Dienstag, 25. November: Alibaba
Chinesische Internet- und Technologiewerte blicken auf ein bislang äußerst erfolgreiches Börsenjahr zurück. Trotz Zoll- und Handelsstreit hat sich der technologielastige Hang-Seng-Index seit dem Jahreswechsel um rund 28 Prozent verteuert. Damit konnte er den Nasdaq 100 (+15,4 Prozent) deutlich outperformen. An diesem Erfolg hat Online-Händler Alibaba
entscheidenden Anteil. Die Aktie hat sich 2025 bereits um 80,4 Prozent verteuert. Zeitweise waren die Gewinne noch deutlich höher.
Einerseits profitierte das Unternehmen von Fortschritten und Initiativen im Bereich Künstlicher Intelligenz. Dazu gehören zum einen Sprachmodelle der Qwen-Familie und zum anderen die Ankündigung
eigener KI-Chips, die nicht nur Alibaba, sondern auch Chinas Technologiebranche insgesamt unabhängiger von US-Importen machen wollen. Andererseits galt die Aktie lange als unterbewertet mit einem
Kurs-Gewinn-Verhältnis im einstelligen Bereich.
Das hat sich nach monatelanger Rallye etwas relativiert. Inzwischen ist das Unternehmen für das kommende Jahr mit dem 21,4-Fachen seiner erwarteten Gewinne bewertet. Das liegt zwar noch unter den
Vielfachen der US-Konkurrenten, ist aber eine angemessene Bewertung, wenn politische Risiken und steigende Investitionsausgaben für KI mitberücksichtigt werden.
Um diese finanziell nachhaltig tragen zu können, sollte Alibaba Verbesserungen im Kerngeschäft und eine erhöhte Verbraucherausgaben erkennen lassen, denn in den abgelaufenen Quartalen legten die
Erlöse weiterhin nur langsam im mittleren einstelligen Prozentbereich zu, während die Gewinne gleichzeitig gesunken sind. Das zehrt auch Nettovermögen, dass in 2 Jahren von knapp 48 Milliarden
US-Dollar auf weniger als die Hälfte gesunken ist. Sollte bei Investoren der Eindruck entstehen, dass Unternehmen könnte in den Ausbau seiner KI-Kapazitäten überinvestieren, könnten hier rasch wie
zuletzt bei US-Werten Bewertungs- und Blasenrisiken aufkommen.
Am Markt erwartet wird ein Umsatzanstieg von 4,6 Prozent auf 34,22 Milliarden US-Dollar. Der bereinigte Gewinn pro Aktie (bzw. Hinterlegungsschein, ADS) soll sich auf 0,81 US-Dollar belaufen. Im
Vorjahresquartal war der Ertrag mit 2,08 US-Dollar pro ADS noch mehr als doppelt so hoch.
Lesen Sie auch
Chinas KI-Markt in Bewegung Konter-Trades des Jahres?
Dementsprechend lassen Händlerinnen und Händler am Optionsmarkt Vorsicht walten. 51,3 Prozent der am kommenden Freitag verfallenden Optionskontrakte sind Call-Optionen, denen ein Put-Anteil von
48,7 Prozent gegenübersteht. Für die Aktie ist eine Kursbewegung von 7,2 Prozent eingepreist. Das ist ein Wert deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.
+5,10 %
+1,73 %
-7,83 %
+27,86 %
+91,30 %
+113,11 %
-41,76 %
+98,51 %
+71,19 %
ISIN:US01609W1027WKN:A117ME
Dienstag, 25. November: Dollar Tree
Laut des GDPNow-Trackers der Atlanta-Fed geht es der US-Wirtschaft blendend. Für das dritte Quartal ist ein Anstieg der Wirtschaftsleistung von 4,2 Prozent prognostiziert. Doch das geht jüngsten
Studien zufolge fast vollständig auf das Konto von KI-Investitionen. Da viele Unternehmen gleichzeitig zehntausende Stellen abbauen und insbesondere üblicherweise von Berufsanfängerinnen und
-anfängern ausgeübte Tätigkeiten an KI-Tools ausgelagert werden, bekommen viele Verbraucherinnen und Verbraucher vom vermeintlichen Aufschwung nicht nur nichts mit, sondern leiden sogar darunter.
