Innovation, Kunst und Kulinarik: Luisa Wendt aus Mecklenburg-Vorpommern verbindet drei ziemlich verschiedene Welten – und das mit bemerkenswerter Konsequenz. Nach Stationen in Ravensburg, London und Schwerin, arbeitete sie bei einer der weltweit größten Unternehmensberatungen. Heute unterstützt sie Unternehmensgründungen im Land, baut internationale Netzwerke für Start-ups mit auf, malt großformatige abstrakte Bilder – und kocht sich im ZDF-Kochformat „Die Küchenschlacht“ mal eben bis ins Jahresfinale. Ab Montag, 24. November, laufen die neuen Folgen des Jahresfinales im TV.

Die Hobbyköchin aus Rostock, Luisa Wendt, bewies starke Nerven: In der ersten Runde der „Küchenschlacht“ wäre sie beinahe rausgeflogen. Am Ende entschied sie die Staffel jedoch für sich. (Foto: ZVG/Luisa Wendt/ZDF)
Ihr Weg durch die Show war turbulent. Vom Beinahe-Aus nach der ersten Runde zu sieben Gesamtsiegen in zehn Shows. Im Gespräch mit dem Nordkurier verrät die 27-Jährige, wie sie sich in das Finale der „ZDF Küchenschlacht“ gekocht hat. Und sie erzählt, wie in ihrem Leben Unternehmergeist mit Kunst und Kulinarik auf die Luisa-Art zusammenkommen.
Pausenbrot-Business mit 12 Jahren gegründet
Aufgewachsen ist sie in MV, nahe Schwerin. Mit 12 kochte sie zum ersten Mal – ihr eigener Geburtstagswunsch – für zehn Erwachsene. „Ich habe damals meine Freundinnen angestellt, dass sie servieren“, erinnert sich Wendt. Im gleichen Alter gründete sie zusammen mit zwei Schulkameradinnen ihr erstes Unternehmen: ein Pausenbrot-Business. Knapp zwei Jahre lang hieß es, für sie und ihre Kameradin, täglich sechs Uhr früh: Brötchenschmieren.

Das Gewinnergericht von Luisa Wendt bei der Küchenschlacht im April. (Foto: ZVG/Luisa Wendt)
„Wir haben am Ende glaube ich nicht mal 300 Euro Gewinn gemacht“, gibt Wendt zu und muss lachen. „Heute würde ich den Stückpreis deutlich anders kalkulieren.“
Pandemie änderte ihren Karriereweg
Nach einem dualen BWL-Studium mit Industrieschwerpunkt folgte der Master in Innovationsmanagement – an einer Kunsthochschule in London. Ein besonderer Studiengang, der zum kreativen Geist und den vielfältigen Interessen der heute 27-Jährigen passt. Ihre Schwerpunkte: Organisationen neu denken, dezentral arbeiten, Produkte nutzerzentriert entwickeln.
„London“, erzählt sie, „das war die Zeit meines Lebens.“ Alles sei bunt und voller Kunst gewesen. „Eigentlich wollte ich da bleiben und arbeiten, nach meinem Masterabschluss“, berichtet sie. Dann kam die Pandemie. Aus gesundheitlichen Gründen und mit Blick auf ihre Familie kehrte sie nach Deutschland zurück.
Von der 80-Stunden-Woche zur Küchenschlacht
Wendt arbeitete zunächst in einem größeren Handelsbetrieb, wechselte dann aber schnell zu einer der weltweit größten Unternehmensberatungen: Deloitte. Sie arbeitete an der Schnittstelle von Strategieentwicklung und Innovation, unter anderem für internationale Automobilmarken, später im Nachhaltigkeitsbereich beispielsweise für den Weltklimagipfel in Aserbaidschan.
Millionenpublikum: Lehrer wagt TV-Traum
Der Rostocker Lehrer Tobias Dietzek ist Teilnehmer der neuen Staffel der Casting-Show „The Voice of Germany“.
80-Stunden-Wochen und gesundheitliche Warnsignale veranlassten sie zum Umdenken: mehr Sinn, mehr Eigenzeit für Kunst, Kochen und neue Ideen. Heute arbeitet Luisa im Digitalen Innovationszentrum Rostock (Landesprogramm) in Teilzeit und begleitet Unternehmensgründungen – von der Idee über Geschäftsmodell und Finanzplan bis zu Verträgen und Vernetzung mit Coaches und Juristen.
Am Anfang einer neuen Karriere
Nach dem Karrierewechsel habe sie nun endlich wieder Zeit für ihre Leidenschaften, erzählt sie. Zeit, die sie zum Kochen, zum Malen und zum Lernen nutzt: Praktika, eigene Koch-Events und Kochkurse in jeder Stadt, jedem Land, das sie bereist.

Luisa Wendt liebt die Gastro-Szene. Nicht nur, um zu lernen, probiert sie immer wieder Neues aus. Sie sucht nach dem Besonderen: Hier ist es der „Lila Laune“-Gin Tonic mit besonderem Topping in der Rostocker Bar „Unfug“ in der KTV, wo das Gespräch mit dem Nordkurier stattfand. (Foto: Maria Häfer)
„Ich habe mich in diesem Jahr so weiterentwickelt, weil ich mich auf einmal wieder so intensiv mit dem Thema Kochen auseinandergesetzt habe“, erklärte sie. te
Zu viel Chichi bei deutschem Klassiker?
Mit viel Kreativität und Experimentierfreude überraschte sie die Jury immer wieder, auch wenn nicht jede Innovation Anerkennung fand, wie Luisa Wendt schmunzelnd berichtet. Denn: In der ersten Runde drohte ihr tatsächlich das Aus. „Ich dachte, Senfeier, das ist eine richtig tolle Idee“, so Wendt. Sie habe den Klassiker der deutschen Küche mit vielen Details aufgewertet – wie sie glaubte: Panko-Panierung, mit Muskat abgeschmeckter Kartoffelstampf, gepickelte Rote Bete, Rote-Bete-Schaum und Senfkaviar.

Wie auch immer es für Luisa Wendt im Jahresfinale der Küchenschlacht ausgeht: Sie weiß, dass sie das Kochen weiter professionalisieren möchte. (Foto: ZVG/Luisa Wendt/ZDF)
„Aber Tarik Rose, der Juror, meinte: ‚Handwerklich toll gemacht, aber braucht man diesen Chichi?‛“, erzählt sie. Die Hobbyköchin behielt die Nerven und schaffte es, diesen anfänglichen Tiefpunkt zu einem Gesamtgewinn auszubauen.

Mit ihren Freunden kocht Luisa Wendt immer zur Ausstrahlung der Küchenschlacht die jeweiligen Rezepte, die sie den Juroren präsentiert hat, nach. (Foto: ZVG/Luisa Wendt)
Ob sie das am Montag im TV anlaufende Jahresfinale gewonnen hat, verrät sie noch nicht. Nur so viel: „Ich bin inspiriert, meinen Weg zwischen Kunst und Kulinarik weiterzugehen und mein unternehmerisches Wissen, wird dabei sicherlich eine Rolle spielen.“