Berlin wollte sich als Veranstaltungsort für die große Weltausstellung (Expo) 2035 bewerben. Das hatte der Regierende Bürgermeister Wegner (CDU) Anfang November angekündigt.

Vergangene Woche ruderte er zurück und erklärte, die Bewerbung Berlins für Olympia 2040 oder 2044 habe Vorrang, deshalb werde man mit der Expo noch warten.

Das war sicherlich die falsche Entscheidung, denn die Chancen Berlins für die Weltausstellung sind viel höher als für Olympia. Gegen Olympia regt sich längst der Widerstand und eine aktuelle Umfrage lässt erkennen, dass die Mehrheit der Berliner den Weltsport in der Stadt nicht haben will. Also wird wahrscheinlich München den Zuschlag bekommen.

Ganz anders verhält es sich mit der Expo. Die wird 2035 voraussichtlich an einen europäischen Bewerber gehen. In Europa aber bewirbt sich derzeit noch keine andere Stadt. Berlin könnte den Vorsprung nutzen.

Der Eiffelturm wurde in Paris für die Weltausstellung 1889 errichtet

Der Eiffelturm wurde in Paris für die Weltausstellung 1889 errichtet

Foto: picture alliance / Alain Evrard/robertharding

Privater Initiator will Expo 2035 nach Berlin holen

Die Vorbereitungen sind bereits angelaufen, ganz ohne die öffentliche Hand und ohne Steuergeld. Initiator ist der IT-Unternehmer und ehemalige IHK-Präsident Daniel Girl. Gemeinsam mit einem engagierten Team gründete er die Betreibergesellschaft „Expo 2035 Berlin GmbH“, die um private Investitionen wirbt. In dieser Firma werden die Pläne für die Bewerbung Berlins geschmiedet.

Wäre die Expo ein finanzieller Gewinn oder ein Verlust für Berlin? Das ist die entscheidende Frage. Es wäre höchstwahrscheinlich ein Gewinn, wenn man der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) glaubt, die eine umfassende Berechnung vorgelegt hat. Danach müssten 2,1 Milliarden Euro investiert werden. Etwa die gleiche Summe aber würde Berlin über den Ticketverkauf, Veranstaltungen, Sponsoring und Lizenzgebühren wieder einnehmen.

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Dazu kämen zusätzliche Einnahmen der Verkehrsbetriebe, der Hotellerie, der Gastwirtschaft und des Einzelhandels. Zusammengefasst geht PwC davon aus, dass eine Expo in Berlin das Bruttoinlandsprodukt über fünf Jahre um insgesamt 22 Milliarden Euro steigern könnte. Das mag eine besonders günstige Berechnung sein, aus der Luft gegriffen ist sie aber nicht.

Und es geht nicht nur ums Geld. Die Weltausstellung wandert seit 1851 um den Globus. Die Länder besuchen einander und stellen ihre größten Errungenschaften vor und scheuen keine Mühe. Das Publikum aus der ganzen Welt pilgert dann in die Stadt, in der die Ausstellung aufgebaut wird. Das berühmteste Beispiel für den Aufwand, den die Gastgeber betreiben, ist der Eiffelturm, der in Paris für die Weltausstellung 1889 errichtet wurde. Auch die Expo 2025 im japanischen Osaka, die mehr als 27 Millionen Besucher zählte, wird eindeutig als  Erfolg gefeiert.

Teilnehmer singen Beethovens „Ode an die Freude“ am Eröffnungstag der Expo 2025 in Osaka

Teilnehmer singen Beethovens „Ode an die Freude“ am Eröffnungstag der Expo 2025 in Osaka

Foto: Hiro Komae/AP/dpa

Weltausstellung 2035 in Berlin? Unbedingt!

Die große Weltausstellung  findet alle fünf Jahre statt, 2030 ist Riad in Saudi-Arabien der Gastgeber. Dann könnte es 2035 Berlin sein, wenn es will. Als Fläche für die Aussteller bringen die Initiatoren um Girl das Flugfeld Tegel ins Gespräch, das ohnehin entwickelt werden muss und viel zu langsam entwickelt wird. Davon könnte Berlin dann auch nach 2035 profitieren. 

Berlin hat alles, was eine Weltausstellung benötigt. Laden wir sie ein!

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de