Dresden – Nicht nur der Mord am millionenschweren Star-Anwalt Peter B. (†76) trägt den Stoff für einen Krimi – das brutale Verbrechen sollte wie eine Unfallflucht aussehen. Auch der Mordprozess gegen seine 23 Jahre jüngere Ehefrau ist spannender als jeder Tatort. Jetzt kommt heraus: Der Verteidiger von Ramona B. (53, U-Haft) hat mehr als 117.000 Euro von ihrem Konto abgehoben.

Seit Juni 2025 müssen sich vor dem Landgericht Dresden die Witwe und Hausmeister Claus T. (76) verantworten. Beide sitzen in Untersuchungshaft. Ihr wirft die Staatsanwaltschaft Mord vor, er soll Beihilfe geleistet haben. Ob er an dem Verbrechen tatsächlich beteiligt war, daran kamen in den bisherigen Verhandlungstagen jedoch Zweifel auf.

Peter B. (†76) war ein millionenschwerer Insolvenz-Anwalt mit mehreren Kanzlei-Niederlassungen

Der Tatort – eine kleine Verbindungsstraße im Umland von Dresden

Foto: Dirk Sukow

Im September 2024 soll Ramona B. laut Anklage ihren joggenden Ehemann von hinten überfahren haben, der Hausmeister soll ihr zuvor das Tatauto – einen Mercedes GLK – beschafft haben. Mutmaßliches Motiv bei ihr: Geldgier.

Zahlreiche Verhandlungstage sind angesetzt, der Sitzungssaal ist mit Besuchern immer gut gefüllt und immer wieder kommt es zum Schlagabtausch zwischen den hochkarätigen Verteidigern, dem renommierten Nebenkläger-Anwalt und dem Vorsitzenden Richter.

Nebenklage: Verteidiger hob Geld bei Witwe ab

Nun zeigte Nebenkläger-Anwalt Prof. Dr. Endrik Wilhelm (64) die mutmaßliche Killer-Witwe an. Während sie in U-Haft im Frauenknast in Chemnitz saß, erhielt sie laut Wilhelm Post vom Gerichtsvollzieher – ihr Konto bei der Deutschen Bank sei gepfändet worden.

Ein paar Tage später – im Juli 2025 – ging noch eine hohe Summe ab: „Rechtsanwalt Klein hat mithilfe einer Vollmacht 117.747,96 Euro auf ein Konto von sich überwiesen“, so Wilhelm im Prozess. Er sagte, die Bank habe es versäumt, die Pfändung (Arrest-Beschluss) rechtzeitig zu vermerken. Der Nebenkläger befürchte, das Geld diene der „Finanzierung der Verteidigung“ und bezeichnete das als „ungeheuerlichen Vorgang“.

Rechtsanwalt Dr. Endrik Wilhelm vertritt die Schwester des ermordeten Anwalts

Nebenkläger-Anwalt Prof. Dr. Endrik Wilhelm (64) erhebt schwere Vorwürfe im Prozess

Foto: Dirk Sukow

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Verteidiger Andrej Klein (54) wirkte peinlich berührt, schimpfte: „Es geht einzig darum, mir ans Bein zu pinkeln.“ Es handele sich um eine „Behauptung ins Blaue hinein“. Er verwies auf eine Vollmacht vor der Pfändung, stritt die Überweisung aber auch nicht ab. Nachfragen von BILD wollte er nicht beantworten.

Staatsanwaltschaft bestätigt neue Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Dresden bestätigt gegenüber BILD Ermittlungen wegen „Verdachts des Vereitelns der Zwangsvollstreckung“, so Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (50). Die Ermittlungen richten sich momentan ausschließlich gegen die Angeklagte, obwohl die Abhebung vom Konto durch ihren Verteidiger erfolgte.

Der Prozess wird bis ins Frühjahr 2026 fortgesetzt. Der angeklagten Witwe droht bei Verurteilung lebenslange Haft.