Die letzten Stimmungsumfragen waren schlecht. Viele Expertinnen und Experten sprechen daher von einer K-förmigen Wirtschaftsentwicklung, die Gewinner auf der einen und zahlreiche Verlierer auf der
anderen Seite kennt, welche die Mittelschicht aber weiter erodieren lässt.
Das lässt sich auch an der Geschäftsentwicklung zahlreicher Einzelhändler ablesen. Vor allem die Anteile von Unternehmen, welche zyklische Konsumgüter verkaufen, befinden sich schon seit Monaten in
Abwärtstrends. Die Aktien von Konzernen, welche Konsumentinnen und Konsumenten mit günstigen Preisen locken, sind dagegen gefragt. In der vergangenen Woche sind die Aktien von TJX und Ross Stores auf neue
Allzeithochs gestiegen, während Einzelhandelsgigant
Walmart ebenfalls eine robuste Entwicklung demonstrierte. Selbst einkommensstarke Haushalte gehen immer häufiger bei den als billiger geltenden Händlern einkaufen.
Am Dienstag wird Dollar Tree Einblick in das Konsumverhalten der einkommensschwächsten Haushalte liefern. Ein starkes Abschneiden des Unternehmens
könnte als Indiz dafür gewertet werden, dass selbst Verbraucherinnen und Verbrauchern mit mittleren Einkommen finanziell die Puste ausgeht. Ein schwaches Quartalsergebnis würde hingegen für eine
weitere Kaufkrafterosion und eine Konsum-Rezession in den USA sprechen, was gemeinsam mit den zahlreichen Wirtschaftsdaten für neue Zukunftsängste sorgen könnte.
Von Analystinnen und Analysten wird ein Umsatzergebnis von 4,7 Milliarden US-Dollar gefordert. Das liegt um 37,9 Prozent unter dem Vorjahresergebnis von 7,57 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn
hingegen soll mit 1,08 US-Dollar pro Aktie einigermaßen stabil geblieben sein und um 4 Cent unter dem Ergebnis vor 12 Monaten liegen.
Am Optionsmarkt herrscht gegenüber dem Zahlenwerk große Skepsis. Die Put-Quote übersteigt mit 67,0 Prozent den Call-Anteil bei weitem. Das allerdings erhöht das Anstiegspotenzial der Aktie, sollten
die Zahlen doch zufriedenstellend ausfallen. Eingepreist ist eine Kursreaktion von 10,1 Prozent.
-1,54 %
-2,60 %
+0,29 %
-11,48 %
+50,43 %
-33,46 %
-9,68 %
+34,64 %
+301,00 %
ISIN:US2567461080WKN:A0NFQC
Dienstag, 25. November: Dell
Gemeinsam mit dem Rest der US-Technologiebranche sind auch die Anteile des PC- und Serverherstellers Dell in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten. Gegenüber dem Jahreswechsel steht
inzwischen nur noch ein Plus von 6,3 Prozent zu Buche. Verglichen mit dem Stand vor einem Jahr handelt die Aktie sogar mit einem Minus von 11,8 Prozent.
Zwar verzeichnet das Unternehmen dank seines Servergeschäfts eine Wachstumsbeschleunigung. Das Umsatzplus von knapp 19 Prozent im vergangenen Quartal war das höchste seit mehr als vier Jahren.
Allerdings hat Dell davon kaum profitieren können, da die Margen vergleichsweise gering geblieben sind. Das Zusammenstellen von sogenannten Racks ist ein hartumkämpftes Geschäft, in dem
beispielsweise auch HP (Quartalszahlen ebenfalls am Dienstagabend), Super Micro Computer und Huawei mitmischen.
