Bonn (red). Dreieinhalb Wochen Jazz, verteilt über elf Spielstätten, getragen von rund 130 Musikerinnen und Musikern – das Jazzfest Bonn 2026 verspricht eine der stärksten Ausgaben in seiner Geschichte. Vom 17. April bis zum 9. Mai sowie erneut am 27. Juni widmet sich die Stadt dem, was Festivalleiter Peter Materna als den „menschlichen Faktor in der Musik“ bezeichnet. Einen Tag nach Bekanntgabe des Programms ist der Vorverkauf gestartet.

Materna betont, wie sehr Jazz in Zeiten algorithmischer Empfehlungen und KI-generierter Klangwelten an Bedeutung gewinnt: als unmittelbare, unersetzliche Kunstform. Dass die kommende Ausgabe besonders prominent besetzt ist, sieht er als klaren Beleg dieser Vitalität. Viele internationale Größen, etablierte Stimmen des Genres und bemerkenswerte Newcomer prägen das Gesamtprogramm aus 30 Konzerten an 17 Spieltagen.

Start in neuem Glanz: Garbarek eröffnet die Beethovenhalle

Ein symbolträchtiger Auftakt: Saxofon-Legende Jan Garbarek eröffnet das Festival am 17. April in der frisch sanierten Beethovenhalle. Sein Auftritt gilt als Rückkehr der großen Jazznächte an einen der wichtigsten Konzertsäle der Stadt. Es ist der Auftakt zu einer Reihe hochkarätiger Auftritte, die zwischen Kunsthalle, Kreuzkirche, Pantheon, Opernhaus und Telekom Forum stattfinden.

Zu den internationalen Schwergewichten des Programms zählen John Scofield, Billy Cobham, Wolfgang Muthspiel und Rabih Abou-Khalil. Viele von ihnen reisen mit neuen Projekten oder frisch aufgenommenen Alben an. Ebenso stehen Ensembles und Solistinnen auf der Bühne, die seit Jahren fest im Jazz verankert sind – darunter Donny McCaslin, Hildegunn Øiseth oder das österreichische Kollektiv Shake Stew.

Stimmen, die bleiben: Die vokale Seite des Jazzjahres 2026

Besonders viel Raum widmet das Festival dem Gesang. Weltbekannte Künstler wie Kurt Elling und Silje Nergaard präsentieren ihre aktuellen Projekte in Bonn. Gleichzeitig richtet sich der Blick auf junge internationale Stimmen wie Lau Noah und Yumi Ito sowie auf regionale Talente und spannende Entdeckungen wie Nicole Zuraitis oder das Vokalensemble Of Cabbages And Kings. Die Bandbreite reicht von intimen Arrangements bis hin zu experimentellen Ansätzen, die vokalen Jazz neu definieren.

Bigband-Kraft und ein besonderer Festivalabschluss

Traditionell gehört das letzte Konzert der Hauptspielzeit einem großen Ensemble – in diesem Fall sogar zweien. Im Telekom Forum treten am 9. Mai zunächst die Musikerinnen und Musiker des Fuchsthone Orchestra an, eines der markantesten Großformationen aus NRW. Den finalen Akzent setzt das UMO Helsinki Jazz Orchestra, das mit der US-Sängerin Jazzmeia Horn einen international gefeierten Gast präsentiert. Für Horn ist der Auftritt ein willkommenes Comeback auf deutschen Bühnen.

Ein Nachklang mit Strahlkraft: Esperanza Spalding im Juni

Doch das Festival verabschiedet sich nicht einfach im Mai. Einen Monat später, am 27. Juni, folgt der große Nachklang: „Jazzfest Bonn Extended“ führt die Musik noch einmal ins Opernhaus – diesmal mit Esperanza Spalding als Hauptgast. Die Bassistin, Sängerin und Komponistin zählt zu den wichtigsten Stimmen des gegenwärtigen Jazz. Für Materna ist ihr Auftritt ein besonderer Höhepunkt, weil sie jene künstlerische Freiheit und menschliche Tiefe verkörpert, die das Festival auszeichnet.

Mit ihr und vielen weiteren Künstlerinnen und Künstlern setzt das Jazzfest Bonn 2026 ein markantes Signal: Jazz bleibt lebendig, überraschend – und vor allem zutiefst menschlich.