
AUDIO: Niederlage gegen Union Berlin – St. Pauli im freien Fall (2 Min)
Stand: 24.11.2025 22:31 Uhr
Das 0:1 gegen Union Berlin war St. Paulis achte Bundesliga-Niederlage in Serie. Trainer Alexander Blessin steht trotzdem nicht auf der Kippe. Doch die Frage ist: Wie können sich die Hamburger aus der Lage befreien?
„Eigentlich ist es ja nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren. Aber er ist unser Trainer, unser Boss – und wir werden versuchen, uns da gemeinsam herauskämpfen“, erklärte Kapitän Jackson Irvine auf die Frage nach Blessins Zukunft.
Der Australier hatte gegen Union nach mehr als sieben Monaten sein Startelf-Comeback gegeben und stellte sich genauso wie Präsident Oke Göttlich verbal hinter Blessin.

Die Hamburger mühten sich gegen die „Eisernen“ vergeblich. Auch das Startelf-Comeback von Kapitän Jackson Irvine brachte nicht die Wende.
Der Coach muss sich nach wie vor keine Sorgen um seinen Job machen. „Das gibt mir ein gutes Gefühl. Aber es ist natürlich trotzdem scheiße, acht Spiele zu verlieren. Das ist nicht wegzudiskutieren“, sagte der Trainer selbst. Das Vertrauen stärke auch seinen „Glauben an die Mannschaft“. Und er sei nach wie vor davon überzeugt, „dass wir zusammen das Ruder rumreißen werden“.
Niederlage gegen Union Berlin – „unnötig“ und „ärgerlich“
Mut macht genauso wie nach der 1:2-Niederlage in Freiburg vor der Länderspielpause, als nach Irvines Einwechslung ein Ruck durch die Mannschaft ging, wieder eine Leistungssteigerung im Laufe der Partie. Trotzdem sind Trainer und Team auch nach dem elften Spieltag noch immer auf der Suche nach der richtigen Balance im eigenen Spiel.
Denn wie schon in Freiburg hatte sich St. Pauli auch gegen die Berliner lange fast komplett auf die Abwehrarbeit konzentriert. „Wir wollten Bälle gewinnen und kontern“, berichtete Abwehrchef Eric Smith und ergänzte: „Wir haben es aber nicht hinbekommen, die Bälle in den für Konter richtigen Bereichen zu gewinnen. Auch deshalb haben wir uns nicht viele Chancen erspielt.“
Erst nach dem Rückstand trauten sich die Hausherren mehr zu – und wären durch Mathias Pereira Lage auch beinahe (in Freiburg hatte Irvine die Ausgleichschance) zum 1:1 gekommen. „Mit ein bisschen Glück geht der Ball von Mathias an den Innenpfosten und ins Tor, dann haben wir das Momentum auf unserer Seite“, sagte Manager Andreas Bornemann und fügte hinzu: „In der Summe ist die Enttäuschung groß, weil diese Niederlage nicht nötig war.“
Nach starkem Saisonstart klappt nicht mehr viel
Nötig, um mal wieder ein Spiel zu gewinnen, wäre mehr Mut in der Offensive. Und genau das hatten Blessin und seine Mannen im Sommer eigentlich einstudiert. Mit Pereira Lage und Andreas Hountondji im Sturm sowie Joel Chima Fujita als Kreativgeist im Mittelfeld wurde der Kader auch dahingehend verstärkt, offensiv aktiver zu werden.
„Die Basics haben gestimmt. Wenn der Fokus darauf liegt, ist aber auch klar, dass es fußballerisch nicht super läuft.“
St. Paulis Abwehrmann Hauke Wahl
Und zu Beginn der Saison klappte das auch sehr gut: beim 3:3 gegen Borussia Dortmund, dem 2:0 im Stadtderby beim HSV oder dem 2:1-Sieg gegen Augsburg. St. Pauli machte vorne Druck, eroberte die Bälle tief in der Hälfte des Gegners und fand schnell den Weg zum Tor.
Danach kam das verdiente 0:2 in Stuttgart, gefolgt von den und unglücklichen Niederlagen gegen Leverkusen und in Bremen. Alles Spiele, die ein kleiner Club wie St. Pauli verlieren kann. Und doch kratzten die Partien am neuen Selbstbewusstsein. Und besonders die klaren Heimniederlagen gegen Hoffenheim (0:3) und Mönchengladbach (0:4) waren richtige Wirkungstreffer.
Seit zwei Spielen (totaler) Fokus auf die Defensive
Blessin legte in der Folge den Fokus schon im Training auf die Defensivarbeit. In der Vorsaison stellte St. Pauli noch die zweitbeste Abwehr der ganzen Liga (aber auch die schlechteste Offensive). Die Abwehr stand in Freiburg und gegen Berlin wieder besser. Aber die Offensive lag praktisch brach. Und die Niederlagen-Serie spricht für sich.
St. Pauli auf „Rekord-Jagd“?
„Natürlich ist das keine schöne Situation. Das ist mir so noch nie passiert in meiner bisherigen Karriere. Aber um mich geht es da jetzt weniger – weder persönlich noch sportlich“, erklärte Blessin nach dem Union-Spiel. „Als Trainer fühlt es sich scheiße an. Aber letzten Endes habe ich das Gefühl, dass die Mannschaft noch intakt ist.“
Doch die Aussichten sind nicht die besten. Eine neunte Niederlage hintereinander ist angesichts des kommenden Auswärtsspiels beim Rekordmeister Bayern München fast schon eingepreist. Nach dem Pokal-Achtelfinale in Mönchengladbach (2. Dezember) steht dann das Auswärtsspiel in Köln (6. Dezember) auf dem Programm. Mit einer zehnten Niederlage würde St. Pauli mit Tasmania Berlin (1965/1966) gleichziehen…
Den unrühmlichen Rekord hält übrigens die Spielvereinigung Greuther Fürth, die in der Saison 2021/2022 gleich zwölfmal in Folge verlor. Und auch wenn die Franken damals sang- und klanglos als Tabellenletzter abstiegen, gab es während der Spielzeit keinen Trainerwechsel. Erst nach dem letzten Spieltag verließ Stefan Leitl den Club.
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