Britische Regierung veröffentlicht Haushaltsplanung bis 2029/30 – WKO
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Mehr Geld für Gesundheit, Verteidigung, Investitionen in sozialen Wohnbau, Ausbau der Kernkraft, Supercomputer und Straßenbahnen
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Die britische Regierung hat im Juni ihren Spending Review veröffentlicht. Darin wurden die geplanten Investitionen bis zum Haushaltsjahr 2029/30 sowie die laufenden Ausgaben bis 2028/29 vorgestellt. In Summe sind Ausgabensteiegerungen von jährlich real 2,3% geplant. Der Schwerpunkt bei den Investitionsausgaben liegt bei langfristigen Projekten in den Bereichen Energie, Landesverteidigung und sozialer Wohnbau. Bei den laufenden Ausgaben erhält der nationale Gesundheitsdienst „NHS“ die vergleichsweise höchste jährliche Budgeterhöhung.
Wo also investiert die britische Regierung? Für Unternehmen sind folgende Bereiche besonders interessant:
- Sozialer Wohnbau: Zur Bekämpfung der hohen Wohnkosten plant die Regierung zwischen 2026 und 2036 rund GBP 39 Mrd. in den sozialen Wohnbau zu investieren. Laut britischer Regierung handelt es sich hierbei um die größte Förderung für leistbares Wohnen der letzten 50 Jahre. Vorgesehen ist unter anderem, dass Mieterhöhungen bei Sozialwohnungen in diesem Zeitraum auf den Verbraucherpreisindex (CPI) zuzüglich 1 Prozent begrenzt werden. GBP 13,2 Mrd. gehen in Energieeffizienzmaßnahmen für Gabäude (u.a. Förderungen für Wärmepumpen. Solarenergie und Batteriespeicher), weiters sollen günstige Kredite mit einem Gesamtvolumen von jährlich GBP 2,5 Mrd. für die Errichtung von sozialem Wohnraum bereitgestellt werden.
- Infrastruktur und Transport: Die geplanten Infrastruktur-Investitionen zielen besonders auf den Ausbau schwach vernetzter Regionen ab. Davon soll vor allem der Norden Englands profitieren, wie etwa mit dem Ausbau der TransPennine-Bahnstrecke zwischen Liverpool und Leeds. Zusätzlich stehen für den Ausbau urbaner Regionen außerhalb von London GBP 15,6 Mrd. in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung. Davon entfallen allein GBP 2,1 Mrd. auf die Stadt Leeds, welche mit diesen Mitteln auch eine Straßenbahnverbindung bis nach Bradford plant. Weitere Straßenbahnprojekte sind auch in Greater Manchester und den West Midlands in Planung. Nach einer Präferenz von Buslinien als kostengünstigere Alternative über die vergangenen Jahrzehnte, entsprechen Straßenbahnen dem gestiegenen Bedürfnis nach nachhaltiger und beständiger Verkehrsinfrastruktur.
- Gesundheit: Der nationale Gesundheitsdienst NHS wird jährlich eine reale Erhöhung des Budgets von 3%, das Gesundheits- und Sozialministerium von real 2,8% erhalten. Für NHS-Technologie und digitale Transformation werden bis 2028/29 bis zu GBP 10 Mrd. zur Verfügung gestellt, ein Anstieg von beinahe 50%.
- Nuklearenergie: Im Energiesektor sind unter anderem Investitionen in Höhe von GBP 30 Mrd. im Bereich der Kernenergie geplant. Rund die Hälfte dieser Summe soll in den Bau des neuen Atomkraftwerks „Sizewell C“ in Suffolk (England) fließen, dessen Eröffnung für 2033 geplant ist. Die restlichen Mittel für dieses Kraftwerk werden u.a. vom französischen Energiekonzern EDF bereitgestellt. Zudem fließen Mittel in Höhe von GBP 2,5 Mrd. in die Kernfusionsforschung und weitere GBP 2,5 Mrd. in die ersten kleinen modularen Kernreaktoren (SMR) des Vereinigten Königreichs. Den Zuschlag für diese Reaktorprojekte mit Standorten in England und Wales hat erwartungsgemäß der britische Konzern Rolls-Royce erhalten. Neben Kernenergie wurde die Finanzierung für ein CO2 Abscheide- und Lagerungsprojekt im schottischen Aberdeenshire bestätigt und das neue staatliche Energieunternehmen Great British Energy mit Mitteln ausgestattet.
- Supercomputer: Für einen neuen Supercomputer an der Universität Edinburgh sind Mittel in Höhe von rund GBP 750 Mio. angesetzt. Damit wird der leistungsstärkste britische Supercomputer in Schottland mit Top10-Ranking im globalen Vergleich errichtet werden, Forschern aller britischen Universitäten zugänglich sein, und Fortschritte bei Themen wie Fusionsenergie und Medikamentenewicklung bringen. In Summe steigen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf jährlich GBP 22,6 Mrd.
- Landesverteidigung: Das Verteidigungsbudget wächst bis 2027 auf 2,6 des BIP und jährlich um real 7,3% und umfasst einen großen Anteil der gesamten geplanten Investitionsausgaben. Auch im Bereich der Landesverteidigung spielt Kernenergie eine Rolle, da ein Ausbau der Flotte nuklearbetriebener Angriffs-U-Boote von derzeit sieben auf bis zu zwölf im Budget mit GBP 6 Mrd. berücksichtigt wurde.
Die geplanten Investitionsausgaben bis 2029/30 sind in Summe höher als jene der Vorgängerregierungen der letzten zehn Jahre und damit eine gewisse Umkehr der anhaltend niedrigsten Investitionsquote im OECD Vergleich. Einsparungen treffen u.a. das britische Außenministerium, die Entwicklungshilfe und das Innenministerium. Um die Finanzierung der geplanten Ausgaben zu ermöglichen, erwarten einige Experten aber vor dem Hintergrund der komplexen geopolitischen Lage und Auswirkungen auf die Wirtschaftslage gewisse Steuererhöhungen neben bereits getroffenen Maßnahmen wie z.B. der Erhöhung des Dienstgeberbeitrags zur Nationalen Versicherung.
Das AußenwirtschaftsCenter London berät Sie gerne zu allen Fragen zum britischen Markt.
Stand: 18.08.2025
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