Auch die PC-Sparte könnte ausgerechnet aufgrund des KI-Booms ebenfalls unter Margendruck geraten. Die explodierenden Preise sowohl für Massen- als auch Arbeitsspeicher erhöhen die
Herstellungskosten für Dell und dürften ohne Marktanteilsverlust nicht so einfach die Kundinnen und Kunden weiterzugeben sein. Erst vor wenigen Tagen hat die US-Investmentbank Morgan Stanley der Aktie daher ein seltenes Doppel-Downgrade von „Übergewichten“ auf
„Untergewichten“ verpasst. Das Kursziel liegt mit 110 US-Dollar um 10 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag.
In diesem Spannungsfeld aus Rückenwind durch eine höhere Nachfrage einerseits und Gegenwind in Form steigender Kosten andererseits könnten Anlegerinnen und Anleger Nachsicht zeigen, sollte Dell die
Erwartungen zwar verfehlen, aber steigende Margen in relevanten Tätigkeitsfeldern nachweisen. Nach einem Vorjahresergebnis von 24,37 Milliarden US-Dollar wird nun ein Umsatz von 27,29 Milliarden
US-Dollar und damit ein Anstieg um XX,X Prozent erwartet. Der Gewinn soll mit 2,48 US-Dollar pro Aktie um 33 Cent höher ausfallen.
Am Optionsmarkt wettet eine Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger auf eine nach den Zahlen steigende Aktie. Die Call-Quote liegt bei 66,7 Prozent. Eingepreist ist eine Kursbewegung von bis zu 9,4
Prozent. Das ist wie bei Alibaba ein überdurchschnittlicher Wert und deutet auf Nervosität hin.
+3,84 %
+2,32 %
-19,23 %
-2,51 %
-13,50 %
+185,89 %
+260,79 %
+487,32 %
ISIN:US24703L2025WKN:A2N6WP
Mittwoch, 26. November: Deere
US-Farmerinnen und -Farmer stecken einmal mehr in der Krise. Bereits zum zweiten Mal hat US-Präsident Donald Trump ihre Anliegen verraten beziehungsweise sind sie umgekehrt erneut auf seine
politische Agenda hereingefallen. Der Handelskonflikt mit China hat die Exporte von Agrargütern wie Sojabohnen auf 0 einbrechen lassen – das Reich der
Mitte hat sich kurzerhand neue Importmärkte wie Brasilien erschlossen. Jetzt wird in Washington über Finanzhilfen im Wert von mehreren Dutzend Milliarden US-Dollar diskutiert, da sich die
Republikaner den Verlust ihrer Wählerbasis im ländlichen Raum nicht leisten können.
Die Krise der Farmerinnen und Farmer ist auch an der Aktie des Herstellers von Landwirtschaftsmaschinen Deere nicht spurlos vorbeigegangen. Die handelt gegenüber dem Stand vor einem Jahr zwar mit
einem Plus von 11,4 Prozent, hinkt damit aber sowohl der Gesamtmarktentwicklung als auch Großgerätehersteller Caterpillar weit hinterher. Der profitierte von steigenden Rohstoffpreisen einerseits
und dem KI-Boom andererseits. Im Vergleich zu Silber und Gold notieren Agrarrohstoffe wie Weizen, Mais und Baumwolle niedriger als vor 12 Monaten.
Gleichzeitig lassen es Anlegerinnen und Anleger auch mit Blick auf die Unternehmensbewertung etwas langsamer angehen als noch in den Vorjahren. Deere wurde seit der Corona-Pandemie als früher
Automatisierungsgewinner gehandelt und plötzlich wie ein Technologiewert bewertet, was das Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischenzeitlich auf über 30 hat anschwellen lassen. Aktuell liegt Deere bei einem
KGVe 2026 von 24,3. Das liegt allerdings noch immer deutlich über dem 5-Jahres-Mittel von 18 und macht das Papier anfällig für eine fortgesetzte Bewertungskorrektur.
