
„Building Information Modeling“, kurz BIM: Dahinter verbirgt sich eine neue Methode, mit der exakte 3D-Simulationen von Baustellen erstellt werden können. So können Projekte beschleunigt werden.
Wer während des Ausbaus der Bundesstraße 29 zwischen Aalen und Esslingen in Baden-Württemberg in den Himmel geschaut hat, der hat sie vielleicht gesehen: eine Drohne, die dort immer wieder ihre Kreise zog.
Ihre Aufgabe war es, die Baustelle autonom zu überwachen und zu dokumentieren – und zwar nach der sogenannten „Building Information Modeling“-Methode, kurz: BIM. Damit war die Sanierung nicht nur ein digitales Pilotprojekt des Landes Baden-Württemberg, sondern auch eine der größten digitalen Baustellen in ganz Deutschland.
Digitaler Baustellenzwilling
Bei der BIM-Methode generieren Drohnen, an Kränen befestigte Kameras und Mitarbeiter auf der Baustelle mit Smartphones Bilder, die in ein Computerprogramm eingespeist werden. Das erstellt wiederum einen „digitalen Baustellenzwilling“ in Form einer zentimetergenauen 3D-Simulation.
Hinter der Bauüberwachungsdrohne steckt Viscan. Das Unternehmen aus Schwäbisch Hall hat nach eigenen Angaben deutschlandweit als erster Anbieter die Betriebserlaubnis für ein solches System erhalten, damit leistet Baden-Württemberg auf diesem Gebiet Pionierarbeit.
Beteiligung aller in Echtzeit
Ein Vorteil der BIM-Methode ist laut dem baden-württembergischen Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): Verschiedene Partner können so gleichzeitig an demselben Modell arbeiten. „Bisher war es ja so, dass Pläne gemacht werden, die in Papierform und digital dann zum Beispiel ans Regierungspräsidium geschickt werden. Die gucken das dann an, dann geht es vielleicht weiter an die Planfeststellungsbehörde – und immer wieder verliert man Zeit.“
BIM soll Zeit und Geld sparen
Mit BIM könnten etwa Auftragnehmer, Auftraggeber und Verwaltungen miteinander kooperieren und sich koordinieren, statt Pläne nacheinander zu bearbeiten. Das kann laut Hermann die Kosten einer Baustelle senken.
Zudem mache die BIM-Methode es auch einfacher, etwa vorauszusehen, wann eine Autobahn beispielsweise in der Zukunft erneut saniert werden müsse. BIM hilft laut Hermann so nicht nur beim Bauen selbst, sondern auch dabei, Projekte über Jahre im Blick zu behalten. Durch die Methode wisse man auch noch in zehn oder 20 Jahren genau, was damals gemacht wurde.
BIM kann Baustellen beschleunigen
Dass BIM Baustellen schneller machen kann, da ist sich auch Heiko Engelhard, Leiter der Abteilung „Mobilität, Verkehr, Straßen“ beim Regierungspräsidium Stuttgart, sicher. Durch die BIM-Methode habe man auf der Baustelle immer alle Pläne dabei. Engelhard beschreibt: „Man hat sie immer vor Ort und kann immer nachschauen, wo was passiert ist.“ Außerdem könnten die Aufnahmen zu Dokumentationszwecken gespeichert werden.
Die Sanierung der B29 in Baden-Württemberg sei nicht nur, aber auch durch BIM schneller als geplant in viereinhalb Jahren abgeschlossen worden. „Der große Vorteil ist, wenn Fehler drin sind, und Fehler werden immer passieren, werden wir sie feststellen, bevor sie in der Realität draußen vorhanden sind.“
Junge Menschen in die Baubranche locken
Engelhard befürchtet nicht, dass durch den Einsatz von BIM künftig Arbeitsplätze auf Baustellen wegfallen könnten. Ganz im Gegenteil: Engelhard glaubt, der Einsatz von Drohnen und Smartphones könne jüngere Menschen dazu animieren, in die Baubranche zu kommen.
Er erklärt: „Digitalisierung ist der Grundstock von allem. Und die heutige Jugend als Digital Natives, die wollen gar nicht mehr analog arbeiten. Um up to date zu bleiben, benötigen wir auch die Digitalisierung.“
Wie geht es weiter mit BIM?
Nach Angaben von Landesverkehrsminister Hermann sollen ab dem nächsten Jahr alle Bundesstraßen mit der BIM-Methode gebaut werden. Damit das reibungslos funktioniere und alle Vorteile ausgeschöpft werden könnten, brauche es allerdings Zeit.
Denn die Einführung von BIM bedeute, dass sich alle Beteiligten umstellen müssen, erklärt Hermann. „Das bedeutet eben, dass alle, die an einem Projekt beteiligt sind, in dieses BIM-Verfahren gehen müssen – da kann nicht einer sagen, ich mache mit meiner alten Technologie weiter. Das geht nicht.“
