Der seit 1. April in der Justizvollzugsanstalt Nürnberg inhaftierte Jesuitenpater und Klimaaktivist Jörg Alt, 69, ist wieder frei. Seine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe als Gefangener mit der Häftlingsnummer 740/25 endete an diesem Freitag um 8.07 Uhr, wie der Ordensmann am selben Tag bekanntgab. Er sei gut behandelt worden, entsprechend gehe es ihm auch. Zudem habe er gewusst, die Haft für einen guten Zweck abzusitzen. „Ich bin dankbar für diese Zeit.“
Der seit Jahren als Klimaaktivist bekannte katholische Ordensmann hatte eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßt. Wegen Beteiligung an einer Straßenblockade war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht zahlen wollte. Stattdessen ging er lieber ins Gefängnis, auch um damit auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen: „Reden Sie nicht über mich, reden Sie über die Klimakatastrophe“, hatte er beim Antritt der Haft gesagt.
SZ Bayern auf Whatsapp
:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.
Alt erklärte, ein typischer Gefangener gewesen zu sein. Denn die meisten, die er in Haus E der Justizvollzugsanstalt angetroffen habe, gehörten eigentlich nicht dorthin. So habe ein Wärter gemeint, der Großteil müsse psychiatrisch behandelt werden, andere bräuchten einen Streetworker, „und der kleine Rest gehört hierher“. Vor allem handle es sich um Kleinkriminelle, die dort einsäßen, habe ein Mitarbeiter im Betreuungsbereich gesagt. Würde man mit ähnlicher Energie die Großkriminellen sanktionieren, hätte man diesem zufolge dort eine deutlich andere Zusammensetzung.
Sein einziger deprimierender Moment während der Haft sei die Pressekonferenz mit den Parteivorsitzenden von CDU/CSU und SPD gewesen, die ihre Einigung auf einen Koalitionsvertrag verkündeten, so Alt. Das Wort „Klima“ sei erst beim letzten Redebeitrag vorgekommen, von globaler Gerechtigkeit und Verantwortung dem Globalen Süden gegenüber sei nicht die Rede gewesen.
Radikaler Protest
:“Natürlich bin ich gegen das System“
Er geht containern und klebt sich an Straßen fest: Jörg Alt ist der erste deutsche Priester, der sich den Protesten der „Letzten Generation“ anschließt. Was hat ihn so radikalisiert? Besuch bei einem Kirchenrebell.
SZ PlusVon Thomas Balbierer
Zugleich dankte der Jesuit den Häftlingen und Wärtern, die ihn alle sehr gut aufgenommen und ihn, bis auf zwei Ausnahmen, in seinem Tun ermuntert hätten. Besonders deutlich hätten ihre Zustimmung Häftlinge und Wärter geäußert, die Familie und kleine Kinder hätten. Dankbar sei er auch für Hunderte ermutigende Briefzuschriften aus fünf Ländern. „Die 25 Tage hinter Gitter waren insofern erholsam, dass ich dort 25 Tage keine Drohungen, keinen Hass und keine Beleidigungen zu hören bekam“, sagte Alt. Daher habe er das Internet, E-Mails und vor allem Kommentare auf Social Media nicht vermisst.
Seinen Dank richtete der Ordensmann auch an all jene, die das Spendenprojekt zur Begleichung seiner Haftkosten an den Freistaat Bayern unterstützt hätten. Derzeit seien dort 4925 Euro eingegangen. Die Haftkosten würden seinen Informationen zufolge 192 Euro pro Tag betragen. Alles, was darüber hinaus gespendet werde, leite er an den Rechtshilfefonds für Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ weiter, kündigte Alt an.