach über 40 erfolgreichen Coups zum Verhängnis, und er wird geschnappt.

Zwischen Thrill und Romantik: Channing Tatum als „Roofman“

Die zig-jährige Haftstrafe aber verkürzt er selbst durch einen ausgeklügelten Fluchtplan. Nur: Wo versteckt sich einer, nach dem landesweit gefahndet wird? Am besten da, wo man ihn am wenigsten vermutet: in allernächster Nähe. Jeffrey hat den perfekten Zufluchtsort gefunden – in einer Toys „R“ Us-Filiale! Hinter einer Trennwand hat er aus Turnmatratzen und Kuscheltieren ein Lager gebaut, sich mit Disney-Shirts eingekleidet und – etwas einseitig – von M&M’s aus dem Süßwaren-Regal ernährt.

Im Laden wirkt Jeffrey wie eine Art freundlicher Geist. Über das Video-Babyphon, das er im Büro des fiesen Filialleiters positioniert hat, bekommt er alles mit. Auch, wie der Kerl seine Lieblingsverkäuferin Leigh abfertigt, als diese ihn um eine Spende für die Kirchen-Tombola bittet.

Das mit der Spende nimmt der „Roofman“ dann in die Hand. Einen riesengroßen Sack mit Spielsachen bringt er vorbei. Das macht Eindruck in der Gemeinde – und auch bei der von Kirsten Dunst gespielten Leigh:

„Würdest Du vielleicht mit mir ausgehen – auf ein Date?“
„Wow! Du bist aber sehr direkt. Ich würde überaus gerne auf ein Date mit Dir gehen. Ja, lautet die Antwort.“
„Alles klar.“

Szene aus dem Film "Der Hochstapler - Roofman": Eine Frau und ein Mann stehen sich gegenüber und schauen sich an

Die Alleinerziehende Leigh bringt nichtsahnend Jeffs Pläne durcheinander.

Channing Tatum ist mit seinem Strahlemann-Charisma die Idealbesetzung für diesen Kriminellen, dem man nicht wirklich böse sein kann. Schon bei seinen Raubzügen ging es ihm allein darum, seinen Kindern etwas bieten zu können. Nun – da er zu seiner eigenen Familie nicht zurück kann – nimmt er sich Leigh und ihrer beiden Töchter an, wagt sich dafür allerdings immer mehr aus der Deckung.

Warum die wahre Geschichte so berührt

Die Geschichte ist in keinem Moment vorhersehbar, eben weil sie der Dramaturgie des wahren Lebens folgt. Das gefiel Tatum: „Der Film beinhaltet alle Genres: Es steckt Thrill drin, Romantik, Drama, Tragik, Weihnachten, Komödie, Spannung.“ Ein außerordentlich unterhaltsamer Mix. Und eine Filmfigur, die gerade in ihrer Widersprüchlichkeit berührt. Juristisch betrachtet mag der Mann ein Schwerverbrecher sein, sympathisch kann man ihn trotzdem finden. „Mein Job als Schauspieler ist es, dem Publikum sein Handeln und seine Motive verständlich zu machen“, so Tatum. „Ob man ihn dann mag oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Der Regisseur Derek Cianfrance hat zu mir gesagt: Ich hab nie einen Helden und nie einen Bösewicht getroffen, nur Menschen. Wir bestehen doch alle aus Graustufen.“

Dass sich der Film dem Schwarz-Weiß-Schema entzieht, spricht für „Der Hochstapler – Roofman“. Eine höchst unterhaltsame Thriller-Romanze, die man den Filmemachern nicht abkaufen würde, wäre sie nicht genau so passiert.

Szene aus dem Film "Der Hochstapler - Roofman": Ein Mann klettert durch eine Dachluke

Der Hochstapler – Roofman

Genre:
Drama
Komödie
Thriller
Produktionsjahr:
2025
Produktionsland:
USA
Zusatzinfo:
mit Channing Tatum, Kirsten Dunst, Ben Mendelsohn und anderen
Regie:
Derek Cianfrance
Länge:
126 Minuten
Altersempfehlung:
ab 12 Jahren
Kinostart:
27. November 2025