Die sollte das Unternehmen mit möglichst guten Zahlen zerstreuen, die Resilienz gegenüber der Entwicklung von Agrarpreisen demonstrieren. Erwartet werden Erlöse in Höhe von 9,81 Milliarden
US-Dollar gegenüber 9,28 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal. Beim Gewinn pro Aktie wird Deere nach 4,55 US-Dollar pro Aktie aber einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Schätzungen liegen hier
bei 3,81 US-Dollar.
Dementsprechend wird am Optionsmarkt nicht damit gerechnet, dass sich die Aktie nach den Zahlen steigern kann. Angesichts einer Put-Quote von 66,2 Prozent hat sich die Mehrheit der
Optionsmarktteilnehmenden gegen fallende Kurse abgesichert. Gerechnet werden muss mit einer Kursbewegung von bis zu 5,5 Prozent. Die Earnings-Historie der vergangenen Quartale ist durchwachsen mit
einer Aktie, die zweimal gestiegen und zweimal gefallen ist.
0,00 %
+2,52 %
+2,91 %
-1,82 %
+8,76 %
+11,81 %
+84,80 %
+558,06 %
+2.229,02 %
ISIN:US2441991054WKN:850866
Donnerstag, 27. November: Kroger
Während die Zahlen von Dollar Tree zum Lackmustest für einkommensschwache Haushalte werden dürften, ist vom Quartalsergebnis von Kroger ein Stimmungsbild über die Lage mittlerer Einkommen zu
erwarten. Das ist traditionell die Kundengruppe des Unternehmens, eine Eigenschaft, die sich Kroger mit Mitbewerber Target teilt, dessen Zahlen in der vergangenen Woche allerdings erneut rückläufig und damit schwach ausgefallen sind.
Der Erosion seiner Kundengruppe konnten sich Kroger und seine Aktie bislang mit einem wachsenden E-Commerce-Anteil und Margenverbesserungen entgegenstellen. Nichtsdestotrotz waren die Konzernerlöse
in den vergangenen Quartalen auch hier negativ oder bestenfalls stagnierend, was kein gutes Licht auf den privaten Konsum – die eigentlich so wichtige Säule der US-Wirtschaft – wirft.
Gegenüber dem Vorjahresquartal erwarten Analystinnen und Analysten einen Umsatzanstieg von 1,8 Prozent auf 34,25 Milliarden US-Dollar. Der bereinigte Gewinn pro Aktie (Non-GAAP) soll sich auf 1,03
US-Dollar und damit um 5 Cent höher belaufen. Dabei steht das Unternehmen durchaus unter Erwartungsdruck, denn die Bewertung liegt aktuell bei vielen Kennziffern im hohen einstelligen bis niedrigen
zweistelligen Prozentbereich über dem 5-Jahres-Durchschnitt.
Am Optionsmarkt wird offenbar auf eine starke Prognose für das Weihnachtsgeschäft gesetzt, denn die Optimisten sind angesichts einer Call-Quote von 69,3 Prozent klar in der Mehrheit. Ihnen stehen
die Pessimisten mit einem Put-Anteil von 30,7 Prozent gegenüber. Eingepreist ist eine Kursbewegung von bis zu 6,6 Prozent.
-2,68 %
-3,64 %
-6,49 %
-7,71 %
+8,31 %
+34,22 %
+95,95 %
+73,52 %
+1.574,22 %
ISIN:US5010441013WKN:851544
Weitere nennenswerte US- und China-ADR-Quartalszahlen:
* Earnings per Share / Gewinn pro Aktie (Non-GAAP, bereinigt)
Stand: Sonntag, 23. November, 13:30 Uhr (MESZ)
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion