
Der Verband der Familienunternehmer will sich Gesprächen mit der AfD nicht mehr verschließen und mit Parteivertretern diskutieren. Für die Neupositionierung bekommt er nun Gegenwind aus Politik und Wirtschaft.
An der Entscheidung des Familienunternehmen-Verbands, sich gegenüber der AfD gesprächsbereit zu zeigen, hagelt es Kritik aus Politik und Wirtschaft. „Eine gesichert rechtsextreme Partei, vor der unsere Sicherheitsbehörden vehement warnen, kann kein Gesprächspartner für Demokratinnen und Demokraten sein“, sagten die stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz und Andreas Audretsch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Sie seien der festen Überzeugung, dass die Präsidentin des Familienunternehmerverbands, Marie-Christine Ostermann, mit ihren Aussagen ihre persönliche politische Agenda betreibe und nicht für die große Mehrheit der Familienunternehmen spreche, betonten sie gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Der Chef des CDU-Sozialflügels, Dennis Radtke, argumentierte, mit der Annäherung an die AfD lege der Unternehmerverband „die Axt an die Wurzel unseres Wirtschaftsmodell“. Im Magazin Focus sagte der Europapolitiker: „Die AfD steht für Abschottung, Protektionismus und eine anti-europäische Agenda – das ist Gift für unsere exportorientierte Wirtschaft und für jeden mittelständischen Betrieb, der auf Fachkräfte angewiesen ist.“
Warnungen aus der Wirtschaft
Ähnlich sieht es auch die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann (CDU), die die AfD für keinen geeigneten Partner für den Mittelstand hält. Eine nationalistische Wirtschaftspolitik würde Exporte torpedieren und Arbeitsplätze zerstören. Der Industrieverband BDI distanzierte sich ebenfalls: Man suche nicht den Austausch mit der AfD, die mit populistischen Positionen stabile Rahmenbedingungen zu erschüttern versuche.
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnte, die in Umfragen bei etwa 25 Prozent liegende Partei als normal zu behandeln, könne der Wirtschaft erheblich schaden.
AfD inhaltlich stellen
Verbandschefin Ostermann hatte zuvor im Handelsblatt bestätigt, dass ihre Organisation die bisherige „Brandmauer“-Strategie aufgegeben habe und AfD-Bundestagsabgeordnete zu einer Veranstaltung eingeladen habe. Dafür habe man ein bis dahin auf Bundesebene geltendes „Kontaktverbot“ aufgehoben.
Der Verband betonte, keine Regierung mit AfD-Beteiligung zu wollen. „Das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen.“ Reden heiße nicht automatisch Zusammenarbeit – die AfD müsse aber inhaltlich gestellt werden.