Klitschko: Ukraine muss womöglich Land abtretenIn den Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe oder gar Frieden hat die Ukraine Gebietsabtretungen an Russland bislang kategorisch ausgeschlossen. Nun durchbricht erstmals ein namhafter ukrainischer Politiker diese Position: Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, sagte dem Sender BBC, dass die Ukraine für ein Friedensabkommen mit Russland möglicherweise Land aufgeben müsse, da die USA zunehmend Druck ausübten, territoriale Zugeständnisse zu akzeptieren.

„Eines der Szenarien wäre, Gebiete aufzugeben. Das wäre nicht fair. Aber für den Frieden, einen vorübergehenden Frieden, könnte das vielleicht eine Lösung sein, vorübergehend“, sagte Klitschko. Zugleich betonte der frühere Box-Weltmeister, das ukrainische Volk werde eine Besatzung durch Russland „niemals akzeptieren“.

Die Äußerung ist pikant, da der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij auch unter Verweis auf die Verfassung seines Landes generell ausgeschlossen hat, auf von Russland kontrollierte Gebiete zu verzichten – auch nicht auf die seit 2014 besetzte Krim. Das stößt bei der Regierung in Washington auf Unverständnis, und der Kreml betrachtet die Krim und vier teilweise besetzte Bezirke der Ukraine als sein Staatsgebiet.

Klitschko und Selenskij sind politische Rivalen und auch seit Kriegsbeginn immer wieder aneinander geraten. Dem Bürgermeister der Hauptstadt wird nachgesagt, Ambitionen auf das Präsidentenamt zu haben und gegen Selenskij anzutreten. Der ist wegen des verhängten Kriegsrechts weiter im Amt, auch wenn seine Amtszeit offiziell bereits abgelaufen ist.