Hamburg – Es ist nicht mal Halbzeit in dem Prozess, der allen Beteiligten alles abverlangt. Vor 135 Tagen wurde das Verfahren gegen Christina Block (52) eröffnet, weil sie die Entführung ihrer jüngsten Kinder Klara (damals 13) und Theo (damals 10) in Auftrag gegeben haben soll. In der Silvesternacht 2023/2024 waren sie gewaltsam der Obhut ihres Vaters in Dänemark entrissen worden.
23 Mal musste die Tochter des Block-House-Gründers seither auf der Anklagebank des Hamburger Landgerichts Platz nehmen.
Juni 2016: Christina Block mit ihren Kindern (v.l.) Greta, Theodor, Johanna und Klara. Block und Hensel hatten sich zwei Jahre zuvor getrennt
Foto: Stephan Wallocha
Zwei Gesichter einer Mutter
Beim 5. Mal, am 19. August, blinzelt Christina Block in die Kamera, als sähe sie endlich wieder Licht. Sie hat sich gerade in Saal 237 scheinbar eine Last von der Seele geredet, dem Gericht ihr geschundenes Mutterherz präsentiert. Einen Tag zuvor hatte sie sich im Gerichtsflur an ihren Lebensgefährten geschmiegt, dem wegen Beihilfe angeklagten früheren „Sportschau“-Moderator Gerhard Delling (66). Drei Monate später ist ihr Blick leer, fast durchsichtig. Zwei Gesichter einer Frau, in einem Fall, in dem auch die Wahrheit zwei Gesichter hat.
Zärtlich schmiegt sich Christina Block auf dem Gerichtsflur an ihren Lebensgefährten Gerhard Delling. An diesem Tag kam die Steakhaus-Erbin mit einer neuen Anwältin ins Gericht
Foto: Stefan Hesse/BILD
Es gibt ihre Wahrheit und seine Wahrheit, die ihres Ex-Mannes Stephan Hensel (51). „Ich habe die Entführung meiner Kinder nicht in Auftrag gegeben“, sagt Christina Block. Sie bestreitet, dass sie ihre Kinder misshandelt hat, und sagt, dass sie eine glückliche Familie gewesen seien. Bis ihr Ex-Mann die Kinder nach einem Besuch bei sich in Dänemark nicht mehr herausgab. Auch nicht, als ein deutsches Gericht ihn dazu verurteilte. „Klara hat mir ganz klar gesagt, ihre Mutter hätte sie entführt“, sagt Stephan Hensel.
Stephan Hensel ist der Vater der vier Block-Kinder Theo, Klara, Johanna und Greta. Bis auf Greta (das zweitälteste Kind) leben alle bei ihm in Dänemark. Von dort wurden Theo und Klara in der Silvesternacht 2023/24 entführt
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Und dass er die beiden Geschwister ja zur Mutter hätte zurückbringen wollen, die Kinder das aber nicht gewollt und von Gewalt gegen sie durch die Mutter berichtet hätten. Die Steakhaus-Erbin glaubt, der Vater habe den Kindern das alles nur eingeredet.
Gericht entzieht Sorgerecht und Kontakt
Am 3. November entschied ein dänisches Gericht, dass Christina Block nicht nur das Sorgerecht für Klara und Theo verliert, es verhängte auch noch ein Kontaktverbot. Die Mutter darf ihre Kinder nicht mehr sehen.
Drei Tage später muss sie im Hamburger Strafprozess wieder auf die Anklagebank – wegen schwerer Entziehung Minderjähriger, Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen, Tag 20.
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Es ist ein Strafprozess, der allen Beteiligten viel Kraft kostet. Für Christina Block geht es um alles. Um ihren Ruf. Ob sie ins Gefängnis muss. Und was von ihr bleibt als Mutter in den Köpfen ihrer Kinder.
Neue Wende im Prozess
Gerade hat das Gericht das Verfahren verlängert, wegen der Vielzahl von Zeugen und Gutachten. Bis zum 30. Juni 2026 soll es jetzt dauern, mindestens. Im Block-Prozess ist noch keine Halbzeit. Aber es gibt eine Pause, weil ein neuer Zeuge, der Chef der Entführer-Bande, aufgetaucht ist und ausgesagt hat. In drei Wochen soll es weitergehen.
Am vorerst letzten Verhandlungstag sagt Astrid H. (39) aus, Hensels neue Ehefrau. Sie berichtet von schwer traumatisierten Kindern, die unter falschem Namen im Zeugenschutzprogramm leben. Sie tat dies am 19. November, dem Geburtstag von Theo. 12 ist der Junge geworden. Seine Mutter hat ihn seit knapp zwei Jahren nicht mehr gesehen.
Gerichtssaal 237: Christina Block (beigefarbener Pulli) sitzt halb links in der Mitte vor der „Sportschau“-Legende Delling. Ex-Mann Hensel hat ganz rechts Platz genommen
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