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Nach dem Tod einer deutschen Familie in einem Hotel ereignet sich eine weitere Massenvergiftung in Istanbul. Diesmal ist ein Wohnhaus betroffen.
Istanbul – Der nächste schwere Vergiftungsfall innerhalb weniger Tage erschüttert die Türkei. Sieben Menschen, darunter ein Baby, mussten mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus. Wieder sind Pestizide die Ursache.
In der Istanbuler Stadtgemeinde Esenyurt ereignete sich ein weiterer Vergiftungsvorfall, der durch Pestizide ausgelöst wurde. (Archivbild) © Depositphotos/Imago
Der Vorfall ereignete sich am Donnerstag (20. November) gegen 18:30 Uhr im Çınar-Viertel von Esenyurt in der Provinz Istanbul. Nach Angaben türkischer Medien hatte eine Familie im Keller des Gebäudes eine intensive Schädlingsbekämpfung durchgeführt. Die verwendete Dosis war jedoch so hoch, dass die giftigen Dämpfe durch das gesamte Gebäude zogen und die Bewohner in den oberen Stockwerken erreichten.
„In Todesangst nach draußen gerannt“: Massenvergiftung in Wohnhaus in Istanbul
Die Rettungskräfte reagierten schnell: Fünf Krankenwagen, ein Fahrzeug der Rettungstruppe UMKE und insgesamt 17 Sanitäter rückten zum Einsatzort aus. Alle Betroffenen wurden zur Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht.
„Im Gebäude brennt noch Licht, jeder ist in Todesangst nach draußen gerannt“, beschreibt ein Bewohner die dramatischen Szenen der Zeitung Hürriyet. Seine Mutter und Schwester gehören zu den Betroffenen, die noch immer im Krankenhaus behandelt werden.
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Istanbuls Gesundheitsdirektor Dr. Abdullah Emre Güner bestätigte den Vorfall über soziale Medien: „In Esenyurt sind durch eine Schädlingsbekämpfung im Keller eines Gebäudes insgesamt sieben Bürger, darunter ein Baby, von einer Vergiftung betroffen.“
Besonders empört zeigt sich ein Angehöriger über das Verhalten der Familie, die die Schädlingsbekämpfung durchgeführt hatte: „Niemand wusste davon“, kritisiert er gegenüber der Hürriyet. Die Familie habe nach der Behandlung das Gebäude verlassen und in ihrem Auto gewartet, ohne die anderen Bewohner zu warnen.
Trotz des Schocks gibt Güner Entwarnung: „Der allgemeine Gesundheitszustand aller Bürger ist gut und ihre Behandlung wird fortgesetzt.“ Die Polizei hat Ermittlungen zu dem Vorfall eingeleitet.
Deutsche Familie starb nach Vergiftung in Istanbul: Gefährliches Mittel grassiert offenbar in der Türkei
Das Wohnhaus in Esenyurt ist recht weit entfernt von dem Hotel im Stadtteil Fatih, wo in der Vorwoche eine deutsche Familie vergiftet worden war und verstarb. Dort waren auch andere Touristen betroffen. In einem anderen Hotel im selben Stadtteil starb wenige Tage später ein weiterer Deutscher mit Vergiftungserscheinungen.
Wieso treten in der Türkei aktuell so viele Fälle mutmaßlicher Pestizid-Vergiftungen auf? Dahinter steckt ein verbreitetes Mittel zur Schädlingsbekämpfung, sagt Prof. Dr. Hüseyin Çetin der Zeitung Hürriyet. Aluminiumphosphid in Tablettenform setze bei Kontakt mit Feuchtigkeit das hochgiftige und geruchlose Gas Phosphin frei.
Trotzdem ist es leicht zu haben, bemängelt Kammerjäger Uğur Çetin: „Es wird sogar in Lebensmittelgeschäften verkauft. Gehen Sie in ein Dorf und fragen Sie nach ‚Aufbewahrungstabletten‘, dann bekommen Sie es. Es ist verschreibungspflichtig. Es ist giftig. Jeder verkauft es, ob wissentlich oder nicht.“ (Verwendete Quellen: Haberler, Hürriyet) (moe)